Eine Mitte für den Ort Roßtal
19.4.2016, 06:00 UhrAufgebrachte Bürger, politisches Hickhack – das kennt Roßtals Bürgermeister bisher nicht. Johann Völkl bleibt beim Stichwort „Umgehung“ tiefenentspannt. „Beide sind notwendig“, sagt er mit Blick auf die Situation in Großweismannsdorf und Buchschwabach, wo die B 14 die Dörfer durchschneidet und 12 000 beziehungsweise 14 000 Fahrzeuge täglich durch die Ortschaften rollen.
Beide Straßenbauprojekte stehen im Bundesverkehrswegplan (BVWP) 2030, der derzeit als Entwurf vorliegt und erst noch in Gesetzesform gegossen werden muss. Großweismannsdorf ist dabei, genau wie die Steiner Umgehung, in die Kategorie „Vordringlicher Bedarf“ eingestuft. Damit hat der Freistaat nun die Aufgabe, die Planungen entsprechend voranzutreiben. Hat der Bund dann die notwendigen Finanzmittel im Haushalt und stellt diese für das Projekt bereit, kann – vorausgesetzt, es gibt keine Widerstände, wie etwa Klagen vor Gericht – mit einer Realisierung bis 2030 gerechnet werden.
Vor über vier Jahren haben die Fachleute im Staatlichen Bauamt Nürnberg begonnen, ein Gesamtkonzept für die B 14 zu entwickeln. Auch nach dem derzeit laufenden sechsspurigen Ausbau der Autobahn A 6 (Nürnberg–Heilbronn) behält die Bundesstraße „eine gewisse Funktion im Netz“, sagt Christian Peetz.
Man habe darüber nachgedacht, ob man „die Verkehrsqualität auf der gesamten Strecke nicht verbessern kann“, so der Abteilungsleiter Planung im Staatlichen Bauamt weiter. Klar war dabei: „Die Ortsdurchfahrten sind der Punkt, an dem man arbeiten muss.“
Maßnahmen angemeldet
Und so kam auf der Strecke zwischen Nürnberg und Ansbach neben Stein, Großweismannsdorf und Buchschwabach auch noch eine Umfahrung in Altkatterbach (Landkreis Ansbach) dazu. Die fanden sich mit vielen weiteren zunächst auf einer Vorschlagsliste wieder, durchliefen 2012 die Öffentlichkeitsbeteiligung, wobei Projekte, gegen die es Widerstände gab, aussortiert wurden. Nach Begutachtung durch den bayerischen Ministerrat meldete der Freistaat die Maßnahmen für den Bedarfsplan an. So erläutert Christian Peetz das Prozedere.
Die Umfahrung von Großweismannsdorf ist 2,7 Kilometer lang und soll den Ort in einem Bogen im Norden umgehen. Der Ausbau erfolgt dreistreifig, das heißt, Autofahrer können wechselweise in die eine oder andere Fahrtrichtung überholen. Die B 14 soll leistungsfähiger werden, die Reisegeschwindigkeit sich erhöhen, Fußgänger und Radfahrer in Großweismannsdorf durch die Entlastung der Ortsdurchfahrt sicherer unterwegs sein. Kostenpunkt, ohne die notwendige Planung: rund 14,6 Millionen Euro.
In einer ganz anderen finanziellen Größenordnung bewegt sich Buchschwabach: 22,5 Millionen Euro sind für die 3,1 Kilometer veranschlagt. Schuld daran ist die Topographie – der Taleinschnitt, in dem der Roßtaler Ortsteil liegt. Das macht eine Brücke notwendig. Dieses Bauwerk treibt die Kosten in die Höhe, das Gleiche gilt für notwendige Lärmschutzmaßnahmen. Buchschwabach ist im Bundesverkehrswegplan aber lediglich in die Kategorie „Weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ eingestuft. Der Freistaat kann zwar die planerischen Voraussetzungen schaffen, dass der Bund bis 2030 Geld bereitstellt, damit ist angesichts des Projektstaus im BVWP jedoch nicht zu rechnen.
Bürgermeister Völkl will beide Umgehungen demnächst im Marktgemeinderat vorstellen lassen. Nicht nur Staus aus Nord-Süd-Richtung an der Ampel-Kreuzung in Großweismannsdorf würden mit dem Vorhaben verschwinden. „Die Dörfer“, sagt Völkl, „könnten wieder zusammenwachsen und bekämen eine Mitte.“
Befürchtungen, dass die Roßtaler Projekte mit der Steiner Umgehung untergehen könnten – sollte diese aufgrund eventuell ausufernder Kosten oder des Nürnberger Widerstands scheitern –, braucht im Übrigen niemand zu haben. Sämtliche Projekte auf der B 14, sagt Planer Christian Peetz, würden „einzeln betrachtet“.
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