31. März 1967: Brutstätte für Fliegen

K. E.

31.3.2017, 07:00 Uhr
31. März 1967: Brutstätte für Fliegen

© Ulrich/Kammler

"Nachdem es für Grünanlagen keine Mittel aus der Mineralölsteuer gibt, bleiben die Pläne in der Schublade liegen. Wir können in diesem Jahr keinesfalls an die Sache herangehen", bedauerte Gartenbaudirektor Theo Friedrich.

Der "Leidensweg" für die Gartenstadt begann, als die Pläne für eine neue Kanalführung reiften. Der gute, alte Ludwigskanal hatte ausgedient, ohne jemals richtig zum Tragen gekommen zu sein. Während jedoch der größte Teil der alten durch Nürnberg führenden Schiffahrtsstraße die Schnellstraße aufnimmt, fand man für das Stück von Gibitzenhof nach Finkenbrunn keine Verwendung.

Das giftig schillernde Wasser, das noch nie zu reiner Freude Anlaß gegeben hatte, versickerte allmählich; die dicken Holzschleusen faulten. Zurück blieben ab dem Steg nach Maiach bis fast zur Minervastraße morastige Tümpel. "Die schönsten Brutstellen für das Ungeziefer, das sich im Herbst in die Häuser zurückzieht und uns im Frühjahr und Sommer den Aufenthalt im Freien verleidet", klagen die Gartenstädter. Freilich, an dem höchst unerfreulichen Anblick sind auch einige Bürger mitschuldig: der zurückgehende Wasserspiegel förderte Gerümpel aller Art, von der ausgedienten Matratze bis zum Fahrradrahmen und der Windel, ans Tageslicht.

Die Stadt kennt das Problem zur Genüge. Schon im letzten Jahr faßte der Bauausschuß – der damalige Stadtrat und jetzige Landtagsabgeordnete Alfred Sommer setzte sich besonders dafür ein – den Beschluß, das Gelände aufzufüllen und zu einem "Grünanger" zu gestalten, der vorwiegend als Bolz- und Tummelplatz benutzt werden kann. Die Bäume – meist Apfelbäume – entlang dem alten Treidelpfad sollen dabei erhalten bleiben. Außerdem sind ein Fußgänger- und ein Radweg sowie mehrere Bänke für die Spaziergänger vorgesehen. Die kleine Grünzone, die an dieser Stelle geschaffen werden soll, dient außerdem dem Zweck, das Wohngebiet von der westlich davon gelegenen Sportplätzen und Kleingarten-Anlagen abzuschirmen.

Aber soweit die Verhandlungen mit der Stadt mit den zuständigen Finanzbehörden wegen der Übernahme des Geländes auch gediehen sind, dem Gartenbauamt sind bis auf weiteres die Hände gebunden: das "Vorhaben Grünfläche" fiel am 28. September 1966 dem Rechenstift zum Opfer, als der Stadtrat beschloß, nur die dringendsten Bauten durchführen zu lassen. Die Ebbe in der Kasse erlaubt keine großen Sprünge mehr.

Vielleicht ließe sich, bis der Geldstrom wieder kräftiger fließt, eine Interimslösung finden, indem man in das Kanalbett – nach provisorischer Abdichtung der Schleusen – noch einmal Wasser laufen läßt.

 

 

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