11. März 1969: Baum für jeden Hund

11.3.2019, 07:00 Uhr
11. März 1969: Baum für jeden Hund

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Von den vier besichtigten Grundstücken gefiel den Stadträten das Waldgelände am besten. Der langgesuchten Lösung so nahe rief Hans Batz (SPD) begeistert: „Hier ist für jeden Hund ein Baum.“

Doch noch kann die „hochwichtige Angelegenheit“ nicht zu den Akten gelegt werden. Der Streit um das Tierheim wurde lediglich erfolgreich in der Zwischenrunde entschieden. Der Bauausschuß gab seine Empfehlung – die Verhandlungen gehen weiter.

Der „besonders günstige“ Platz ist auch besonders teuer. Er liegt 500 Meter vom Ortsausgang Kraftshof entfernt im Landkreis Erlangen und gehört dem bayerischen Forst. Zudem ist er weder an die Wasser- noch an die Stromversorgung angeschlossen. Trotz all dieser Schwierigkeiten stehen die Vorzeichen jetzt auf grün.

Programm mit 14 Punkten

Landrat Heinz Beckh von Erlangen hat bereits mündlich zugesichert, daß er der Stadt Nürnberg aus ihren „Tierheim-Nöten“ helfen will. Doch erst wenn sein schriftlicher Vorbescheid für die Baugenehmigung vorliegt, kann der Tierschutzverein in Kaufverhandlungen mit der Forstverwaltung treten.

Der Vereinsvorstand will jedoch sichergehen. Allen Ausschußmitgliedern legte er ein Bedienungsprogramm vor, das 14 Punkte umfaßt. Baureferent Heinz Schmeißner und Rechtsreferent Dr. Richard Sauber konnten Dr. Ludwig Borger, ehrenamtlicher Stadtrat und Präsident des Tierschutzvereins Nürnberg-Fürth, jedoch versichern, daß alle Versorgungs- und Verwaltungsfragen rasch geklärt werden.

55.000 DM müßte die Stadt allein an Anschlußkosten für Strom und Wasser zahlen. Außerdem hätte sie dafür zu sorgen, daß der Platz als Enklave im außermärkischen Gebiet von Nürnberg verwaltet und auch von ihr mit Strom und Wasser versorgt. wird. Auch soll die Stadt die Müllabfuhr und den Postdienst übernehmen. Nicht zuletzt wünscht der Tierschutzverein eine ausreichende Straßenbeleuchtung.

Auf der Abschußliste

Vor der Sitzung hatten die Stadträte bei einem Lokaltermin die weiteren drei in Frage stehenden Plätze besichtigt, die aber bereits auf der Abschußliste standen. Das Gelände am Industriemüllplatz in Schniegling, das verkehrsmäßig für den Tierschutzverein sehr günstig liegt, wurde auf Intervention der Anwohner abgelehnt. Zu nah an einer bewohnten Siedlung liegt auch der Platz in Kraftshof südlich der Schiestlstraße.

Zu heftigen Debatten kam es an der Flughafenstraße. Bei einigen Mitgliedern des Bauausschusses herrschte Unklarheit, wo das Tierheim eigentlich entstehen sollte. Energisch schritt Bürgermeister Franz Haas schließlich den besagten Platz ab, der auch weiterhin dem Flughafen vorbehalten sein soll.

Das Tauziehen um einen geeigneten Platz für das Tierheim scheint mit der Empfehlung des Bauausschusses vorläufig beendet. Nun ist jedoch Eile geboten; denn bereits am 30. April tritt die Kündigung der Stadt Fürth für das Heim an der Sophienstraße in Kraft.

Wäre die Stadt vor einem halben Jahr bereit gewesen, ihr ganzes Gewicht in die Waagschale zu werfen, dann hätte schon mit dem Bau begonnen werden können. Denn bereits im November hatte der Tierschutzverein das Gelände im außermärkischen Gebiet vorgeschlagen.

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