Wölckernstraße: "Da macht jeder, was er will"

21.2.2019, 20:35 Uhr
Wölckernstraße:

© Grafiken: Stadt Nürnberg

Wölckernstraße:

© Grafiken: Stadt Nürnberg

Freilich kann man nur vermuten, sagt Daniel Ulrich, warum manche Fahrer ihre Autos einfach auf der Straße stehen lassen und aussteigen. In der Wölckernstraße kann man das täglich beobachten: "Da macht jeder, was er will." Parken in zweiter Reihe, in Einfahrten oder quer auf dem Gehsteig. Eine Vermutung des Baureferenten ist jedenfalls, dass viele dieser Wildparker einfach schnell die Wettbüros aufsuchen wollen.

Wie berichtet, wird die Straße – die politische Zustimmung vorausgesetzt – umgestaltet: Entlang der fünf Wohnblocks zwischen Pillenreuther und Allersberger Straße sollen die Autos nicht mehr auf dem Gehsteig parken, sondern auf der zweiten Fahrspur. Für den Lieferverkehr sollen Haltezonen geschaffen werden, mobile Bäume im Kübel die Optik aufwerten.

Wölckernstraße:

© F.: Michael Matejka

Anfang des Jahres fand bereits eine Ortsbegehung statt, jetzt hatte der Bürgerverein Nürnberg-Süd unter dem Titel "Wölckernstraße – weniger Fahrspuren, mobile Bäume, neue Parkregelung. Fescher Boulevard oder heilloses Babylon?" den Baureferenten eingeladen, um die Bürger zum Thema zu informieren. Gekommen sind neben Politikern und Anwohnern vor allem Unternehmer.

Zu viele Dauerparker

"Wir Händler sind natürlich an so vielen Parkplätzen interessiert wie möglich", erklärte Fritz Endreß, der mit seiner Frau Trachtenmoden in der Wölckernstraße verkauft. Der Bürgerverein hat die dort abgestellten Autos gezählt, wie Ümit Sormaz vom Vorstand berichtet. Das Ergebnis: 65 bis 75 auf jeder Seite.

Laut Ulrich würden gar nicht so viele Stellplätze wegfallen, zählen könne man sie aufgrund der heutzutage stark unterschiedlichen Fahrzeuglängen jedoch nicht. Entscheidender sei die Art der Stellflächen, die nämlich derzeit vor allem von Dauerparkern belegt seien – davon habe der Handel gar nichts: "Was wir brauchen, ist Fluktuation." Die will man mit Kurzparkzonen und mehr gebührenpflichtigen Plätzen erreichen.

Auch eine Besucherin, die ein seit mehr als 100 Jahren in der Straße ansässiges Fachgeschäft betreibt, sagt: "Wir sind sicherlich dann weg, wenn unsere Kunden gar keine Kurzzeitparkmöglichkeiten mehr haben."

Weniger Fahrspuren, mehr Grün

Durch mehr Fluktuation erwartet Musikalienhändler Andreas Klier mehr Kunden für alle, selbst wenn man Stellflächen für Bäume und Lieferzonen aufgibt. Auf Nachfrage eines Besuchers, ob man denn sein Parkhaus einbinden könne, weist Klier auf hier bereits bestehende Abstellmöglichkeiten ab einem Euro hin. Das Haus werde außerdem von derzeit 300 Dauerparkern genutzt.

Langfristig, so Ulrich weiter, könne er sich die Wölckernstraße sogar als Fußgängerzone vorstellen: "Sie war einmal eine der wichtigsten Einkaufsstraßen in Nürnberg, die Südstadt überhaupt der aktivere Teil mit höheren Umsätzen."

Bei der derzeitigen Ladenstruktur, unter anderem mit Wettbüros und Spielhallen, sei das utopisch – jedoch hofft der Baureferent, mit dieser Maßnahme künftig mehr Kunden und schließlich solche Gewerbe anzuziehen, die sich die Stadtpolitik eher wünscht. Schon jetzt würden drei Viertel der Umsätze in der Südstadt von Fußgängern generiert.

Die Erfahrungen ähnlicher Maßnahmen — wie zum Beispiel in der Äußeren Laufer Gasse in der Altstadt — hätten gezeigt, dass die Verkehrsteilnehmer sich nach etwa zwei Wochen an die neue Situation gewöhnen würden. Paketdienstlieferanten würden die Haltezonen nutzen, Autos nicht mehr einfach auf der Fahrbahn abgestellt werden.

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