Oberer Schulweg Reuth: Häuslebauer brauchen Geduld
6.9.2018, 06:00 UhrReibungslos verlief die Sache nie: Schon im städtischen Entwicklungsplan von 2011 gehörten die rund 2,3 Hektar auf der Reuther Hut zu den umstrittensten Projekten, konnten – gegen die Stimmen der SPD, FGL und FW – aber im Stadtrat durchgewinkt werden. Als das Neubaugebiet konkrete Entwurfsformen annahm, gründete sich 2014 eine Bürgerinitiative (BI), die sich "Schützt die Reuther Hänge" auf die Fahnen schrieb. Die BI befürchtete die Zerstörung des sich unmittelbar anschließenden Naherholungsgebiets, ein Verkehrschaos in den engen Straßen auf der Reuther Hut sowie Gestank und Mücken durch das notwendige Regenrückhaltebecken fürs neue Wohngebiet.
Sorgen, um die sich Forchheims Gesamtbevölkerung dann allerdings recht wenig scherte: Der von der BI initiierte Bürgerentscheid scheiterte 2016 – weil mit 2395 Stimmen gegen das Baugebiet und 766 Fürsprechern die erforderliche Mindestzahl an Stimmen (4862), die einen Bürgerentscheid in Bayern gültig machen, deutlich verfehlt worden waren. Formell aufgelöst hat sich die BI zwar nie, doch ihr Sprecher Edwin Meyer meint: "Wir sehen momentan keine Handlungsoptionen mehr." Künftige Aktionen will er deshalb nicht komplett ausschließen. "Man muss die Entwicklungen abwarten", so Meyer.
Augenscheinlicher Stillstand?
Auf einer Bürgerversammlung im Reuther Sportheim Ende 2016 stellte der frisch ins Amt gewählte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) nüchtern fest: Mit Bauen am Oberen Schulweg sei erst mal nicht, denn vorher gelte es, das in die Jahre gekommene Baulandmodell "zu reformieren". Seither ist es still geworden um die Hut – und vor allem auf der Hut: Zwei Jahre nach der Bürgerversammlung findet, wer dort nach Baggern oder Baukränen sucht, weiterhin eine Wiese und ein paar Obstbäume. Augenscheinlich hat sich nichts getan.
Forchheims Bauamtschef René Franz erklärt aber: "Die planerischen Hürden haben wir im Rahmen der Bauleitplanung bewältigt." Das schließe das Regenrückhaltebecken, die Abstände zu den Bäumen, "eben alle baulichen und umwelttechnischen Erschließungsthemen" mit ein. "Der Entwurf steht", so Franz. Doch wie sieht mit es dessen Grundlage, also dem reformierten Baulandmodell aus? "Das werden wir bis Ende des Jahres in den Stadtrat bringen", verspricht der Bauamtsleiter, was auch der Oberbürgermeister bekräftigt.
Eigentlich greift am Oberen Schulweg das alte Baulandmodell, denn es sollen nur Einfamilienhäuser und kein Geschosswohnungsbau entstehen. Das Modell sieht vor: Grundstückseigentümer verkaufen der Stadt 45 Prozent ihrer Fläche für den Festpreis von 75 Euro pro Quadratmeter. Doch angesichts der exponierten Lage an den Reuther Hängen ist nicht nur die Ausweisung von Bauplätzen kompliziert: Die Erschließungskosten sind sehr hoch, der Quadratmeterverkaufspreis von 75 Euro zu niedrig. Das "neue" Baulandmodell soll nun mittels parallelem Umlageverfahren wieder mehr Anreize schaffen, Grundbesitzer zum Verkauf zu bewegen.
Bis es wirklich soweit ist, dass Bauwillige (bislang sind es 22) ihre Häuser auf der Hut errichten können, wird allerdings viel Zeit ins (Bau-)Land streichen: Steht das Baulandmodell, braucht es rund sechs Monate, bis der Bebauungsplan Rechtskraft hat – davor muss noch die Vorerschließung durch die Stadt erfolgen, Straßen gebaut, Kanäle eingelassen und Kabel verlegt werden.
Absichtliche Verzögerung?
Uwe Kirschstein muss sich deswegen Vorwürfe seitens der Forchheimer CSU gefallen lassen: Der OB verzögere die Sache absichtlich, weil er kein Freund des "alten" Baulandmodells sei, heißt es von christsozialer Seite. Kirschstein "irritieren" solche Vorwürfe, die er klar zurückweist: Er verweist auf das bereits gängige Nebeneinander verschiedener Baumodelle in der Stadt und darauf, dass es für den Oberen Schulweg erst "ein zukunftsweisendes" Baulandmodell zu entwickeln galt. Zudem habe es seit der Bürgerversammlung 2016 dringlichere Probleme als das Bauen auf der Hut gegeben, mit denen sich die Stadtverwaltung beschäftigen musste. René Franz ergänzt, auch der durch den Bürgerentscheid bedingte Planungsstopp habe für Verzögerungen gesorgt.
Wann die Häuslebauer letztlich anrücken dürfen, kann Franz nicht sagen. Was er aber sagen kann: "2019 wird da oben sicher noch kein Haus stehen."
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