Gedenktafel für Retterin von Charlotte Knobloch
18.10.2016, 07:16 UhrKreszentia Hummel rettete der heute 83-Jährigen während des Zweiten Weltkriegs das Leben, denn sie behauptete, dass das damals 10-jährige Mädchen ihr uneheliches Kind sei. Der katholische Geistliche Josef Schreiber, der 28 Jahre lang in Arberg wirkte, trug ebenso dazu bei, dass Charlotte Knobloch dem Holocaust entging. Er wusste, dass das Mädchen nicht das Kind der Arberger Bäuerin war, brach aber nie sein Schweigen.
Die Aufnahme von Kreszentia Hummel in den Kreis der „Gerechten unter den Völkern“, die höchste Auszeichnung des Staates Israel, in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem war ausschlaggebend für die Arberger und ihren Pfarrer Reinhard Pasel, eine Gedenktafel zu erstellen. Gewürdigt wurden aber auch die Taten von Pfarrer Scheiber, der am Ende des Zweiten Weltkriegs auch noch zehn polnische Zwangsarbeiter im Pfarrhof versteckte — und sie so vor dem Tod bewahrte.
Der feierlichen Enthüllung der Gedenktafel ging ein von Pfarrer Pasel zelebrierter und von der Blaskapelle und dem Kirchenchor musikalisch gestalteter Gottesdienst voraus.
In seiner Gedenkrede würdigte Pasel Kreszentia Hummel und Josef Scheiber als Menschen, die sich um ihre Mitmenschen sorgten. Sie hätten Mut, Menschlichkeit und Gottvertrauen bewiesen — moralische Werte, die es auch in barbarischer Zeit gegeben habe. Auch wenn die Zeitzeugen nicht mehr seien, gelte es, die geschichtlichen Ereignisse festzuhalten und weiterzutragen.
An Charlotte Knobloch gewandt, sagte er, ihre Sicherheit sei damals jeden Tag gefährdet, ihr Leben von ständiger Angst geprägt gewesen: Ein unbedachtes Wort — und alles wäre vorbei gewesen. Die Geschehnisse vor über 80 Jahren dürften sich nie mehr wiederholen. Die Arberger Gedenktafel sei auch eine Erinnerung an die vielen Millionen Menschen, die keine Retter fanden. Abschließend zitierte Pasel ein Zitat des früheren Bundespräsidenten Johannes Rau: „Im Angesicht des Volkes Israel verneige ich mich in Demut vor den Ermordeten, die keine Gräber haben, an denen ich sie um Vergebung bitten könnte.“
Zuversicht geschöpft
Charlotte Knobloch erinnerte in ihrer Ansprache an ihren damaligen Aufenthalt — von der Ankunft am Bahnhof Triesdorf über die liebevolle Aufnahme bei der Familie Hummel, die täglichen Kirchenbesuche bis hin zum Wiedersehen mit ihrem Vater, der dem Holocaust entging. „Ich verdanke dieser Frau und Pfarrer Scheiber mein Leben. Sie bewiesen ungeheure Tapferkeit und setzten ihr Vertrauen in Gott. Aus den damaligen Erfahrungen schöpfe ich die Zuversicht, an das Gute im Menschen zu glauben“, so die IKG-Präsidentin.
Angesichts der jüngsten Entwicklung in Deutschland sagte sie allerdings auch: „Ich komme mit gemischten Gefühlen nach Arberg, das mir zur zweiten Heimat wurde.“ Es gelte, Rassismus und Antisemitismus sowie allen sonstigen Ausgrenzungen entgegenzutreten. Die Erinnerungstafel sei ein Signal an die Menschlichkeit und diene der Bewusstseinsbildung. Nachfolgende Generationen seien frei von jeder Schuld, die Geschichte müsse aber aufgearbeitet werden. Die Gedenktafel sei ein Schritt in diese Richtung.
Die Bestrebungen, jüdisches Leben als Teil unserer Heimatgeschichte wahrzunehmen und darzustellen, wie es in letzter Zeit an vielen Orten im Landkreis geschehe, trügen zum Geschichtsbewusstsein bei, sagte Knobloch. Es sei eine Erinnerungskultur entstanden, die man weiterentwickeln müsse, und sie sei eine Verpflichtung aller Generationen, so der Ansbacher Landrat Jürgen Ludwig in seinem Grußwort.
Der Arberger Bürgermeister Jürgen Nägelein dankte allen, die zum Gelingen dieses ganz besonderen Kirchweihsonntags beitrugen und lud die Präsidentin ein, sich ins Goldene Buch der Gemeinde einzutragen. Ein besonderes „Vergelt’s Gott“ galt dem Sponsor der Gedenktafel, Steinmetz Johannes Unfried, und dem Chor des Kindergartens für seinen Gesang zu Beginn des Festaktes, an dem zahlreiche Ehrengäste teilnahmen, darunter Landrat a. D. Georg Rosenbauer (Weißenburg-Gunzenhausen), die Verwandten von Kreszentia Hummel und Pfarrer Josef Scheiber.
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