9. Juli 1967: "Kaiserhof" der Bürger
9.7.2017, 08:00 UhrDiese sechs Jahrzehnte schließen nicht nur Mühe und Erfolg, Zerstörung und Wiederaufbau ein, sie spiegeln auch die Entwicklung der deutschen Hotellerie wider. Die Ansprüche des Einkehrers von heute sind größer geworden als die jenes Gastes, der noch mit der Pferdebahn anreiste.
Dabei galt der Kaiserhof, der am 1. Dezember 1894 eröffnet wurde, damals bereits als vorbildlich und komfortabel . Der Riesenbau mit seiner reichen Innenausstattung imponierte – und genau das bezweckte sein Begründer, den man als "Vater des Nürnberger Fremdenverkehrs" bezeichnen könnte: Johann Baptist Zetlmeier. Dieser unternehmerische Mann, der 1878 an die Pegnitz kam, hatte festgestellt, daß die Besucher der Stadt stets nur einen Tag im Fiaker durch Nürnberg kutschierten und dann wieder wegfuhren – weil kein Hotel vorhanden war.
So fiel sein Blick auf das an der Ecke Königstraße und Weikertsgäßchen gelegene "Kaufmann Weisersche Haus", und es fiel die Entscheidung: Kauf, Abbruch, Neubau. Der Nürnberger Architekt Emil Hecht hatte die Pläne entworfen, und als das Werk gelungen war, ließ Zetlmeier weiterbauen: das Hotel Wittelsbach, das Apollo-Theater mit 3.000 Sitzplätzen, Restaurants und Etablissements. Besonderen künstlerischen Sinn hatte er jedoch auf den Kaiserhof mit dem ersten Ratskeller in Nürnberg (dem heutigen "Pfälzer Faß") verschwendet.
Am 10. Juli 1907 kauften die Eltern von Frau Rose Westermeier – sie kann am 14. August ihren 80. Geburtstag feiern – das imposante Haus im gravitätischen Renaissancestil. Es waren Johannes und Rose Polenski, die als erstklassige Gastronomen viele Jahre die Leitung der Bahnhofsgaststätten inne hatten. 1927 wurde der Hotel- und Restaurantbetrieb an den Schwiegersohn Ludwig Westermeier weitergegeben und erneut auf den damals modernsten Stand gebracht. Auf die Zeit der Blüte folgte der Niedergang: bei schweren Bombenanschlägen 1943 und 1945 wurde das Haus zu mehr aus Dreivierteln zerstört.
Mit Mut und Zuversicht begann 1949 das Aufbauwerk, unterstützt von Hans Westermeier, der nach 15-jähriger Auslandstätigkeit als Diplom-Braumeister in Peru – seit 1951 ist er Konsul dieser südamerikanischen Republik – zurückgekehrt war. Inzwischen hat das Hotel weiter an gutem Ruf gewonnen. Die Gäste fühlen sich hier wie zu Hause und preisen Nürnbergs Namen als eine Stadt, die ihre Besucher gerne sieht.
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