Eröffnung der Parkanlage an der A3 von Protesten begleitet
24.8.2011, 09:51 UhrMassiver Widerstand bei Anliegern und Naturschützer führe allerdings dazu, dass sich Projekte verzögern, nicht in der ursprünglich geplanten Größe oder gar nicht gebaut werden können. Und diesen Widerstand erlebte er auch vor Ort: Die Bürgerinitiative Moosbach/Birnthon protestierte mit Plakaten und Trillerpfeifen gegen weitere Maßnahmen, bei denen Bannwald vernichtet wird. Konkret wollen ihre Mitglieder die PWC-Anlage an der A 6 zwischen Moosbach und Birnthon verhindern.
Laut einer Studie aus dem Jahr 2008 fehlen an bayerischen Autobahnen mindestens 3500 Lkw-Stellplätze. Die Folge: Bewirtschaftete und unbewirtschaftete Rastanlagen sind stark überlastet. Gerade während der Nachtstunden werden Brummis oft verkehrsgefährdend abgestellt. Denn die Fahrer müssen ihre gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten einhalten, wissen aber häufig nicht wo.
„Welch schlimme Folgen das nach sich ziehen kann, haben uns die beiden tödlichen Unfälle in den vergangenen Monaten auf der Rastanlage Hochfelln und dem Parkplatz Tiefenthal bei Wörth an der Donau drastisch vor Augen geführt“, sagte der Innenminister. Daher sei man gefordert, durch den Aus- und Neubau zusätzlicher Lkw-Stellplätze dafür zu sorgen, dass sich die Situation deutlich entspannt und Gefahrensituationen vermieden werden.
Herrmann initiierte deshalb 2008 ein Fünf-Punkte-Programm, das bis 2013 den Neubau von 3600 zusätzlichen Parkplätzen für Laster vorsieht. Neben dem Widerstand von Anliegern verzögern auch langwierige Planfeststellungsverfahren und Umplanungen die Fertigstellung zum Teil erheblich. Der Innenminister hält es unter diesen Umständen für erfreulich, dass man bis 2010 bereits 927 Lkw-Stellplätze neu bereitstellt. Von 2011 bis 2013 kämen nach derzeitigem Planungsstand mindestens weitere rund 1700 hinzu.
Situation der Lkw-Fahrer soll ständig verbessert werden
„Das eigentliche Ziel unseres ambitionierten Ausbauprogramms – 3600 Parkplätze für Laster – werden wir nach realistischer Einschätzung wohl 2014 erreichen“, glaubt Herrmann. Doch auch in der Folgezeit sollen weitere Maßnahmen geplant und umgesetzt werden, um die Situation der Lkw-Fahrer ständig zu verbessern.
Während an Rastanlagen die Plätze nicht ausreichen, sieht der Innenminister an privaten Autohöfen durchaus noch „erhebliche ungenutzte Kapazitäten“. „Hier waren nach der Zählung von 2008 von den knapp 5000 Stellplätzen nur rund 4000 belegt. Hauptgrund sind seiner Ansicht nach die Parkgebühren, die private Betreiber der Autohöfe verlangen. „Ich appelliere daher an Spediteure und Fuhrunternehmen, die Gebühren den Fahrer zurückzuerstatten, soweit es noch nicht geschieht.“
Durch eine Kooperation mit der Vereinigung Deutscher Autohöfe soll die Auslastung dieser Anlagen weiter verbessert werden. Große Hoffnung setzt der Innenminister auch in den Einsatz hochmoderner telematischer Erfassungs- und Steuerungsmaßnahmen auf Rastanlagen. „So können wir Lkw-Fahrer frühzeitig gezielt über die Belegung informieren.“
Die fertiggestellte PWC-Anlage Ludergraben hat laut Herrmann eine große Bedeutung für den Raum Nürnberg. „Beobachtungen über das Parkverhalten haben gezeigt, dass viele Lkw-Fahrer gezielt auf Rastanlagen übernachten, um in den Morgenstunden termingerecht ihr Endlade- und Ladeziel zu erreichen.“
Ludergraben ist die erste mit Toiletten-Gebäude ausgestattete unbewirtschaftete Rastanlage an der A 3 zwischen Nürnberg und Regensburg. „Vier weitere sollen in diesem Abschnitt folgen. Auf beiden Seiten der Rastanlage stehen nach Abschluss der Bauarbeiten je 37 Lkw-Stellplätze zur Verfügung, Gesamtkosten 8,7 Millionen Euro. Weitere Parkflächen für den Schwerlastverkehr werden in den kommenden Wochen zur Verfügung stehen.
Insgesamt wird man in diesem Jahr 360 Lkw-Stellplätze fertigstellen. 140 weitere können beim vorgesehenen Ausbau der Tank- und Rastanlage Aurach entstehen, für die heuer noch der Planfeststellungsbeschluss erwartet wird, die Bauarbeiten sollen dann 2012 beginnen.
Bürgerinitiative kritisiert Rodung weiteren Bannwalds
Je 36 Lkw-Stellplätze in beide Fahrtrichtungen kämen laut Planung durch die PWC-Anlage an der A 6 bei Moosbach zwischen den Autobahnkreuzen Nürnberg-Ost und Altdorf hinzu. Doch gegen sie wehren sich Anlieger, eine Bürgerinitiative, der Bund Naturschutz und das Bannwaldbündnis Feucht-Wendelstein. Sie fürchten durch belastete Abwässer negative Auswirkungen auf das Grundwasser und kritisieren die Rodung weiteren Bannwalds.
Ihren Protest machten sie dem Innenminister mit Plakaten, Trillerpfeifen und lautstarken Zwischenrufen deutlich. Herrmann kritisierte diese „Diskussionskultur“ und signalisierte nach seiner Rede Gesprächsbereitschaft mit den BI-Mitgliedern. Sie sollten ihm binnen vier Wochen einen Vorschlag für einen Alternativstandort zukommen lassen, dann könne man darüber sprechen – allerdings nicht auf der Basis, es dürfe generell keine weitere PWC-Anlage in diesem Gebiet geben.
So sei das bestehende Problem nicht zu lösen. „Für die Sicherheit von Lkw- wie auch von Pkw-Fahrern ist das nicht zumutbar“, betonte der CSU-Politiker. Es habe bereits mehrere Gespräche zu der Anlage bei Moosbach gegeben. Dabei ging es auch um Vorschläge, den Standort mehrere Hundert Meter zu verschieben, das fand aber keine Zustimmung bei der BI.
Auch nach Einschätzung von Landrat Armin Kroder komme man hier nicht weiter, so Herrmann. Nicht ernst genommen Sabine Meindl war bei diesen Treffen dabei. „Wir haben uns da nicht ernst genommen gefühlt“, sagte das BI-Mitglied dem Innenminister am Ludergraben. „Unsere Argumente wurden einfach vom Tisch gewischt.“
Die Alternativen der BI würden nicht berücksichtigt, stellte auch Eckhard Schulz, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Feucht, fest. Er wies Herrmann darauf hin, dass der vorgesehene Standort im Bannwald liegt und ausgewiesenes Vogelschutzgebiet ist. „Wie viel Schutz braucht ein Gebiet denn noch, damit dort nicht trotzdem Parkplätze entstehen? Wir dürfen nicht ununterbrochen die Natur kaputtmachen.“
Die BI-Mitglieder forderten mehr Gütertransporte auf Schienen zu verlegen statt Lkw den „roten Teppich ausrollen“. Die Umwelt müsse für nachfolgende Generationen erhalten bleiben.
1 Kommentar
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen