Die SPD trauert um Egon Lutz
6.9.2011, 19:37 UhrDer Sozial- und Rentenpolitiker gehörte dem Deutschen Bundestag zwischen 1972 und 1990 an und vertrat dort den Wahlkreis Nürnberg-Süd. 1972 holte er sich das Direktmandat mit
58,0 Prozent – das ist bis heute das Rekordergebnis in Nürnberg. Noch zwei weitere Male wurde Lutz direkt gewählt, zweimal zog er über die Landesliste der Sozialdemokraten in den Bundestag ein.
Der leidenschaftliche Gewerkschafter, der 1934 in Bayreuth geboren worden war, fungierte als arbeitsmarktpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und trat engagiert für die Rechte von Menschen mit Behinderung ein. Der gelernte Schriftsetzer und Redakteur war ein Anhänger der Versöhnungspolitik von Kanzler Willy Brandt, dessen Warschauer Kniefall er selbst miterlebte. Er bezeichnete dies später als einen der bewegendsten Momente seines Lebens. Gegenüber der Nachrüstungspolitik des Brandt-Nachfolgers Helmut Schmidt verhielt sich der dem linken Parteiflügel zugehörige Lutz aus seiner pazifistischen Grundhaltung heraus eher distanziert.
1981 geriet Lutz in die Schlagzeilen, weil seine Tochter von den Massenverhaftungen im Kulturzentrum „Komm“ betroffen war. Der Politiker eilte noch in derselben Nacht an den Ort des Geschehens, um sich für die jungen Leute einzusetzen. Die örtliche Polizei habe sich seinerzeit vom damaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß instrumentalisieren lassen, sagte Lutz vor wenigen Monaten in einem NZ-Interview anlässlich des 30. Jahrestages der damaligen Vorfälle. „Man wollte ein Exempel statuieren.“ Im selben Gespräch wies Lutz auch auf seine sozialdemokratische Prägung hin: Sein Großvater sei deswegen im Kaiserreich angeeckt, seine Eltern von den Nazis verfolgt worden.
Nach dem freiwilligen Abschied aus der Politik 1990 zog es Lutz aus privaten Gründen nach Oldenburg. Dort erlag der 77-Jährige am Montag einer langwierigen Krebserkrankung.
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