13. Januar 1969: Sie kamen, wachsten und siegten

bm

13.1.2019, 07:00 Uhr
13. Januar 1969: Sie kamen, wachsten und siegten

© Zeitner

Der erste Volks-Skilauf vor Nürnbergs Toren ging bei strahlendem Sonnenschein und idealen Schneeverhältnissen über die gut präparierte, mit viel Liebe und Sorgfalt abgesteckte Piste.

Lange vor acht Uhr morgens – bei fünf Grad unter Null – hatten sich die ersten Frühaufsteher unter der Startfahne in Oberhaidelbach eingefunden. Um neun schließlich hieß es dann "Start frei!" für die erste "Rate", eine 150köpfige Meute – hauptsächlich Langstrecken-Profis und solche, die es werden wollen aus der näheren Umgebung.

Bis elf Uhr endlich war nach und nach das eigentliche "Volk" eingetrudelt, ehrgeizige Familienväter mit Weib und Kindern, alte Herren, junge Damen, Kriegsversehrte, ein Klübchen Kegelbrüder aus Emskirchen, ein skibegeisterter Jagdverein vom Chiemsee und sogar fünf Urlauber aus Berlin. Ebenso kunterbunt wie in der interdeutschen Nationalitätenliste sah es bei den Altersstufen aus: die Skala reichte von sechs bis siebzig Jahre!

Unerwartet früh – um genau 10 Uhr und 11 Minuten – tauchte der erste schwarze Punkt am Horizont des Endspurthanges auf, lange vor der "Gulaschkanone" der Bereitschaftspolizei, die die abgekämpften, durchfrorenen Krieger erst ab elf mit heißem Tee und dampfender Erbsensuppe wieder auf die müden Beine brachte.

Gewinner gab es ebensowenig wie Verlierer. Die bronzene "Volks-Skilauf-Plakette" durfte jeder in Empfang nehmen, der die Strecke zwischen Altdorf und Hersbruck innerhalb von fünf Stunden "bewältigte". Am späten Nachmittag stellte sich allerdings heraus, daß die Veranstalter mit dem Zeitlimit zu großzügig gewesen waren: der Durchschnitt lag zwischen drei und dreieinhalb Stunden.

"Schließlich", meinte Jakob Kiefer, der 1. Vorsitzende des Deutschen Ski-Clubs Nürnberg, "kommt es uns ja weder auf Schnelligkeit noch auf Rekorde an. Der Sinn des Volks-Skilaufes ist doch, die Menschen zum Wandern anzuregen und ein wenig von den Pisten wegzulocken!" Und Oberregierungsrat Purcker, der den Schirmherrn der Veranstaltung, Landrat Emil Freiherr von Stromer, vertrat, rundete die Erläuterung ab: "Jung und alt soll hier laufen lernen – auf Skiern, versteht sich! Deshalb begrüßen wir den Volks-Skilauf sehr und hoffen, daß er zu einer alljährlichen Tradition wird!"

Wenn die Begeisterung in Zukunft ebenso groß und die Organisation ebenso perfekt bleiben, dann dürfte dem Vorsatz, die bisher größte Skiveranstaltung im Franken-Jura zu einer schönen Sitte auszubauen, eigentlich nichts mehr im Wege stehen.

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