Ice Tigers trennen sich von Trainer Tomlinson
10.12.2012, 07:00 UhrMan darf annehmen, dass Jeff Tomlinson gern aufgestanden ist, am gestrigen Sonntag. Der Trainer der Ice Tigers dürfte gutgelaunt seinen Kaffee getrunken haben, vielleicht kam sogar ein gutes Lied zum Mitsingen im Radio, als er zur Arena ins Training fuhr.
Anders ist es nicht zu erklären, dass Tomlinson ausgerechnet mit einem „Feel-Good-Day“, wie er sagt, einem Wohlfühltag für Eishockeyprofis, auf die jüngste Niederlagenserie seiner Thomas Sabo Ice Tigers reagieren wollte. „Das ist ganz einfach“, erklärte Tomlinson, „wir haben ein mentales Problem, die Spieler hatten zuletzt den Schläger viel zu fest in der Hand. Da muss man den Schalter umlegen.“
Und auf andere Gedanken kommen. Also aß man in der Kabine gestern zusammen Pizza, Ryan Bayda hatte sie zu seinem Geburtstag ausgegeben. Vorher spielten alle ein kleines Drei-gegen-Drei Turnier, die Sieger bekommen irgendwann ein Abendessen bezahlt — „es war viel Spaß, aber auch harte Arbeit“, fasste der Trainer zusammen. Der Sonntagvormittag lief also ganz nach seinem Plan, die Tigers wieder aufzurichten. Bis Tomlinson in die Kabine kam und sein Handy klingelte. Wenig später war die gute Laune dahin.
„Lenz (Manager Lorenz Funk, d. Red.) hat mich angerufen und mir mitgeteilt, dass ich nicht mehr Trainer bin“, berichtete Jeff Tomlinson und kämpfte mit seinen Emotionen. Er sei überrascht gewesen, einerseits, weil er der Meinung war, dass sich die unbefriedigende Tabellensituation und die schwachen Leistungen mit dem Ausfall von zahlreichen Leistungsträgern erklären ließen. „Die ersten Spiele, als wir noch komplett waren, haben wir doch gewonnen.“ Andererseits darf ihn, verriet er, die Entscheidung nicht überraschen: „So schnell passiert das im Profisport eben.“
„Negative Energie von außen“
Schon nach dem Düsseldorf-Spiel hatte Tomlinson davon gesprochen, dass es eine große Aufgabe sei, „viel negative Energie von außen“ vor der Mannschaft zurückzuhalten. Er ließ offen, von wem diese Strömungen ausgehen, aber es dürfte klar sein, dass nicht allein die erfolgshungrigen Fans zunehmend unzufriedener wurden.
Die hohen Ansprüche hatte der Coach auch an sich selbst gestellt: „Ich mache mehr Druck auf mich selber als das jeder andere kann, es gibt keinen Fan, keinen Manager, keinen Klubbesitzer, der mich mehr unter Druck setzen kann als ich selbst. Für mich macht es keinen Unterschied, ob wir das achte Spiel in Folge verlieren oder das erste. Ich gehe nach Hause und es ist immer das gleiche Scheißgefühl“, sagte er dieser Zeitung.
Hoffnung hatte er immer auf die Rückkehr der Verletzten, bat um Geduld: „Wir werden am Ende nicht da stehen, wo wir jetzt stehen“, versprach er. Diese Wochen wollte man ihm nicht mehr gewähren: „Als wir uns dazu entschieden haben, eine wirklich starke Mannschaft aufzubauen, da war klar, dass wir näher an der Mannschaft dran sein müssen, egal, ob das nun der Lenz ist oder ich. Wir wollen auf mögliche Probleme früher eingehen. Anders in den Jahren zuvor, als Probleme verschleppt worden sind“, hatte Thomas Sabo vor der Saison angekündigt. Gleichzeitig aber bremste Manager Funk die Erwartungen: „Wir wissen, dass der Umbruch nicht von einer Saison auf die nächste stattfinden kann.“ Auch deshalb plante man längerfristig mit Tomlinson, viele Spieler folgten ihm aus Düsseldorf — egal, wen man fragte, sie freuten sich über das offensive Spielsystem und lobten die akribische, fleißige Arbeit des Trainerstabs.
Aus Spielerkreisen hieß es gestern, bis zuletzt sei auch die Stimmung in der Kabine großartig gewesen, alle hatten sie den Eindruck, ein Team zu sein. Jeder glaubte an die Rückkehr des Erfolges — mit Jeff Tomlinson an der Spitze, einem Trainer, der, so der Eindruck, Kumpel und General sein konnte, mit einem feinen Gespür für seine Spieler.
Als Jeff Tomlinson den Hörer aufgelegt hatte, so erzählt er, sei er in die Kabine der Mannschaft gegangen und habe die Spieler über seine Entlassung informiert. Die große Mehrheit hätte die Entscheidung nicht nachvollziehen können. „Ich habe ihnen noch viel Glück gewünscht. Und ihnen gesagt, dass sie immer noch ein großes Team sind und das schaffen werden.“ Dann, sagte er, sei er ins Auto gestiegen und nach Hause gefahren.
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