Brücken bauen für ein vielfältiges Miteinander
20.8.2018, 19:17 Uhr"Die rote Jacke" lautet der Titel, den das "Theaterprojekt International" auf die Bühne gebracht hat. Es ist die Geschichte eines jungen Syrers, der in einem türkischen Flüchtlingslager auf die Einreise nach Deutschland wartet. Dort bekommt er die besagte rote Jacke und findet in einer Tasche den Namen der Spenderin des Kleidungsstückes. Der junge Mann will sich bei seiner Spenderin bedanken und macht sich auf die Suche nach ihr. Eine Geschichte über verlorene und neue Heimat und Dankbarkeit. Das "Theaterprojekt International" hat sich unter Leitung des Schauspielers Irfan Taufik dieser Themen angenommen. Gegründet wurde die Schauspielgruppe 2017.
Geflüchtete aus Syrien, aus Äthiopien sowie Einheimische im Alter zwischen 17 und 25 Jahren machen mit. Die meisten haben zuvor noch nie auf einer Bühne gestanden. Im Schauspiel finden die jungen Akteure eine gemeinsame Sprache, der Schlüssel für die gemeinsame kulturelle Arbeit. Sie treten in einen Dialog miteinander, sowohl künstlerisch als auch menschlich. Denn zur Theaterarbeit gehören auch Unternehmungen wie Ausflüge und gemeinsames Kochen. Das "Theaterprojekt International" ist nach Ansicht der Jury der geeignete Preisträger für den Interkulturellen Preis des Integrationsrates der Stadt und erhält die Hälfte des Preisgeldes in Höhe von 1500 Euro. Damit soll die weitere Arbeit des im wahrsten Sinne des Wortes interkulturellen Projekts gefördert werden.
Gegen rechte Umtriebe
Die andere Hälfte des Geldes erhält der Verein "Bunter Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd". Denn Verständnis für den anderen, ein gutes Zusammenleben und Akzeptanz der Vielfalt entstehen hier auf zwischenmenschlicher Ebene, in direkter Nachbarschaft und in der Bereitschaft zum Dialog. Entstanden ist der "Bunte Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd" einst als Reaktion auf rechtsextreme Umtriebe im Viertel. 2016 wurde aus dem Zusammenschluss von 26 Organisationen und mehreren Einzelpersonen nun ein Verein. "Hervorzuheben sind die Projekte, die die Aktiven immer wieder anstoßen: etwa ,Migrationsvielfalt mitten unter uns – Migranten erzählen ihre Geschichte‘", schreibt der Integrationsrat in seiner Begründung.
Zudem setze sich der Verein für eine Erinnerungskultur ein, etwa um einen Ort des Gedenkens auf dem Südfriedhof zu schaffen. Denn gleich nebenan gab es im Zweiten Weltkrieg ein Lager für Zwangsarbeiter und ein KZ-Außenlager. Mit dem Preis will der Integrationsrat die Arbeit dieses "Bunten Tisches" unterstützen.
Von Vielfalt geprägt
"Das ,Theaterprojekt International‘ und der ,Bunte Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd‘ haben gemeinsam, dass in beiden Fällen Menschen aktiv geworden sind, um Denkanstöße zu liefern und ein Miteinander zu ermöglichen. Damit bauen sie Brücken in unserer Stadt, die von Vielfalt geprägt ist", so die Jury.
Der Interkulturelle Preis des Integrationsrates wurde 1992 erstmals verliehen und wird seit 1994 jährlich vergeben. Preisträger können Personen, Vereine oder Institutionen sein, die besondere Verdienste für zugewanderte Menschen in den Bereichen Kultur, Bildung, Soziales, Kommunalpolitik oder Sport geleistet und sich für die Integration und das interkulturelle Zusammenleben besonders eingesetzt haben. Insbesondere ehrenamtliches Engagement soll mit der Auszeichnung gewürdigt werden. Alle Nürnberger Bürgerinnen und Bürger können schriftlich Vorschläge beim Integrationsrat einreichen. Die offizielle Preisverleihung findet im Herbst während der Interkulturellen Wochen statt.
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