Plech hat ein Altenheim für besondere Apparate

6.10.2016, 14:30 Uhr
Plech hat ein Altenheim für besondere Apparate

© Patrick Schroll

Meterweise Regale sind mit den Anleitungen gefüllt. Es ist Kurt Taubers Archiv. Gesammelt über Jahrzehnte, angetrieben von seiner Leidenschaft, dem Fotografieren.

Aufgewachsen in einem Dorf, nicht größer als Plech, wo der Rentner heute wohnt, hielt er als 7-jähriger Bub zum ersten Mal einen Fotoapparat in der Hand und damit die Baustelle der Eltern fest, die an ihrem eigenen Heim bauten. Drei Jahre später ist der Junge in seinem eigenen Fotolabor am tüfteln und spätestens jetzt für ein Leben lang angefixt.

„Momente für die Ewigkeit festhalten“, schwärmt Tauber über seine Leidenschaft. Dass er heute in seinem eigenen Museum steht, daran hatte er vor wenigen Jahren noch nicht geglaubt. Er war in Bayreuth und Leipzig vorstellig, hatte seine gesammelten Fotoapparate, Objektive, Projektoren und eben die tausenden Seiten Bedienungsanleitungen präsentiert.

Interesse hätten viele gehabt, nur wenige wurden konkret, wenn überhaupt. „Auch Pegnitz hätte das Museum haben können“, sagt Tauber. Mit einem Zusatz: „Wenn sich der Bürgermeister dafür interessiert hätte.“ Der steht nicht mehr an der Spitze der Stadt und Tauber ist nicht mehr auf der Suche.

Im obersten Stockwerk der Plecher Grundschule hat sich Tauber 2011 in zwei Räumen und einem 20 Meter langen und drei Meter breiten Flur eingerichtet. 300 Quadratmeter für 20 000 Ausstellungsstücke. Nicht alle sind so groß wie „das Prunkstück“.

Verstaubte Ziehharmonika

86 Jahre alt ist das Konstrukt aus Holz, 4,40 Meter lang. Selbst drei starke Männer können die Apparatur nur schwer heben. Die Ziehharmonika aus schwarzem Leder hatte Plakate und feste Ausstellungsgegenstände vor ihrer Linse, die nicht größer als die heutiger Kameras ist.

Plech hat ein Altenheim für besondere Apparate

Vom verstaubten Dachboden Berlins sollte es seinen Weg ins Deutsche Museum finden, doch dort war kein Platz dafür. Ein Glücksfall für Tauber. Er schlug sofort zu. „Ohne zu wissen, ob ich das je ausstellen kann.“ Das war 2006. Auf den Zufall kam es schon immer an. Von einem gemeinnützigen Förderverein getragen, kann sich das Museum teure Käufe nicht leisten.

Taubers Sammlung wuchs seit den 80er Jahren, bildet über ein Jahrhundert ab. Das ältestes Stück erblickte 1895 das Blitzlicht der Welt. Es ist das neue Baby im Fotomuseum.

Dazu gekommen ist Kurt Tauber aus traurigem Anlass. Es war der letzte Wille eines Neumarkter Sammlers. Von den 400 Apparaten sichtete das Museumsteam bisher gut 50. Vor Tauber liegt eine Mammutaufgabe. Jedes Kameradetail wird der Plecher untersuchen. Fast 100 Jahre der Fotografie deckt die Sammlung ab, inklusive Originalverpackungen - ein wertvoller Schatz.

Durch ein Stereoskop, einen Raum weiter, wird sichtbar, was jene Fotoapparate vielleicht mal vor der Linse hatten. Eine Dame mit Hut, und Pelz um den Hals schreitet im knielangen Mantel in dritter Dimension dem Betrachter entgegen. Möglich macht das eine Fotoplatte aus Glas. Für das linke und rechte Auge ist das Bild darauf eingebrannt. „Wer sich solche Geräte leisten konnte, zählte zu den gut ausgestatteten Haushalten“, sagt Tauber.

Ein roter Schatz

Den Blick in die Vergangenheit werfen, können die Besucher immer wieder sonntags, zwischen 11 und 17 Uhr. Besonders am ersten und dritten Sonntag im Monat herrscht im Museum großer Rummel, stünden die Besucher bis ins Erdgeschoss hinunter, um ihre Fotoapparate schätzen zu lassen.

Plech hat ein Altenheim für besondere Apparate

Oft sei der finanzielle Wert niedrig, der ideelle hoch. Manchmal landet eines der Stücke dann im Museum. Nicht nur Tauber freut es, „wenn alte Apparate ein trockenes Plätzchen im Kameraaltenheim finden“.

Mit großen Augen nimmt Tauber eine Plattenkamera mit rotem Lederbalken aus der Nachlasssammlung. Er schwärmt über den guten Zustand der über 100 Jahre alten Kamera. Ein paar Kniffs und sie würde wieder laufen. Tauber packt sie vorsichtig ein, nimmt sie mit nach Hause und wird sie bis ins letzte Detail untersuchen. Er freut sich über die viele Arbeit.

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