8. Januar 1969: Kunden-Geduld belohnt
8.1.2019, 07:00 UhrSeit mehreren Jahren kann beobachtet werden, daß der Handel durch attraktive Preissenkungen in der Zeit nach Weihnachten zunehmend eine Sondersaison entfacht, um die übliche verkaufsflaue „Durststrecke“ bis zum Beginn des Winterschlußverkaufs zu überbrücken.
Waren es vor wenigen Jahren nur wenige Geschäftshäuser, die aus der Phalanx der traditionellen Händlerschaft ausbrachen und eigene Wege gingen, um den Warenumschlag während der verkaufsstillen Nachweihnachtszeit zu verbessern, so sind Sonderverkäufe im Januar zu einer alltäglichen Erscheinung im Geschäftsleben geworden.
Der bayerische Einzelhandelsverband, in den letzten Jahren noch „strenger Hüter“ herkömmlicher Verkaufssitten, beginnt seinen Standpunkt zu modifizieren. „Wir sind zwar generell der Meinung, daß der Winterschluß-Verkauf nicht verwässert werden darf, bekräftigte Abteilungsleiter Helmut Müller, doch sollten die Geschäfte die Möglichkeiten des Wettbewerbs voll ausschöpfen.
Zu dieser Einsicht verhalf dem Einzelhandelsverband nicht zuletzt die Justiz, die durch ihre Rechtsprechung die traditionsbeladene Wettbewerbsordnung liberal auflockerte und der Wirklichkeit harter Konkurrenz anpaßte. „Was helfen konventionellen Wettbewerbsvorstellungen, wenn die Gerichte nicht mehr mitziehen“, klagt der Einzelhandelsverband, der befürchtet, daß diese Entwicklung die Einrichtung der Schlußverkäufe überflüssig machen könnte.
„Angepaßt“ an die veränderte Marktsituation hat sie nicht nur der Handelsverband, die Mitgliedsfirmen liefern sich einem erbitterten Preiskampf um die Gunst der Kunden. Der Einkaufsbummel, nach den turbulenten Verkaufstagen vor Weihnachten, wird wieder zu einem Vergnügen. Preisvergleiche lohnen sich. Mit preislich reduzierten Lagerverkäufen und günstigen Sonderposten, die von den Herstellerfirmen billig aufgekauft werden konnten, bietet der Handel den Kunden augenblicklich ein reiches und interessantes Verkaufssortiment. „Angeheizt“ wird diese Entwicklung durch die fortschreitende modische Ausrichtung der Verkaufsartikel, die automatisch am Ende der Saison zur Lagerräumung zwingt.
Daß die nachweihnachtlichen Sonderverkaufsaktionen den Winterschluß zunehmend entwerten, wird von den Geschäften übereinstimmend eingeräumt, doch möchte niemand auf den Winterschlußverkauf selbst verzichten. Denn noch bevorzugen rund 70 v. H. der Kunden den Schlußverkauf. „Die 14 Tage Winterschlußverkauf ermöglicht uns, den Kunden mit allen Werbemöglichkeiten anzusprechen“, wurde in einem bekannten Geschäftshaus betont.
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