Durststreik: Vier Flüchtlinge vom Hallplatz in Klinik

23.9.2015, 17:09 Uhr
Immer wieder machen die Flüchtlinge aus dem Protestzelt am Nürnberger Hallplatz auf sich und ihre Situation aufmerksam.

© dpa Immer wieder machen die Flüchtlinge aus dem Protestzelt am Nürnberger Hallplatz auf sich und ihre Situation aufmerksam.

Während Tausende von Flüchtlingen in diesen Tagen über die deutsche Grenze strömen und längst auch Hunderte von ihnen in Bussen auch nach Nürnberg gebracht werden, um hier eine erste Notversorgung zu bekommen, gehört das kleine Zelt beinahe schon zum Erscheinungsbild der Innenstadt. Bereits seit Donnerstagabend sind sechs Flüchtlinge hier im Hungerstreik.

Nun verschärfen sechs von ihnen ihren Protest noch einmal und trinken nicht mehr. Schon am Montag habe der trockene Hungerstreik begonnen, heißt es in einer Pressemitteilung. Am Mittwoch meldeten erste Augenzeugen, dass einer der Flüchtlinge bereits mit einem Notarztwagen in ein Krankenhaus gebracht wurde.

Am Nachmittag seien drei weitere Mitglieder der Gruppe - eine Äthiopierin, ein Afghane und ein Iraner - von Sanitätern versorgt und anschließend in ein Krankenhaus gebracht worden. Die Gruppe verzichtet seit Montagabend auch auf Getränke.

"Es ist unser letztes Mittel, wir sehen keine andere Möglichkeit", sagt Hassan Moradi, der vor fünf Jahren aus Afghanistan nach Deutschland geflohen war. Heute ist er geduldet - wie die meisten seiner Mitstreiter hier. Abgeschoben werden kann er wegen der Situation in seiner Heimat nicht. Eine Perspektive hat er aber auch nicht, weil er mit diesem Status nur schwer eine Chance auf einen Ausbildungsplatz hat.

Purer Akt der Verzweiflung

Ihnen gehe es mit dem Protest unter anderem um ein Ende der langen Wartezeiten, freie Wohnungswahl, gegen die Unterbringung in Lagern, aber auch um das Recht, endlich arbeiten zu dürfen, so Moradi. Einen entsprechenden Brief hatte die kleine Gruppe Mitte August an den damaligen Präsidenten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf), Manfred Schmidt, geschickt.

Inzwischen hat das Bamf reagiert, allerdings in dem Brief lediglich auf die geltende Rechtslage verwiesen und die Betrofffenen weiterhin um Geduld gebeten. In den Augen der Betroffenen ein Affront, die sich nun nicht anders zu helfen wissen, als durch einen Hungerstreik auf ihre Situation aufmerksam zu machen. "Wir machen es so lange, wie es eben geht", sagt Hassan Moradi.

Es ist nicht das erste Mal, dass Flüchtlinge am Hallplatz zu dieser drastischen Maßnahme greifen.Bereits im vergangenen Sommer waren 21 von ihnen in den Hungerstreik getreten. Damals musste die Aktion abgebrochen werden, nachdem die Behörden angedroht hatten, das Lager zu räumen, wenn die Flüchtlinge nicht freiwillig aufhören würden.

Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert, zuletzt am 23. September 2015 um 10.54 Uhr aktualisiert.