Im Sound der guten, alten Zeit

15.2.2014, 00:00 Uhr
Im Sound der guten, alten Zeit

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Ältere Rockfans dürften sich noch gut an „Die Camera“ in der Fürther Südstadt erinnern. In dem ehemaligen Kino an der Schwabacher Straße eröffnete vor 50 Jahren ein Tanz-Club, im dem die angesagtesten Bands für den damals aktuellen Beat-Sound sorgten. Der famose Ruf des Musikschuppens verbreitete sich schnell: „Die Camera“ galt damals nach dem Hamburger „Star Club“ als der zweitgrößte Beat-Club in Deutschland. Hier hatte man das Ohr am Puls der Zeit. Und hier hatten auch zahllose Musiker ihre Erweckungserlebnisse. Dazu zählen die Fürther Lokalmatadoren Rudi Madsius und Klaus Braun-Hessing, die beide in der Südstadt aufwuchsen, zusammen in die Kiderlin-Schule gingen und als Teenager jede Gelegenheit nutzten, um in der „Camera“ Live-Musik zu hören. Die langen Haare waren das äußerlich sichtbare Zeichen für die um sich greifende Jugend-Rebellion.

Im Sound der guten, alten Zeit

Die beiden sind mittlerweile Herren im gesetzteren Alter und hatten die Idee zu dem Jubiläumskonzert, bei dem sie selbst mit den Helden von damals auftreten. Dabei kann dann natürlich auch das verehrte Publikum jede Menge Jugenderinnerungen auffrischen.

Im Sound der guten, alten Zeit

© FN-Archiv

„,Die Camera’ war schon der Wahnsinn“, erinnert sich der Schlagzeuger Klaus Braun-Hessing. „Bis dahin hatten wir immer gedacht, wir lebten in der tiefsten Provinz, und auf einmal konnten wir unsere Lieblingsbands leibhaftig auf der Bühne sehen und hören.“ Es war die große Zeit von Bands wie The Lords, The Rattles oder The Boots, die internationale Hits nachspielten, wie es damals üblich war, aber auch eigene Songs ins Repertoire schmuggelten.

Chance für Newcomer

Irgendwann durften in der „Camera“ dann auch Newcomer im Vorprogramm auftreten, später war für die regionale Szene sogar ein ganzer Abend in der Woche reserviert. Auch Klaus Braun-Hessing bekam als Teenager seine Chance: Mit den „Rotten Childs“ spielte er Stücke von Jimi Hendrix, Cream und den Kinks nach. Underground-Music nannte man das zu jener Zeit. Rudi Madsius, der in der Schwabacher Straße wohnte, war Stammgast in der nahegelegenen „Camera“. Ende der 60er Jahre wurde seine Blues-Gruppe „Cry Freedom“ sogar so etwas wie die Hausband des Live-Clubs, der 1970 schließen musste.

Die Berliner Bands The Lords und The Boots gaben regelmäßig Stargastspiele in der „Camera“ — und sie sind jetzt zu dem Jubiläumskonzert eingeladen, auch wenn von der Originalbesetzung kaum noch jemand lebt. The Lords, die mit Rüschenhemden und Prinz-Eisenherz-Frisuren auftraten, tourten mit bekannten Größen wie The Who, The Kinks oder The Beach Boys. 1967 spielten sie als erste Band aus Westeuropa hinter dem Eisernen Vorgang — im Warschauer Legia-Stadion. „Poor Boy“ hieß ihr größter Hit.

Immerhin zwei ehemalige Mitglieder der Boots kommen ebenfalls nach Fürth: Bob Bresser (Bass) und Jörg Schütte-Eckel (Gitarre, Gesang). Sie geben eine Einlage beim Auftritt der Rudi Madsius Band, bei der Klaus Braun-Hessing am Schlagzeug sitzt. Der Musiker, der vor allem mit der Conny Wagner Band bekannt wurde, schwelgt gerne in Erinnerungen: „Die ,Camera’ hat mich geprägt, dort habe ich meine musikalische Lehrzeit verbracht und die Ami-Kultur kennengelernt. Wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre.“

Ebenfalls zur Fürther Rock-Geschichte gehören The Quiets, die 1965 bei einem Konzert der Beatles in Paris ihr Schlüsselerlebnis hatten und ihren Idolen mit Soft-Rock mehr oder weniger erfolgreich nacheiferten.

Mit dem Moderator Ernst Schultz beweisen die Fürther Veranstalter ihre Weltoffenheit und Altersweisheit. Denn Schultz spielte in den 60er Jahren bei der Nürnberger Konkurrenz, genauer gesagt bei Jonah & The Whales und später bei den Deutsch-Rock-Pionieren Ihre Kinder.

Eine Multi-Media-Show mit Fotos aus der damaligen Zeit soll das Jubiläum gebührend umrahmen.

Beim Jubiläumskonzert am 3. März, 20 Uhr, in der Fürther Stadthalle spielen The Lords, die Rudi Madsius Band und The Quiets. Karten gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen. Infos unter: www.stadthalle-fuerth.de

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