Auf dem Sofa flanieren gehen

9.1.2020, 18:39 Uhr
Auf dem Sofa flanieren gehen

© Foto: Stadtbibliothek Nürnberg

Johann Andreas Graff war ein Mehrfachtalent: Maler, Zeichner, Kupferstecher und Verleger. Und er war der Ehemann von Maria Sibylla Merian. Sie war – im 17. Jahrhundert sehr ungewöhnlich – Forscherin. Sie beobachtete Insekten systematisch und zeigte erstmals detailliert und für ein breites Publikum, wie aus einer Raupe ein Schmetterling wird. Außerdem belegte sie, dass jede Schmetterlingsart als Raupe von einigen wenigen Futterpflanzen abhängig ist und ihre Eier nur an diesen Pflanzen ablegt. Sie unterteilte Schmetterlinge in Tag- und Nachtfalter, eine Kategorisierung, die bis heute gültig ist.

Resultierend aus der Berühmtheit seiner Frau, geriet ihr Mann Johann Andreas Graff fast in Vergessenheit. Dabei hinterließ er Nürnberg zahlreiche detaillierte Stadtansichten. Ihm ist es zu verdanken, dass das damalige Aussehen der Stadt für die Nachfahren überliefert ist, denn an Fotografie war damals noch nicht zu denken.

Graff, geboren 1636, ist nun eine virtuelle Ausstellung gewidmet. Online oder in einer App kann man im Angebot "Google Arts & Culture" den Bilderschatz Graffs neu entdecken. Die Schau heißt "Pionier der Stadtansichten. Ein Rundgang durch Nürnberg auf den Spuren von Johann Andreas Graff". Sie besteht aus zwei Teilen und ist kostenfrei im Internet abrufbar. Kuratiert wurde die virtuelle Ausstellung von den Kunstsammlungen der Museen der Stadt Nürnberg und dem Förderverein Kulturhistorisches Museum Nürnberg.

Vergleich mit neuen Stadtansichten

Teil eins der Schau zeigt ausgewählte Orte und Gebäude der Sebalder Altstadt, Teil zwei widmet sich der Lorenzer Altstadt. Den äußerst detaillierten, teilweise kolorierten Stadtansichten des alten Nürnberg im 17. Jahrhundert sind zur besseren Orientierung jeweils neuere, manchmal bis in die Jetztzeit reichende Fotos derselben Plätze und Gebäude gegenübergestellt.

Die virtuelle Schau basiert auf der Ausstellung "Johann Andreas Graff. Pionier Nürnberger Stadtansichten" in der Stadtbibliothek Nürnberg vom Sommer 2017. Mit der damaligen Schau war im Gedenkjahr anlässlich des 300. Todestags von Maria Sibylla Merian auch an ihren Ehemann erinnert worden.

"Google Arts & Culture" ist ein vergleichsweise kleines Projekt des Daten-Konzerns. Seit 2011 können Besucher des Online-Angebots mehr als 200 000 Kunstschätze aus aller Welt entdecken. Inzwischen arbeitet das Projekt mit 1800 Kultureinrichtungen zusammen, mehr als sechs Millionen Fotos, Videos, Audio-Elemente, Manuskripte und weitere Dokumente werden in "Google Arts & Culture" präsentiert. Nutzbar ist das Ganze auch mit Virtual-Reality-Brille. Die Rechte an den Dokumenten bleiben unangetastet bei den jeweiligen Kultureinrichtungen, die Elemente können auch nicht heruntergeladen werden.

Für Nürnberg sind die vier virtuellen Ausstellungen erst der Anfang, bald sollen weitere städtische Kunstschätze auch digital erlebbar sein.

Die beiden Ausstellungsteile zu "Pionier der Stadtansichten. Ein Rundgang durch Nürnberg auf den Spuren von Johann Andreas Graff" finden Sie online oder in der App unter folgenden Adressen: https://go.nuernberg.de/210a5b07 (Teil eins) und https://go.nuernberg.de/55f19e52 (Teil zwei).

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