Freude über steigende Besucherzahlen

6.4.2013, 07:59 Uhr
Freude über steigende Besucherzahlen

© Susemihl

In den 80er Jahren hieß es in Franken schlicht und ergreifend „Wirsching statt Pershing“. Die Stationierung der „Pershing II“-Mittelstreckenraketen in Westeuropa löste eine internationale Massenbewegung aus, die auch in Nürnberg viele Aktive fand, die letzten Endes das Friedensmuseum in der Nordstadt einrichteten.

Bereits 1951 formulierten die Nürnberger Nachrichten die Frage: „Braucht Nürnberg ein Friedensmuseum?“ Doch die Initiative eines antimilitaristischen Kongresses verlief im Sande. Erst 1992 wurde der Gründungsgedanke wieder aktuell, als mitten im Abzug des Gros der amerikanischen Soldaten aus Nürnberg das Garnisonsmuseum installiert wurde. Dennoch dauerte es bis Anfang 1998, bis der gemeinnützige Verein die Räume in der Kaulbachstraße 2 beziehen konnte. Frisörsalon und Fahrschule waren dort zuvor beheimatet.

Zwei zentrale Aufgaben verfolgt das Friedensmuseum: Zum einen soll die Geschichte von Pazifismus und Antimilitarismus in Deutschland (primär nach 1945) dokumentiert werden; dabei liegt der Schwerpunkt auf den regionalen Aktivitäten der Friedensbewegung. Zum anderen will man ein Zentrum für Friedenserziehung und Gewaltfreiheit sein.

Mit 20 größtenteils selbst erarbeiteten Ausstellungen, zahlreichen Begleitveranstaltungen und jährlich steigenden Besucherzahlen kann sich die Bilanz des Museums sehen lassen. Als zusätzlichen Service gibt es die „Kaulquappe“, ein monatliches kostenloses Rundmail. Die aktuelle Ausstellung „Frieden braucht Bewegung — die Friedensbewegung der 80er Jahre“ legt einen Schwerpunkt auf Aktionsformen des friedlichen Protestes und erweist sich als Publikumsmagnet. Sie ist noch bis Ende Juli zu sehen.

Mit einer üppigen Geburtstagstorte feierte das Friedensmuseum Nürnberg jetzt seinen 15.Geburtstag. Zu den Gratulanten gehört natürlich auch Hans-Günther Schramm. Der Mann mit dem langen weißen Bart ist in Nürnberg bekannt wie ein bunter Hund. Politisch aktiv war er in der außerparlamentarischen Friedensbewegung, zunächst in christlichen Gruppierungen, dann auch in überkonfessionellen und überparteilichen Gruppierungen.

Von 1986 bis 1994 gehörte Schramm für die Grünen dem Bayerischen Landtag an. Seine Berufsbezeichnung hieß „Friedensarbeiter“ und ist von der Agentur für Arbeit anerkannt worden. Flankierend ist der 1941 Geborene noch als „gerichtlicher Betreuer“ tätig — früher hieß diese Tätigkeit Vormund. „Wir haben früher gesagt, wenn sie die Atomwaffen nicht in den Vorgärten installieren, regt sich keiner auf“, lächelt Schramm. Auch heutzutage habe das Friedensmuseum „nur großen Zulauf, wenn eine Katastrophe wie Fukushima passiert oder die Bundeswehr zu einem Kriegseinsatz herangezogen wird“.

An seinen persönlichen Überzeugungen, so Schramm, habe sich in den Jahrzehnten nichts geändert: „Gewalt ist ein Mangel an Fantasie“, es gebe so viele andere Möglichkeiten „und reden hilft in 99 Prozent aller Fälle“. Was wünscht sich der „Friedensarbeiter“ für die Zukunft? „Dass das Atom wenigstens aus diesem Land gänzlich verschwinde und dass die Regierung endlich aufhört, auf militärische Gewalt zu setzen.“ Und da er für die Wahrheit ist, erklärt Schramm auch offen, wie es zum langen „ZZ Top“-Bart kam: „Den ließ ich mir 1972 wachsen. Ganz ehrlich: Ich war damals einfach zu faul zum Rasieren.“

„Fest der Demokratie“

Im Friedensmuseum ist Schramm, wie viele langjährige Aktivisten (vom Ehepaar Elke und Siegfried Winter bis Birgitta Meier), regelmäßig anzutreffen. Die nächste Veranstaltung dreht sich am 16.April, 19.30 Uhr, um das Thema „Blick zurück nach vorn: Achtung, atomare Modernisierung“ mit dem langjährigen Friedensaktivisten Wolfgang Nick. Am 20.April, wird von 14 bis 18 Uhr bei der St.-Klara-Kirche, Königstraße 64, zum fünften Mal das „Fest der Demokratie und Befreiung“ gefeiert. Am 25.April spricht Annemarie Rufer ab 19.30 Uhr im Friedensmuseum über „Frauen in der Friedensbewegung“.

Friedensmuseum, Kaulbachstraße 2. Öffnungszeiten: Montag 17–19 Uhr, Mittwoch 15–17Uhr sowie am 1.Samstag im Monat 15–17 Uhr. Infos: www.friedensmuseum.odn.de

 

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