Gebhart: Wenn der Körper nicht mehr mitspielt

25.4.2013, 06:59 Uhr
Gebhart: Wenn der Körper nicht mehr mitspielt

© Sportfoto Zink

Am späten Sonntagnachmittag fieberte Timo Gebhart wieder mit. Auf seiner schwarzen Jacke stand „Nürnberg“, außerdem hatte er sich einen Club-Schal um den Hals gewickelt. Der Profi-Anhänger mischte sich in der Nordkurve unter die Fans, um seine Mannschaft zu unterstützen.

Großartig sei die Stimmung gewesen, berichtet Gebhart, bis zum 0:1. Danach, sagt er, „wäre ich am liebsten reingerannt“. Auf den Platz, wo ihn die anderen nicht zum ersten Mal schmerzlich vermissten beim Versuch, einen tief stehenden Gegner auszuspielen.

Gebhart kann das, weil er schnell ist und mit dem Ball umgehen kann. Seine Dynamik und Kreativität fehlen dem Club, Donnerstag auf den Tag genau seit drei Monaten; am 25 Januar, beim 0:3 in Dortmund, war Gebhart zum vorerst letzten Mal dabei.

Hinterher konnte er einfach nicht mehr. Seine Leistenbeschwerden seien „immer schlimmer“ geworden, sagt Gebhart, ein Jahr hat er bereits gesundheitliche Probleme und seine chronische Verletzung somit vom VfB mitgebracht. Trotzdem hielt er durch, ließ sich sogar spritzen, um nur dabei sein zu können. In der Hinrunde zählte er dennoch zu den auffälligsten Offensivkräften beim 1. FC Nürnberg; zwei Treffer erzielte er im Saisonverlauf selbst, zwei bereitete er maßgeblich vor.

Davon kann er derzeit höchstens träumen. Bis zu seinem Comeback wird es noch etwas dauern, obwohl es aufwärts geht mit ihm. Der 24-Jährige berichtet von „größeren Fortschritten“, muss sich aber mit Laufeinheiten und stabilisierenden Übungen zufriedengeben. An Training mit dem geliebten Ball ist weiter nicht zu denken.

Mittlerweile glaubt man die Ursachen für Gebharts Schmerzen erkannt zu haben: Entzündungen. Deswegen ließ er sich unlängst auch die Weisheitszähne ziehen, alle vier, es scheint ihm geholfen zu haben. Gebhart fühlt sich besser, aber längst nicht gut genug für Bundesliga-Fußball. Und erst recht nicht für sein Hobby, das Kickboxen. „Das geht gar nicht“, so Gebhart, „ich bringe ja die Beine nicht mehr hoch.“

Allmählich beginnt die ständige Warterei, ihn etwas zu nerven. Letztlich zahlt er aber bloß den Preis für seinen übertriebenen Ehrgeiz; aufgeben wollte er nicht, „weil es immer wieder ging“, sagt Gebhart, irgendwie. „Ich bin einer, der immer spielen will.“ Und jetzt nicht mehr kann.

Dass der Klassenverbleib zu 99,9 Prozent sicher ist, nimmt etwas Druck von ihm und seiner langwierigen Rehabilitation. Trotzdem quält es ihn, tatenlos zuschauen zu müssen, wenn es wie am Sonntag spielerisch nicht läuft. „Ich würde der Mannschaft vielleicht ganz guttun“, sagt Gebhart, gerade jetzt, was nicht überheblich klingen soll. Sondern eher aufmunternd.

Hlousek im Kommen

Es geht ja weiter. Nach der Saison ist vor der Saison, spätestens zum Start der Vorbereitung will Gebhart „topfit“ sein und wieder angreifen. Er wäre so etwas wie ein interner Zugang, ein anderer könnte Adam Hlousek sein. Der zweite Kreuzband- samt Meniskusriss im linken Knie, erlitten vor über einem Jahr gegen den FC Bayern, ist längst verheilt, jedoch reagierte das rechte Knie auf nachfolgende Fehlbelastungen. Zwei weitere Eingriffe waren nötig, mittlerweile kann Hlousek bereits hin und wieder am Mannschaftstraining teilnehmen.

Der Tscheche wird noch etwas Geduld brauchen, ebenso Gebhart, von dem sie sich in Nürnberg noch einiges erhoffen. Eine Million kostete er im vergangenen Sommer, die Investition soll sich auch lohnen. „Es ist für mich ganz schlimm, zuschauen zu müssen“, sagt Gebhart. Selbst in der stimmungsvollen Nordkurve.

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