Bamberg zeigt braven „Glöckner von Notre-Dame“

5.7.2011, 00:00 Uhr
Bamberg zeigt braven „Glöckner von Notre-Dame“

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Eugène Sue, Alexandre Dumas und eben Victor Hugo: Die französischen Romanciers hatten’s gern einmal mit den ganz großen Gefühlen. Liebe, Mord, Eifersucht, Rache und Kindsraub – darunter geht es nicht. Wer also etwa das pathostriefende Monster-Werk über den tumben, tauben, potthässlichen, aber irgendwie doch auch herzensguten Glöckner Quasimodo auf die Bühne stellen will, müsste wenigstens ansatzweise zu erklären und zu zeigen versuchen, warum er das macht.

Es gibt darin durchaus Passagen, die man, zart unter die Lupe genommen, dem Publikum als kleine anrührende Widerhäkchen unterjubeln könnte: Wie grausam es doch ist, wenn ein gesundes, liebendes Herz in einem zerstörten, abschreckenden Körper hausen muss.

Die handwerklich ja sehr gelungene Inszenierung durch Heidemarie Gohde erspart dem Publikum freilich derlei Tiefensondierungen in den Textsteinbruch. Sie bleibt konsequent in cinemascope-ähnlicher Breite an der Oberfläche der Erzählung. Das hat rasch zur Folge, dass die aufgedonnerte Pausbäckigkeit der Hugo’schen Gefühlswelt naturgemäß für jeden Darsteller viel zu groß ist und man ihn fürderhin bei seinem Bemühen betrachten kann, auf dieser Seifenopernseife wenigstens nicht auszurutschen.

Das gelingt meistens knapp, am allerknappsten dann, wenn der eifersüchtige Archidiakon Claude Frollo (Stephan von Soden) der schönen Esmeralda (Karoline Bär) den Liebhaber Phöbus (Thomas Jutzler) in der Umarmung tückisch wegsticht: Da wird geschrien und geseufzt, dass es keine wahre Freude ist.

Irgendwelche charismatischen Figuren entstehen so natürlich nicht, am ehesten ansatzweise beim Hauptdarsteller selbst: Patrick L. Schmitz kann dem verliebten Verwachsenen ein wenig Schmelz der Melancholie verleihen, aber das ist dann beim Quasimodo auch schon quasi alles.

Weitere Aufführungen: 5.-7., 12.-17., 19.-23. Juli. Karten unter Telefon: 0951/873030.