Die Erfindung des World Wide Web
29.11.2016, 19:30 UhrEs beginnt mit einem Absturz. Als am 29. Oktober 1969 erstmals Daten von einem Computer an der Universität von Kalifornien in Los Angeles zum Stanford Research Institute in Menlo Park bei San Francisco verschickt werden, bricht das Netz zusammen.
Aber die Wissenschaftler lassen sich nicht entmutigen. Sie wollen Rechner miteinander verbinden, um schnell und einfach Forschungsergebnisse auszutauschen. Das „Arpanet“ soll Amerika wieder führend auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technik machen. Nachdem es der UdSSR 1957 gelungen ist, mit Sputnik den ersten Satelliten ins All zu schießen, sitzt der Schock tief. Das US-Verteidigungsministerium gründet die „Advanced Research Projects Agency, kurz ARPA, eine Behörde, die bis heute neue Technologien für das Militär erforscht und entwickelt.
„Es gibt solche Momente, da sitzen die richtigen Leute mit der richtigen Idee an einem Tisch, und dann passt das“, sagt Peter Koch. Der Informatiker spricht heute Abend über „Internet und World Wide Web – Wie links und rechts des Atlantiks das Netz erfunden wurde“. Das Cauchy-Forum Nürnberg, das Interdisziplinäre Forum für Mathematik und ihre Grenzgebiete, organisiert die Vortragsreihe „Die Welt der Bits und Bytes“, die die Nürnberger Zeitung präsentiert.
Peter Koch arbeitet bei der Denic, dem Deutschen Network Information Center, das alle Internetadressen verwaltet, die auf .de enden. „Wir sind im Prinzip das Telefonbuch des deutschen Internets“, sagt er. Bei der Denic sind alle Einträge registriert, damit die Daten auf ihrem Weg durch das weltweite Netz immer beim richtigen Empfänger landen. „Wir stellen die Infrastruktur zur Verfügung, damit das funktioniert.“
Außerdem ist Koch stellvertretender Vorstand der ISOC, der Deutschen Internet-Gesellschaft. Die Mitglieder des Vereins vertreten die technische Seite des Netzes. „Wir überlegen uns: Wie wird das Internet der Zukunft aussehen? Wer betreibt es? Welche Rechte und Pflichten sind dafür nötig?“
Denn das Internet war zwar eine Erfindung des Militärs und jahrelang nutzten es nur ein paar tausend Wissenschaftler – bis in den 1990er Jahren der britische Physiker Tim Berners-Lee eine Idee hat und es für alle Menschen öffnet. Am 6. August 1991 schaltet er sein „World Wide Web“ frei, ein System, mit dem jeder die Inhalte des Internets leichter erreichen kann.
„Zuvor konnten nur Profis auf andere Rechner im Internet zugreifen, deren Adresse sie kennen mussten“, erklärt Koch. Berners-Lee führt einen einheitlichen Übertragungsweg ein, das Hypertext Transfer Protocol, kurz HTTP. Die erste Webseite der Welt wird die seines Arbeitgebers, des Kernforschungszentrums Cern in Genf. Der Wissenschaftler entwickelt Browser und Links, die das Surfen im Internet für jeden ermöglichen.
„Dadurch hat das Internet eine damals noch ungeahnte Reichweite erlangt“, sagt Koch. „Alles, was dort passiert, ist automatisch international verfügbar – ein einzelner nationaler Gesetzgeber stößt da heute schnell an seine Grenzen.“
Mit diesem Vortrag endet die Reihe „Die Welt der Bits und Bytes“. Einen Überblick über alle behandelten Themen finden Sie auf www.cauchy-forum-nuernberg.de
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