Blues Company: Melancholisch und voller Energie
20.6.2013, 10:05 UhrHineinlegen möchte man sich in diese Musik, die zugleich ruhig und melancholisch klingt und in der doch so unglaublich viel verhaltene Energie mitschwingt. Mitsingen möchte man mit Toscho und seiner etwas rauchigen Stimme, mit den Gitarren, in die mal Toscho mal Mike Titré alle Gefühle hineinlegen, mitschwingen mit dem Bass, dem Schlagzeug: ein Abend mit der Blues Company in Schwarzenbruck. Im Rahmen der Schwarzenbrucker Musiktage am Schloss hatte sie das Kulturnetzwerk Schwarzenbruck (KNW) für das kleine Musikfestival gewinnen können.
So war nach dem Freitag mit der melodiösen Folk-Rockmusik der Augsburger Band „The Seer“ der Samstagabend ganz in Blues-Blau getaucht. Dass sich so großartige Bands in Schwarzenbruck ein Stelldichein geben, hat sich inzwischen herumgesprochen, und so konnten sich die Organisatoren des KNW über den Ansturm der vielen Bluesfans freuen. Legendär, einmalig, unverwechselbar, sind nur einige Attribute, die sich mit dieser Blues-Band aus Osnabrück verbinden.
Pioniere des Blues seit ihrer Gründung vor 35 Jahren, mehr als 20 Alben und über 3000 Auftritte in ganz Europa - erst letztes Jahr waren sie auf Tournee in Russland - sprechen für sich. Ihre Bluesmusik lebt und wandelt sich daher ständig. Sie nimmt neue Elemente aus anderen Genres wie Rock und Soul auf, ändert die Arrangements, experimentiert mit frischen Sounds. So fühlt sich die Blues Company gleichermaßen in mitreißendem Bluesrock zuhause wie in romantischen Balladen, im sehnsüchtigen Soul wie im jazzigen Swing.
Großartig auch Dimitry „Dima“ Suslov am Saxophon aus Russland - mit seinem Bläserbeitrag sorgt er für zusätzlichen Drive und setzt solistisch ganz besondere Akzente. Obwohl, Könner sind alle Mitglieder der Blues Company und es ist ein Genuss, den unterschiedlichen Soli zu lauschen. Beispielsweise Schlagzeuger Florian Schaube, der es unglaublich gut versteht mit leise, langsam tröpfelnden Schlägen Spannung aufzubauen, und, ähnlich dem französischen Percussionisten „Guem“, auf seinem Instrument Musik macht.
Südstaaten-Gefühl in Schwarzenbruck
Ein Höhepunkt für sich ist auch Titrés „Baby, please don’t go“ - Stimme und Mundharmonika, mehr braucht es nicht um das Südstaaten-Gefühl zu vermitteln. Nichts lenkt von der Musik von Toscho und Co ab, schwungvoll, mit viel Temperament und hervorragenden Arrangement vermittelt sie ein frohes Gute Laune-Gefühl, auch oder vielleicht gerade weil manches im Leben nicht so glatt läuft, wie man es sich vielleicht vorstellt.
Ausschnitte aus ihren 24 CDs hatte Toscho angekündigt und mit dem mitreißenden „Fool“ - charakteristischer Bass von Arnold Ogrodnik (Bass, Orgel) und Slide-Gitarre (Titré) - von 1991 ging’s gleich einmal gut zwei Jahrzehnte in die Vergangenheit. Selbstverständlich durften so starke Lieder wie das temporeiche „Let the Good Time Roll“ oder „Band’s Back in Town“ nicht fehlen oder die wunderbare Bluesballade „(I‘m Just An) Old Blues Singer“ („der euch unterhalten will“).
Klasse auch Titrés Version von „Red Rooster“ (Rolling Stones) mit krähender Gitarre, bei der man glaubte Mick Jagger persönlich zu hören. Sehr berührend später das gefühlvolle „Red Blood“, ein Appell gegen Grenzen, Krieg und Blutvergießen. Noch eine Schippe legten die sechs bei den Zugaben drauf - zum bekannten „Peter Gunn“-Thema holten sie noch einmal alles aus ihren Instrumenten heraus, dass die Saiten und Saxophonklappen fast heiß liefen. Blues Feeling vom Feinsten.
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