Erlangerin findet Farbe für die Welt

2.10.2016, 15:00 Uhr
Erlangerin findet Farbe für die Welt

© privat

Manche Ideen für ein Buch tauchen aus dem Nichts auf. Bei Sabine Kohlert hingegen kam der Startschuss für ihren „Märchenroman“ aus dem Internet. Auf einer Facebook-Autorengruppe hatte ein Produzententeam nach jemanden gesucht, der ein Buch zu einem Musical schreiben möchte. Die Erlangerin bewarb sich. Es folgte ein Anruf aus Plettenberg, ein langes Gespräch – und der Zuschlag. „Ich hatte scheinbar die richtigen Antworten parat“, berichtet Kohlert und lacht.

Der Zeitplan war eng gestrickt. Innerhalb von drei Monaten sollte die Auftragsarbeit entstehen. Da mussten eigene Projekte umorganisiert und ein Zeitplan für die Familie entworfen werden. „Drei Mal in der Woche hatten wir eine Telefonkonferenz, in denen ich mehr über das Projekt und die angepeilte Handlung erfuhr. Aber ansonsten hatte ich komplett freie Hand.“

Was dort in Nordrhein-Westfalen entsteht, ist schon bemerkenswert. Vor geraumer Zeit hatten Patrick Tussnat und Matthias Bähr, beide sind in der Foto- und Filmbranche zu Hause, unter dem Stichwort „Stadtschatten“ eine Benefiz-Ausstellung samt Begleitprogramm auf die Beine gestellt, in der Fotografien mit Licht- und Schattenspielen präsentiert wurden. Es folgte ein Hörspiel — und der Wunsch, noch mehr entstehen zu lassen.

Das Team machte sich auf, ein multimediales Musical mit Musik, Tanz und Filmeinblendungen zu entwickeln. Auch ein Buch sollte nicht fehlen. Alles entwickelte sich immer mehr zu einer großen Sache für eine Stadt mit etwas mehr als 25 000 Einwohnern. Im Internet kann man mitverfolgen, mit wie viel Aufwand gearbeitet wird, damit im Dezember die Premiere stattfinden kann.

Im Mittelpunkt des Stücks steht das Mädchen Jule, das in einer grauen Welt mit ihrer Puppe Anneliese, dem Teddy „Brummbär“ und dem tanzenden Schmetterling Elli auf Entdeckungsreise geht — und wieder Farbe in die Welt bringen möchte.

„Das hört sich im ersten Moment kitschig an, doch ich wusste sofort, dass ich mit meinem Buch in eine andere Richtung gehen werde“, erklärt Kohlert. „Ich wollte etwas Herzerwärmendes schreiben. Etwas, das aber nicht zu süßlich oder gar klebrig ist.“

Die studierte Sozialpädagogin hat schon vor vielen Jahren ihre Liebe zum Schreiben entdeckt. Es entstanden erste Kurzgeschichten und ein Fantasy-Roman für Kinder. Sie veröffentlichte Dutzende Texte in Zeitschriften und Anthologien. Seit sechs Jahren ist sie Mitglied in der VHS-Schreibwerkstatt. Für sie eine wichtige Chance, um stets an ihrem Stil zu feilen. „Kreativität ist das Eine, das Handwerk das Andere“. Gerade der kritische Austausch unter Autoren, das Arbeiten an Texten, findet sie wichtig für ihre Weiterentwicklung.

Zwischen Familie und beruflichen Aktivitäten ist sie immer wieder auf der Suche nach Freiräumen, um ihrer Schreib-Leidenschaft nachzugehen: „Glücklicherweise habe ich nie Blockaden. Ich kann mich hinsetzen und losschreiben.“ Dass ihr „Stadtschatten“-Märchenroman gut ankommt, hat sie vergangene Woche erfahren können, als Lesungen in der Villa Humboldt in Lüdenscheid und in der Stadtbücherei Plettenberg anstanden. Kohlert: „Zum ersten Mal lernte ich dort das Produktions-Team persönlich kennen. Der Eindruck vom Telefon hat sich sofort bestätigt. Wir liegen auf einer Wellenlänge.“

Besuchen konnte die 45-jährige Erlangerin zudem die Produktionshalle, in der gerade die aufwändigen Kulissen für „Stadtschatten“ entstehen. Dort befindet sich beispielsweise eine riesige Pappmache-Konstruktion, die als „sprechender Baum“ zum Einsatz kommen wird.

Auch den „Brummbär“ gibt es bereits. Als Stofftier im Merchandise-Sortiment. „Es ist schon toll, wenn die Sachen, die man im Kopf hatte und zu Papier brachte, auf einmal Wirklichkeit werden“.

 

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