3. September 1968: Kartoffeln faulen im Boden

R. P.

3.9.2018, 07:00 Uhr
3. September 1968: Kartoffeln faulen im Boden

© Launer

Er bereitete einen guten Nährboden für die Kraut- und Knollenfäule. Je nach Bodenbeschaffenheit werden ein Viertel oder sogar ein Drittel der Erdäpfel verdorben sein. „Die Regenwochen führen unsere Bilanzen in die roten Zahlen“, wird landauf. landab ein Klagelied abgestimmt.

3. September 1968: Kartoffeln faulen im Boden

© Launer

Für viele Bauern bewahrheitet sich damit wieder einmal der alte Spruch: Im Juli muß braten, was im Herbst soll geraten! „Der schönste Sommer war im April“, stellt der Landwirt Hans Link aus dem Knoblauchsland fest. Er ist zwar mit der Gemüseernte, insbesondere mit dem reichen Blumenkohlsegen, zufrieden, aber er brachte von einer Reise noch Unter- und Oberfranken auch die unerfreuliche Kunde mit, daß dort ebenfalls die Kartoffeln zu faulen beginnen.

Besonders schlimm dran sind Bauern des Rednitzgrundes. Hier hält sich das Wasser naturgemäß länger als auf höhergelegenen Feldern. Was sagt der Fachmann zur Kartoffelfäule? „Durch das feuchtwarme Wetter setzt sich der Erregerpilz unterhalb des Blattes an, zerstört es und wandert den Stengel entlang bis zu den Knollen.“ Das braune und welke Kraut bei Spätsorten ist also keine Reifeerscheinung, sondern ein Krankheitszeichen. Viele Landwirte versuchen durch Spritzen zu verhindern, daß sich die Sporenkrankheit weiter ausbreitet. Ob es ihnen gelungen ist, werden sie wissen, wenn die Ernte voll einsetzt.

Freilich, wo das Kraut schon abgestorben ist, sind solche „Kunstgriffe“ von Anfang an zum Scheitern verurteilt. In diesem Falle müßten die Kartoffeln sofort aus der Erde gebuddelt werden. Aber die Bauern wissen ein Liedlein davon zu singen, wie oft der Pflug in dem Boden stecken bleibt und das schmierige Kraut samt dem tropfnassen Erdreich die Maschinen verklebt.

„Wenn nicht bald eine Trockenperiode kommt, dann muß ich noch dem Getreide eben auch noch die Kartoffeln verfüttern“, stellt ein Bauer aus Eibach resigniert fest.

Er kann noch von einer anderen Kapriole berichten, die das Wetter heuer getrieben hat: manche Felder sehen aus, als wäre schon die Wintersaat eingebracht – so könnte jedenfalls der Laie vermuten. Der Experte weiß es besser: aus den darniederliegenden Halmen fiel das Korn auf den Boden und treibt nun zartes Grün.

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