Intercity-Wagen erleben den zweiten Frühling
28.4.2012, 18:00 UhrDer Intercity begann seine Karriere 1971. Damals rollte er noch ausschließlich als 1.-Klasse-Zug durch das Land. Doch schon acht Jahre später wurden 2.-Klasse-Wagen auf die Strecken geschickt. Bis Ende 2011 transportierten die Intercitys 53 Millionen Passagiere. 1500 Intercitys rollen heute durch Deutschland, einige davon als Eurocity (EC) durch Europa.
In all den Jahren haben die Intercitys immer wieder Neuerungen erfahren, 2004 wurde die komplette Flotte schon einmal modernisiert – insgesamt gibt es 34 Bau- und Unterbauarten. 770 der rund 1500 Intercity-Wagen werden nun modernisiert. Sie sollen bis zum Jahr 2023 über die Schienen geschickt werden. Mit der Modernisierung mache man das Unternehmen stark für eine nachhaltige Zukunft, ließ Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Bahn AG, mitteilen. Anders drückt es Andreas Lehmann, Projektleiter in Nürnberg aus: „Mit den Intercitys soll die Zeit bis zur Lieferung der neuen ICx überbrückt werden.“ Dessen Lieferbeginn war erst kürzlich auf Dezember 2016 verschoben worden.
Für das Bahnwerk Nürnberg sind diese Verzögerungen Gold wert, denn die Bahn lässt sich die IC-Modernisierung insgesamt 250 Millionen Euro kosten, ein Teil davon fließt auch nach Nürnberg. Während die Bistrowagen in Kassel und die Großraumwagen in Neumünster aufgemöbelt werden, kümmern sich in Nürnberg rund 38 Ingenieure und sechs Fachdienste um 207 Abteilwagen der 1. und 2. Klasse. Zwei von ihnen sind bereits fertig und wurden gestern vorgestellt.
Zwei bis drei Wochen brauchen die Handwerker, um einen Abteilwagen umzurüsten. Dabei werden die Wände mit Holzfolie beklebt, Tische und Teppiche ausgetauscht und neue Sitze eingebaut. Diese ähneln den Sitzen im ICE. Auf alle 770 Wagen gerechnet, werden 46000 Sitze ausgetauscht bzw. erneuert – das sind zirka 2000 weniger als das Frankenstadion Plätze hat.
Darüber hinaus werden alle Einzel- und Doppelsitzplätze im Großraum sowie die Dreiplatzsitze im Abteil mit einer Steckdose ausgerüstet. Die Leselampen werden durch LEDs ersetzt, 42000 Quadratmeter Bodenbelag ausgewechselt. Auch die Böden und die Wände in den WCs erstrahlen in neuer Frische. Die Kleinkinderabteile werden ebenfalls umgestaltet, auch für mobilitätseingeschränkte Menschen wurde mehr Raum geschaffen. Haltegriffe an den Sitzen und Platznummern in Blindenschrift runden die Arbeiten ab.
Radfahrer dürfen sich über eine Erhöhung der Fahrradstellplätze von 129 auf 163 – in den 770 Waggons insgesamt – freuen. In 126 Fahrzeugen werden die Klimaanlagen leistungsfähiger gemacht. Damit klemmende IC-Türen nicht mehr zu Verspätungen führen, gönnt die Bahn 580 Wagen neue Einstiegstüren. Wenn nötig, wird die Außenhaut des Waggons lackiert. An 60 Fahrzeugen werden die Energieversorgungsanlagen überholt, so dass diese Züge problemlos mit ausländischen Stromleitungen kompatibel sind. Zum Fahrplanwechsel im Dezember soll die erste modernisierte IC-Garnitur zwischen Stuttgart–Köln–Hamburg rollen.
Der IC-Auftrag beweist einmal mehr, dass die Bahn richtig handelte, als sie die Schließungspläne für das Nürnberger Werk 2008 fallenließ. Mittlerweile modernisierten die aktuell 626 Mitarbeiter im Werk 44 ICE2, nun folgen Teile der IC-Flotte. Und weil es so gut läuft, wird das Werk erweitert. Ende Mai soll der Spatenstich für eine neue Traglufthalle erfolgen. Und am 21. September wird es einen Festakt geben, denn das Werk steht dann seit 100 Jahren am Standort Ingolstädter Straße.
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