Big-Band-Boss ohne musikalische Scheuklappen
30.1.2012, 13:00 UhrKaum zu glauben, dass der Orchesterchef erst 44 Jahre jung ist, wenn man diese Erfolgsgeschichte liest. Der musikalische Wunderknabe, der sich schon frühzeitig mit dem Swing-Virus infizierte, gründete 1992 seine Big Band und erfüllte sich damit einen Traum. Anlass war die erste Folge der Konzertreihe „Swing It!“ des Bayerischen Fernsehens, Studio Franken.
Damals war Thilo Wolf der jüngste Big-Band-Leader in Deutschland. Inzwischen ist sein Swing-Orchester längst auch international ein Begriff. Viele der 16 Musiker sind von Anfang an dabei – auch das alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
Thilo Wolf hält es mit Count Basie, von dem der Satz stammt: „Die Big Band ist das schönste Instrument, das es gibt.“ Die große Besetzung, der volle Sound, die vielen Möglichkeiten der Arrangements reizen den Pianisten und Komponisten mit dem Faible für swingenden Jazz.
Seine musikalische Karriere ist um so bemerkenswerter, da Thilo Wolf als diplomierter Betriebswirtschaftler auch noch Chef einer Werbemittel-Firma ist. „Das ist mein eigentlicher Beruf, aber die Musik bleibt meine Berufung“, erklärt Wolf, der es nie bereut hat, dass er quasi ein Doppelleben führt. Er fühlt sich dadurch als Künstler unabhängiger. Damit das so bleibt, betreibt er seit kurzem auch ein eigenes Tonstudio in Fürth. Im Laufe der Jahre hat Thilo Wolf über 30 Alben veröffentlicht, dazu Fernseh- und Filmmusik. Auch im Fernsehen ist er ein häufiger Gast mit seiner Big Band, zum Beispiel bei den Galas zur Verleihung der Bayerischen Film- und Fernsehpreise.
Besonders anregend empfindet er die Begegnungen mit so unterschiedlichen Künstlern wie Al Martino, den Kessler-Zwillingen, Angelika Milster oder Grammy-Preisträgerin Diane Schuur, auf deren Lob er besonders stolz ist.
Große Nachfrage
Es ist gewiss nicht leicht, ein großes Unterhaltungsorchester über die Jahre zusammenzuhalten, doch Thilo Wolf kann über mangelnde Nachfrage nicht klagen. Im Gegenteil, er findet, dass Big Bands seit einiger Zeit eine kleine Renaissance erleben. Zu verdanken sei das auch den erfolgreichen Orchester-Produktionen von Pop-Künstlern wie Robbie Williams oder Roger Cicero.
Scheuklappen sind dem smarten Musiker ein Gräuel, das beweist auch die Auswahl der Gäste bei seinen Jubiläumskonzerten, die übrigens mitgeschnitten werden: Eine besondere Rolle spielt dabei der Schlagzeuger Charly Antolini, mit dem ihn eine sehr lange Freundschaft verbindet. Mit von der Partie sind außerdem die Sängerinnen Caroline Kiesewetter und Jutta Czurda, die Brüder Carsten und Norbert Nagel sowie die Skibbe-Band.
Nicht zufällig geht die Geburtagsfeier im Theater Fürth über die Bühne, die zur musikalischen Heimat für Thilo Wolf geworden ist. Hier hat er mit seiner Big Band die Musicals „Petticoat & Schickedance“ und „Bahn frei“ realisiert. Von dem jüngsten Bühnenerfolg „Love me, Gershwin“ ist gerade eine CD erschienen. Im Juni kann man die Gershwin-Revue mit Jutta Czurda wieder in Fürth und dann auf einer Tournee erleben.
Wie er das alles auf die Reihe kriegt? „Das frage ich mich manchmal auch, aber am besten kann ich unter Druck arbeiten“, antwortet Thilo Wolf lachend und freut sich schon auf die kommenden 20 Jahre.
Karten für die Konzerte am 1. und 2. Februar, jeweils um 19.30 Uhr, im Theater Fürth unter Tel. 0911/9742400.
Aktuelle CD: Thilo Wolf Big Band & Jutta Czurda, „Love Me, Gershwin“ (MDL/Media Arte)