Wie Kaiserkrone und Zepter in den Bierkeller kamen
3.9.2017, 20:12 UhrDas Fembohaus und der Historische Kunstbunker sind die beiden Schauplätze, über welche die Führung "Wie die Kaiserkrone in den Bierkeller kam" einen erlebbaren Bogen spannt. Der Förderverein Nürnberger Felsengänge hat sie ins Leben gerufen, weil immer wieder Fragen zu den Reichsinsignien dagewesen seien. Bürger wollten diese nicht nur sehen können, sondern auch die Stelle im Bunker entdecken, wo diese einst aufbewahrt wurden. Im Fembohaus ist eine wertvolle Kopie des Reichsschatzes zu bestaunen.
Die Reichskleinodien sind ein wichtiger Kronschatz aus dem Mittelalter – der einzige, der im Original fast vollständig erhaltenen blieb. Gemeint ist damit der Reichsschatz der Herrscher des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation: Krone, Zepter und Reichsapfel. Eine von fünf in Deutschland verfügbaren Kopien befindet sich in Nürnberg, im Ausstellungssaal "Krone – Macht – Geschichte" des Fembohauses.
Am Wochenende führt Ingrid R. Petermann dort eine Gruppe von neun Teilnehmern. Es geht um die Bedeutung der Reichskleinodien für die Stadt. Ursprünglich befanden sich die Reichskleinodien auf der Burg Karlstein in Prag, heute sind sie in der Wiener Hofburg verwahrt. Dazwischen gab es so manche Irrungen und Wirrungen und nicht zuletzt für Nürnberg bedeutsame Zeiträume. Diesen will die Führung nachgehen.
Wer die Nürnberger Kopie in der Vitrine betrachtet, mag sich ob eines Dutzends Fische zu Füßen des Schatzes wundern. Als die weitere Verwahrung des Reichsschatzes in Prag zu gefährlich zu werden drohte, übertrug Kaiser Sigismund diese "auf ewige Zeit" an die seinerzeit sicherste Stadt im Deutschen Reich: Nürnberg. Nicht sicher waren die Transportwege. Man bediente sich einer effektiven List und tarnte das Ganze als Fischtransport. Der Reichsschatz kam im Jahr 1424 unversehrt nach Nürnberg, wo er in der Kirche des Heilig-Geist-Spitals verwahrt wurde.
1796 fand der Reichsschatz sein Versteck vor französischen Truppen in einer Regensburger Scheune. 1813 wiederentdeckt, sollte er fortan in Wien verwahrt sein. Abermals kam er 1938 nach Nürnberg zurück: in den Historischen Kunstbunker.Hier gibt’s den Brückenschlag zum Bier. Ursprünglich war der Bunker Teil des großen unterirdischen Bierkellersystems. Die seinerzeit 113 Brauereien in Nürnberg unterstrichen die überlebensnotwendige Rolle von Bier; Trinkwasser war meist verdorben. Der Bunker war als Keller für Metall und Holz geeignet. Kunstwerke konnten erhalten bleiben. Voll gewesen sei der Bunker im Februar 1940. Mit seiner Felsendecke unter dem Burgfels war er eine Einmaligkeit. Bei dortigen plus 18 Grad Celsius ist nichts gerostet, es wurden Isolierungsschichten angebracht sowie Lüftungsklappen für die Frischluftzufuhr.
Zum Originalschauplatz
Bei den Reichskleinodien lassen sich in Bezug auf Nürnberg zwei Enden einer Ewigkeit erleben: Der Reichsschatz verließ Nürnberg das erste Mal 1796 sowie im Folgenden 1946, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. In der Führung kann nachempfunden werden, wie eng die Geschichte der Reichskleinodien mit der Geschichte Nürnbergs verbunden ist. Erlebbar wird auch die Bedeutung Nürnbergs als Reichsstadt. Nachdem die Nürnberger Kopie aus nächster Nähe betrachtet wurde, begibt man sich zu der Stelle im Bunker, wo der Original-Reichsschatz den Krieg unbeschadet überdauerte.
ZDie Führung wird wiederholt. Weitere Termine in diesem Jahr sind am 7. Oktober, 4. November und 2. Dezember, jeweils um 15 Uhr. Treffpunkt ist beim Stadtmuseum im Fembohaus; der Eintritt beträgt 8 Euro.
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