Was auf einer Wiese blüht

19.6.2018, 16:54 Uhr
Was auf einer Wiese blüht

© Fotos: Edgar Pfrogner

Wer solche Schätze entdecken will, sollte "einfach näher rangehen", empfiehlt Sylvia Dürnberger, die Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbandes Nürnberg e.V. (LPV). Der Verband lässt die Wiese regelmäßig mähen, das ist auch eine Form des Artenschutzes. Wenn das einmal pro Jahr, etwa Mitte Juni, geschieht (die Aufnahmen von Edgar Pfrogner entstanden kurz zuvor), können die Pflanzen den Boden nicht mehr düngen und er bleibt mager.

Der Schnitt ist sehr wertvoll und wird genutzt, um Ausgleichsflächen zu "impfen". Sobald Gräser und Blumen trocknen, fallen ihre Samen heraus und verbreiten den Artenreichtum. Auch darum habe das Biotop an der Schalkhaußerstraße "besondere Bedeutung für ganz Bayern", sagt Thomas Barczyk, beim LPV für den Artenschutz zuständig.

Besenginster (Cytisus scoparius)

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Wer hätte das gedacht? Der Besenginster, der mit seinen sattgelben Blüten zu den Frühlingsboten zählt, gehört zur Familie der Hülsenfrüchte und ist verwandt mit Bohnen und Erbsen. Er ist in ganz Mitteleuropa anzutreffen, mag lockeren und frischen Boden und erzeugt Stickstoff – den andere Pflanzen zum Gedeihen brauchen. Seine rutenartigen Zweige wurden einst zur Besenherstellung verwendet – daher Besenginster.

 

Natternkopf(Echinum vulgare)

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Der Natternkopf wird auch "Blauer Heinrich" genannt und gilt als Schmuckpflanze der Ödlandschaften. Mit ihrer dicken Blatthaut und festen Haaren, an denen Tau kondensiert, ist die Pflanze perfekt an trockene Standorte angepasst. Der Blütenstand des Natternkopfs wird bis zu 50 Zentimeter lang – und ist bei den Schmetterlingen ein Leckerbissen. Es wurden schon 40 Arten gezählt, die die mit Borretsch und Beinwell verwandte Pflanze besuchten.

Sand-Grasnelke
(Armeria maritima ssp. elongata)

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Ihre lateinische Bezeichnung verrät es fast: Die Sand-Grasnelke verträgt auch Salz. Ihre kugelförmigen Blüten bestehen tatsächlich aus vielen Einzelblüten, bis zu 100 stammen aus einer Blattrosette. Ihr Vermehrungstrick: Die Samen kletten sich ins Fell von Tieren und lassen sich so zu weit entfernten Standorten tragen.

Silbergras
(Corynephorus canescens)

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Das Silbergras gehört zu den Süßgräsern. Es kann bis zu 60 Grad Celsius in der Sonne ertragen, harte Fröste aber setzen ihm zu. Die Genügsamkeit ist teuer erkauft: Das Silbergras wächst extrem langsam und es hat einen so geringen Nährstoffgehalt, dass sogar Schafe "bäh" sagen.

Heide-Nelke(Dianthus deltoides)

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An einigen Stellen steht die Heide-Nelke an der Schalkhaußerstraße besonders dicht. Während der Blüte, die von Juni bis in den September dauert, schwebt über diesen Beständen ein pupurnes Leuchten. "Die Heide-Nelke hebt sich heraus, sie ist sehr markant", schwärmt Thomas Barczyk. Obwohl — oder gerade weil — die zarte Pflanze gerade einmal 20 bis 30 Zentimeter hoch wird.

 

Berg-Sandglöckchen
(Jasione montana)

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Das Berg-Sandglöckchen war 1990 die Blume des Jahres. Es gilt als "gefährdet", denn der zu starke Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft zerstört in weiten Teilen Deutschlands seine Reviere. "Man muss es suchen", sagt Thomas Barczyk. Sein kugeliger Kopf schaut aus wie Klee, nur ist er stahlblau und besteht aus vielen kleinen Blüten. Was man der zarten Pflanze nicht zutraut: Ihre Wurzeln reichen bis einen Meter tief in den Boden.

Großblütige Königskerze(Verbascum densiflorum)

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Sie sticht unter den Pflanzen auf dem Sandmagerrasen an der Schalkhaußerstraße hervor – ganz buchstäblich, denn die Großblütige Königskerze wird bis zwei Meter hoch. Sie ist an trockene Standorte angepasst: Wollige Haare auf den oberirdischen Pflanzenteilen beschirmen sie vor Sonne und mindern die Verdunstung. Die Königskerze blüht leuchtend gelb und ist mit rund 200 Blüten je Exemplar eine beliebte Nahrungspflanze für Schmetterlinge, aber auch für Fliegen, Hummeln und Käfer.

Echtes Johanniskraut
(Hypericum perforatum)

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Wo es wächst, darf man sicher sein: Hier handelt es sich um einen trockenen Standort. Mit seinen fünf gelben Blütenblättern, die Samenfäden zu einem Feuerwerk gereckt, ist das Echte Johanniskraut auch für ungeübte Naturliebhaber leicht zu erkennen. Seit einigen Jahren ist es in aller Munde: als Medizin gegen depressive Verstimmungen oder auch nervöse Unruhe. Sein Öl wird des Weiteren gegen Hexenschuss und bei Verstauchungen aufgetragen und soll bei Sonnenbrand helfen.

 

Feld-Thymian (Thymian pulegioides)

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Echten Thymian kennt jeder. Der Feldthymian ist ein enger Verwandter. "Während der Blüte duftet er sehr intensiv", berichtet Thomas Barczyk. Natürlich ist die Wildpflanze auch essbar, nur ist ihr Aroma feiner als das der Gartenkräuter. Verwendet werden die Blättchen des Feldthymians, aber auch die lilafarbenen Blüten. Sie unterstützen die Verdauung schwerer Speisen.

 

Scharfer Mauerpfeffer
(Sedum acre)

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Der Scharfe Mauerpfeffer ist ein Dickblattgewächs und gehört zur Gattung der Fetthennen. Die ganze Familie kommt mit wenig Wasser aus, der Scharfe Mauerpfeffer gedeiht sogar in Mauerritzen – und breitet sich, wenn möglich, wie ein Rasen aus. Seine Blüten sind goldgelbe Sternchen, sein Saft soll reizend und ätzend sein. Also scharf. "Probiert habe ich davon noch nicht", sagt Thomas Barczyk. Dabei wurde der Mauerpfeffer schon vor über 2000 Jahren als Heilpflanze eingesetzt.

 

Gemeine Ochsenzunge(Anchusa officinalis)

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Diese Pflanze war früher hoch geschätzt. Sie wurde als Gemüse oder als Salat gegessen, ihre Wurzel färbte Salben rot. Ihre Blüte vollzieht einen Farbwechsel: Beim Aufblühen erscheint sie karminrot, in der Vollblüte dann zeigt sie sich vollviolett. Aber nicht deshalb heißt die Ochsenzunge, wie sie heißt. Die Bezeichnung geht auf die behaarten Blätter zurück, die sich rau wie eine Rinderzunge anfühlen.

 

Kleines Habichtskraut oder Mausohr-Habichtskraut
(Hieracium pilosella)

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Bei Trockenheit rollt das Kleine Habichtskraut seine Blätter einfach ein. Seine helle, Licht reflektierende Unterseite verringert dann die Erwärmung. Mit solchen Kniffen können die Pflanzen in der prallen Sonne überleben. Von Mai bis in den Oktober blüht es hellgelb auf einer ebenmäßigen, behaarten Rosette und ist deshalb auch als Gartenpflanze beliebt. Aber Achtung, das Kleine Habichtskraut neigt zu starker Ausbreitung.

Kleiner Sauerampfer(Rumex acetosella — hier nicht abgebildet)

Der Kleine oder auch Zwerg-Sauerampfer ist in ganz Europa zu Hause. Er wächst auf Kreta, aber auch am Nordkap – oder eben im Nürnberger Stadtteil Reichelsdorf. Aber "man muss schon genau hinschauen, um ihn zu entdecken", sagt Artenschützer Barczyk. Er wird gerade zehn bis 30 Zentimeter hoch, an dünnen Stängeln sitzen schmale, spitz zulaufende Blätter. An langen Rispen reihen sich pergamentfarbene oder rubinrote Blüten. Er hat einen hohen Gehalt an Oxalsäure und ist deshalb nichts für Nierenkranke, wenn Tiere zu viel davon fressen, bekommen sie Durchfall.

Karthäuser-Nelke
(Dianthus carthusianorum)

Die leuchtend purpurfarbene Blume mit den zart gezahnten Blütenblättern haben angeblich schon die Karthäuser-Mönche und auch Nonnen in ihren Klostergärten angebaut und in schmerzstillenden Einreibungen verwendet. Womöglich geht der Name aber auch auf die Naturforscher Johann Friedrich und Friedrich August Cartheuser zurück oder auf die Landschaft Grande Chartreuse in Frankreich. Wie dem auch sei: Die Karthäuser-Nelke ist höher als die Heide-Nelke und an der Schalkhaußerstraße deutlich seltener zu finden (siehe großes Bild oben).

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