Ein ungewöhnlicher Ort für den Glauben
26.4.2020, 19:13 UhrDie beiden Geistlichen bereiten sich auf die erste gemeinsame Andacht vor. Mit dabei ist auch Sabine Ruckriegel vom Posaunenchor St. Martin, um die beiden Herren auf der Trompete zu begleiten. "Für einen ganzen Posaunenchor reicht der Platz mit dem geltenden Sicherheitsabstand nicht", lacht Pfarrer Wagner.
Der guten Stimmung tut das keinen Abbruch. Bei "Lobet den Herren" wird kräftig mitgesungen. "Für uns ist es so wichtig, dass es wieder eine Andacht gibt", meint Heimleiter Klaus Schumm. "Wir sind ja ein christliches Haus und haben normalerweise drei bis vier Gottesdienste in der Woche für die Bewohner."
Doch seit dem Beginn der Corona-Pandemie verwaiste die kleine Kapelle im Erdgeschoss des Hauses: "Das war ganz schlimm für unsere Bewohner, dass da von heute auf morgen nichts mehr geht." Denn gerade die älteren Menschen freuen sich über ihre regelmäßigen Rituale – und über den Zuspruch in schwierigen Zeiten. Den spenden ihnen nun auch Wagner und Körber mit ihrer Andacht, die von Gottes Liebe in Momenten der Bedrohung erzählt.
Es ist die erste ökumenische Andacht, die in dieser Form stattfindet, wobei es für die evangelische Gemeinde selbstverständlich war, die katholischen Kollegen zu unterstützen. Denn immerhin sind fast ein drittel der knapp 100 Heimbewohner evangelisch. "Eine klassische Messe können wir ohne Kontakt ohnehin nicht machen, deshalb ist das eine gute Form", meint Schumm.
Zum Glück ist der Garten des Heims eine erprobte Veranstaltungsstätte: "Wir hatten schon viele Musiker, die hier aufgespielt haben - von Solokünstlern bis hin zu den Nürnberger Sinfonikern", erzählt Schumm.
Und damit auch wirklich alle Bewohnerinnen und Bewohner die Chance haben, das, was unten passiert, mitzubekommen, werden alle Veranstaltungen immer drei mal gemacht: Auf jeder Seite des Hauses, so dass man es von allen Balkonen aus gut sehen kann. Die ökumenische Andacht soll dabei nicht das letzte Angebot dieser Art gewesen sein.
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