Rückblick: Wanderreporterin Lidia wächst über sich hinaus
4.9.2019, 10:12 UhrAls Susanne Welt gekonnt einen Achterknoten bindet, um meinen Klettergurt mit dem Sicherungsseil zu verbinden, rutscht mir dann doch das Herz in die Hose. Wenig später presse ich schon die zu großen Laufschuhe gegen den Felsen und hoffe nur, dass meine Arme nicht schwach werden. "Wenn du fällst", ruft Susanne von unten, "dann fängt dich das Seil." Sie meint das bestimmt beruhigend.
+++ So war Lidias letzte Etappe nach Höfles +++
Meine Wanderroute in der Fränkischen Schweiz hielt für mich zahlreiche Gelegenheiten bereit, um – wie in diesem Moment auf dem Eibgrat – Neues kennenzulernen und über mich selbst hinauszuwachsen. Denn das Wanderreporter-Projekt ist prädestiniert dafür, aus der Routine und alltäglichen Aktivitäten auszubrechen.
An meinem ersten Tag führte mich etwa ein echter Höhlenexperte an den dunkelsten Ort der Wanderung, in das innerste Herz der Geißlochhöhle. Dort lernte ich, die Beklemmung auszuhalten, die sich einstellt, weil man die Ausmaße des Raums um sich herum nicht klar bestimmen kann – und nicht weiß, was sich dort noch alles befindet. Im Anschluss erkundete ich die Plecher Weidenkirche und besuchte das Deutsche Kameramuseum, das 2011 in dem Ort eröffnet hat.
Am nächsten Morgen nahm sich Heinz Stark die Zeit, mir einige historische Fakten über Plech mit auf den Weg zu geben: Der Kreisheimatpfleger hat dort vor kurzem den früheren Standort des Galgens auf einer alten Stadtkarte entdeckt – und einen neuen symbolisch an derselben Stelle aufgestellt. Der zweite Tag war landschaftlich der schönste: Bei einer ausgedehnten Wanderung über den Eibgrat lernte ich diesen sehr gut kennen – und durfte auch selbst am Felsen klettern. Leider blieb mir der Zugang zum Fernmeldeturm Riegelstein, der hoch über der Stadt Spies aufragt, verwehrt.
Dafür hatte ich am folgenden Morgen die Möglichkeit, tolle Fotos zu schießen: Von ein paar Einheimischen erhielt ich den Tipp, zu einem Steinbruch unterhalb von Ittling zu wandern. Dass dieser allerdings zu einem Highlight entlang meiner Wanderroute werden würde, wusste ich da noch nicht.
Im Anschluss musste ich dann schnell weiter nach St. Helena: Klaus Deinzer hat in diesem 60-Seelen-Dorf am 1. März dieses Jahres eine Bäckerei eröffnet. Etwa 400 Brote backen er und seine vier Angestellten dort jede Nacht in einem Holzofen – und zwar zwischen 23 Uhr und 5 Uhr. Über Großengsee ging es dann weiter zu meinem dritten Etappenziel: Hiltpoltstein. Dort wurde aus der Anregung von Christof Vogel, wir könnten doch "ein paar Zwetschgen probieren", am Ende ein ausgewachsenes Tasting. Sein Wissensschatz über die Kirschen- und Zwetschgensorten, die dort in zahlreichen Tests auf ihre Erfolgschancen auf dem Markt getestet werden, beeindruckte mich zutiefst.
Am vierten Morgen musste ich zeitig weiterziehen, hatte aber noch kurz die Zeit, mir von Gisela Geldner das Hiltpoltsteiner Pörl-Haus zeigen zu lassen. Danach ging es zum Schafferhof, der der Familie seit 1611 (!) gehört. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich dort ein Schlachthaus von innen – sowie die zugehörigen Schweinehälften im Kühlhaus. Im Anschluss verliebte ich mich in die kleine Ortschaft Großenohe, in der ich selbst eine Forelle aus dem Bach gefischt habe, ebenfalls ein erstes Mal. Leider endete danach meine Tour: im beschaulichen Höfles, in der Nähe von Gräfenberg.
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Egloffstein liegt übrigens am Frankenweg. Weitere Informationen finden Sie hier: www.frankenweg.de.
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