Wenn der Heizfortschritt mit Geräusch verbunden ist
1.1.2017, 20:15 UhrBaugrund in begehrten Lagen ist teuer. Entsprechend klein sind meist die Grundstücksparzellen. Da kann es dann passieren, dass das eigene Schlafzimmerfenster nicht weit entfernt ist von dem mehr oder weniger permanent surrenden und brummenden Kasten, der an der Rückseite des Nachbarhauses steht. Dass die Familie nebenan mit der sich in dem Kasten verbergenden Luft-Wärmepumpe auf verhältnismäßig nachhaltige und ressourcenschonende Weise Heizwärme produziert, versöhnt lärmempfindliche Menschen meist nicht.
„Bei zunehmendem Einsatz dieser Geräte verlärmen wir unsere bisher ruhigen Wohngebiete großflächig. Insbesondere der hier auch anfallende Infraschall ist extrem lästig und verhindert insbesondere eine geregelte Nachtruhe“, schreibt ein Leser an unsere Redaktion und fährt fort: „Erlangen hat Luft-Wärmepumpen für außen in neuen Wohngebieten bereits verboten. Die Stadt Nürnberg handelt nicht.“
Sowohl bei den Verantwortlichen in Erlangen als auch in Nürnberg kennt man die Klagen über die negative Begleiterscheinung der Luft-Wärmepumpen, bei denen leistungsstarke Ventilatoren für die Umwälzung großer Luftmengen sorgen, denen dann Wärme entzogen und in den Heizkreislauf abgezogen wird. Und diese Ventilatoren verursachen Vibrationen und Lärm.
Ein allgemeines Verbot des Aufstellens von Luft-Wärmepumpen-Anlagen im Außenbereich wurde allerdings weder in Erlangen noch in Nürnberg erlassen. Doch Konrad Wölfel, Energieberater beim Amt für Umweltschutz der Stadt Erlangen, ahnt, worauf sich der Leserbriefschreiber bezieht. Bei der Ausweisung eines Neubaugebiets im Ortsteil Büchenbach hat die Kommune den Bebauungsplan für etliche Vorgaben genutzt. Eine davon schreibt vor, dass keine Bestandteile von Wärmepumpen im Außenbereich installiert werden dürfen, was explizit auch für Wärmetauscher beim Einsatz von Luft-Wasser-Wärmepumpen gilt. „Grund dafür“, so Wölfel, „war in der Tat die hohe Zahl von Lärmbeschwerden.“
Passivhaus-Standard
Das Büchenbacher Neubaugebiet, in dem rund 70 Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenhäuser sowie sechs Mehrfamilienhäuser entstehen, ist als „Energie-Plus-Siedlung“ konzipiert. Das heißt, die Gebäude müssen im Passivhaus-Standard gebaut werden und ohne konventionelle Heizanlage auskommen.
An die Stelle einer Gas- oder Ölheizung treten fast ausnahmslos Wärmepumpen. Bei gut der Hälfte der bisher geplanten Häuser sind das Sole-Wasser-Wärmepumpen, in den anderen Fällen Luft-Wasser-Wärmepumpen. Nicht weil sie mit ihren Lärmemissionen ins Gerede kamen, sondern wegen ihrer geringeren Energieeffizienz empfiehlt Wölfel bei der verpflichtenden Bauherrenberatung die Luft-Wärmepumpen weit weniger gern. (Siehe auch Beitrag unten)
Doch oft entscheidet am Ende die Kostenfrage. Und da bringen – zumindest bei der Anschaffung – die Luft-Wärmepumpen gegenüber den Alternativmodellen einen Preisvorteil von bis zu 10 000 Euro.
Überall, wo neue Wohnsiedlungen von Kommunen auch in Bezug auf die Energieversorgung gründlich konzipiert werden, spielen konventionelle Heizsysteme keine Rolle mehr. Beim nächsten, noch in Vorbereitung befindlichen Erlanger Baugebiet, verrät Wölfel, werden die einzelnen Häuser von einem Blockheizkraftwerk zentral versorgt werden. Eine noch effizientere Lösung als Wärmepumpen.
Für den Nürnberger Umweltreferenten Peter Pluschke rangiert an erster Stelle unangefochten die Versorgung mit Fernwärme. Etwa 20 Prozent der Nürnberger Haushalte beziehen so ihre Heizwärme. Einziger Haken: Nicht überall gibt es die Möglichkeit des Anschlusses an das Fernwärmesystem. Die Versorgung über Blockheizkraftwerke scheitert in Nürnberg vor allem daran, dass die in jüngerer Zeit neu ausgewiesenen Wohnbauflächen vor allem Lückenschluss-Projekte waren. Und Blockheizkraftwerke, so Pluschke, funktionieren nur als Quartierslösung. „Es muss eine hohe Dichte der Abnehmer gesichert sein.“
Effiziente Brennstoffzelle
Pluschke ist sicher, dass in puncto Heiztechnologie („In den letzten fünf Jahren hat sich hier die Welt verändert“) das Tempo der Innovation weitergeht. Großes Potenzial schreibt er der Brennstoffzellen-Heizung zu; aber auch der Vormarsch der Wärmepumpen werde weitergehen.
Und was das Problem der Lärmbelästigung durch solche Anlagen angeht, verweist die Stadt Nürnberg mit einiger Gelassenheit auf die gesetzlichen Regelungen. Die vom Bund erlassene Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) nennt als Immissionsrichtwerte in reinen Wohngebieten tagsüber 50 Dezibel und nachts 35 db. Das entspricht dem Geräusch von Blätterrauschen.
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