Spaghetti-Western und WeTransfer: Bela B im Interview
22.6.2017, 05:53 UhrGibt es nach all den Jahren ein Herzensprojekt, das Sie unbedingt noch mal umsetzen möchten?
B: Ich hab noch nie in einem wirklich unheimlichen Horrorfilm gespielt. Toll wäre auch ein Horror-Theaterstück, so wie damals im Théâtre du Grand Guignol in Paris. Sowas wieder aufleben zu lassen - ich wär’ dabei!
Wie darf man sich die Zusammenarbeit mit Smokestack Lightnin’ vorstellen?
B.: Der Vorteil ist, dass Smokestack Lightnin’ eine komplette Band ist. Wir stehen in regem Austausch, schicken uns viele Ideen per Mail zu. Digitales Arbeiten über weite Entfernungen, das ist heutzutage gähn: Einmal WeTransfer und fertig. Das macht vieles einfacher, ich sehe es manchmal aber auch kritisch. Sich gegenseitig in die Augen zu gucken, wenn man was zusammen macht, dieser alten Romantik hänge ich doch schon an. Deshalb proben wir regelmäßig in Nürnberg und Hamburg.
Mit "Sartana - Noch warm uns schon Sand drauf" haben Sie zuletzt für den WDR ein Spaghetti-Western-Hörspiel gemacht. Auch auf ihrem neuen Album "Bastard" geht es viel um dieses Thema. Was fasziniert Sie am Spaghetti-Western?
B.: Ich hab’ ja allgemein eine Vorliebe für Trash und Genres, also zum Beispiel Horror oder eben auch Spaghetti-Western. Der Spaghetti- oder Italo-Western ist ja ein sehr seltsames Genre, bei dem es unterschiedliche Theorien gibt, wie es eigentlich entstanden ist. Die einen sagen, die "Winnetou"-Filme hätten den Ausschlag gegeben, die ja viel in Spanien und Jugoslawien gedreht wurden. Damals hat man erkannt, dass man in diesen Ländern relativ günstig Westernfilme produzieren kann. Western waren zu dieser Zeit recht erfolgreich, die Landschaft war da, Kulissen mussten nicht erst groß gebaut werden.
Sergio Leones "Für eine Handvoll Dollar" war 1964 dann die Initialzündung: Der Film war so erfolgreich, dass in Cinecittà, dem italienischen Hollywood vor den Toren Roms, zum Teil 65 Western im Jahr gedreht wurden. Dass da nicht alles gut ist, kann man sich ja denken bei so einer Flut von Filmen. Aber genau dafür habe ich ein Herz: Wenn nicht viel Geld da ist und etwas aus Trash geboren wird, man aber merkt, dass sich die Leute trotzdem richtig Mühe gegeben haben.
Bei den Ärzten ist gerade mal wieder alles ungewiss. Farin macht sein
Ding, Rod hörte sich neulich in seinem (sehr sehenswerten) Dokufilm „El
viaje – ein Musikfilm“ relativ endgültig an, als er dort irgendwann
sagte „Ich hatte ein paar gute Jahre mit meiner alten Band“. Und das
Fanbuch über Die Ärzte, das neulich erschienen ist, erzählt von tiefen
Zerwürfnissen auf der letzten Tour ...
B: Tiefe Zerwürfnisse – echt?
Für mich las es sich so. Ich will nicht fragen, ob Die Ärzte irgendwann mal wieder was miteinander machen. Nur soviel: Reden
Sie gerade miteinander?
B: Jaja, viel. Was das Buch angeht: Wir fanden jetzt persönlich, dass
nicht unbedingt noch eine Biographie von den Ärzten her müsste, aber der
Stefan Üblacker hätte sie sowieso geschrieben. So gab es dann halt die
Möglichkeit, das gegenzulesen. Ich hab’ da quasi Lektorat gemacht. So sind wir dann irgendwann auch auf die Sachen der letzten Jahre gekommen, wo es auch ein paar dunkle Momente gab – was ja bei jeder Band ganz normal ist. Ich muss aber auch sagen, dass wir nach dem letzten Ärzte-Album zwei Jahre unterwegs waren. Das war schon ganz schön stressig. Aber seit letztem August schreiben wir wieder regelmäßig E-Mails, telefonieren miteinander, und gerade ist alles wieder sehr positiv.
Auftritt am 23. Juni, 19.30 Uhr, im Kulturpalast Anwanden.
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