„Die Welt der Bits und Bytes“
27.10.2016, 17:28 UhrGeorge Boole ist der Ururururopa von Google. Der Brite, geboren 1815, hat weder eine weiterführende Schule besucht noch studiert und wurde trotzdem mit 33 Jahren Mathematikprofessor. Heute würde er als Wunderkind gelten – er brachte sich selbst Altgriechisch, Französisch, Deutsch und Mathematik bei.
1854 veröffentlicht Boole sein wichtigstes Werk: „Eine Untersuchung der Gesetze des Denkens“. Darin übersetzt er die Art, wie Menschen argumentieren, in Rechenoperationen, basierend auf den Befehlen UND, ODER, NICHT. Mit der „Booleschen Algebra“ arbeiten Datenbanken und Suchmaschinen bis heute.
Mit dem Vortrag über Boole und Charles Babbage, ebenfalls britischer Mathematiker, startet die Reihe „Die Welt der Bits und Bytes“, die das Cauchy-Forum Nürnberg e. V., das Interdisziplinäre Forum für Mathematik und ihre Grenzgebiete, organisiert und die Nürnberger Zeitung präsentiert. Bis Ende November stellen die Referenten im Nürnberger Planetarium jeden Mittwochabend einen Meilenstein der Computergeschichte vor, angefangen bei Rechenmaschinen im antiken Griechenland über den deutschen Computererfinder Konrad Zuse, die Entschlüsselung der Enigma durch Alan Turing bis zu den Anfängen des „World Wide Web“ in den 1990er Jahren.
Anlass der Vortragsreihe ist der 300. Todestag des Universalgenies Gottfried Wilhelm Leibniz, der am 14. November 1716 starb. Als der deutsche Mathematiker und Philosoph 1705 sein Dualsystem mit den Zahlen null und eins veröffentlicht, konnte er nicht ahnen, welche große Rolle die Binärzahlen später für elektronische Rechenmaschinen spielen würden. Über Leibniz’ „Logik, Sprache und Denken“ spricht am 9. November Volker Peckhaus, Professor für Wissenschaftstheorie und Philosophie der Technik, von der Uni Paderborn.
Eine Frau schrieb die erste Software
George Booles Vater war Schuster, der Sohn wird der erste Intellektuelle der Familie. Aber es sollten noch viele folgen: Seine Tochter Lucy Everest Boole wird die erste Chemie-Professorin Englands. Tochter Alicia Boole Stott entwickelt als Hobby-Mathematikerin die vierdimensionale Geometrie weiter. Enkel Sebastian Hinton hat das Klettergerüst erfunden. Dessen Tochter, die Nuklearphysikerin, Joan Hinton, war eine der wenigen Frauen, die im „Manhattan Project“ die Atombombe mitentwickelten. Nach dem Abwurf auf Hiroshima 1945 bereute sie ihre Arbeit, wurde eine entschiedene Gegnerin von Kernwaffen und wechselte in die Landwirtschaft.
Es war ebenfalls eine Frau, die 1843 das erste Computerprogramm der Geschichte schrieb. Die britische Mathematikerin Augusta Ada Byron King, Countess of Lovelace, besser bekannt als Ada Lovelace, war ihrer Zeit weit voraus. Noch bevor der erste Computer funktionierte, entwickelte sie einen Vorläufer der Programmiersprachen. Die erste, in den 1970er Jahren geschriebene, sogenannte höhere Programmiersprache Ada ist deshalb nach ihr benannt. Lovelace war es auch, die erstmals bei einer Rechenmaschine Hard- und Software unterschied, die Bauelemente eines Computers und die zugehörigen Daten und Programme.
Sie arbeitete mit Charles Babbage zusammen und schrieb für seine nie fertig gebaute „Analytical Engine“, das erste Programm. Der englische Mathematiker Babbage leistete trotzdem einen wichtigen Beitrag für die Computertechnik, weil sein 1837 präsentierter Entwurf die erste universell einsetzbare Rechenmaschine zeigte. Sie sollte von einer Dampfmaschine angetrieben werden und fast 20 Meter lang und drei Meter hoch sein. Der Bau scheiterte allerdings an Geldgebern. Erst mehr als hundert Jahre später gelang es, die ersten Computer zu bauen, die die von Babbage bereits theoretisch berechneten Fähigkeiten erreichen konnten. Der Mathematiker hatte die Folgen seiner Erfindung längst erkannt, in seiner Autobiografie schrieb er: „Sobald eine Analytical Engine existiert, wird sie notwendigerweise der Wissenschaft die zukünftige Richtung weisen.“
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