La Mirada Expandida - Galerie Arauco zeigt katalonische Kunst

15.4.2013, 15:00 Uhr
La Mirada Expandida - Galerie Arauco zeigt katalonische Kunst

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Als eine höchst eigenwillige und spannungsreiche Mischung aus Nord und Süd, Vernunft und Leidenschaft bezeichnete der Künstler Joan Miró einst die Lebensart seiner katalanischen Heimat. Etwas davon vermitteln auch die bei Arauco ausgestellten Bilder. Schlichtes und Sprödes steht unvermittelt neben expressiver Geste und düsterer Glut. Für die acht beteiligten Künstlerinnen und Künstler, die seit 2010 die lockere Gruppe „La mirada expandida“ (Weitblick) bilden, sind die emotionalen und intellektuellen Brüche und Widersprüche die Basis aller lebendigen Kreativität.

Besonders deutlich ist der Zusammenhang von Einfachheit und Komplexität im Schaffen des Malers und Zeichners Ramón de Jesús Rodriguez, der seit Jahren in Franken lebt und deshalb die Nürnberger Schau kuratiert hat. Rodriguez bezeichnet seine oft collageartigen Arbeiten als Additionen von ungeordneten Erinnerungen.

Bestandteile seiner Bilder sind kunsthistorische Zitate, Versatzstücke aus den Bereichen Werbegrafik und Pressefotografie, aber auch idolhafte Bild-Fragmente, die erst während des Malens aus den Tiefen des individuellen Gedächtnisses aufgestiegen sind.

Die wichtigste katalanische Integrationsfigur zwischen der klassischen Moderne und der derzeitigen Kunst ist zweifellos nach wie vor Antoni Tàpies (1923 – 2012). In der Arauco-Ausstellung belegen dies die lyrisch-abstrakten Bilder von Toni Riera und Antonia Cortijos. Beide Künstler verwenden die allgemein eher dunklen, gedeckten Farben von Tàpies, beide üben sich in dessen disziplinerter Gestik. Was den heutigen Malern allerdings fehlt, ist das Pathos und die (politisch motivierte) Dramatik des Meisters. Heutige Abstrakte neigen offenbar mehr zum Ornamentalen.

Inspiration durch dämonische Fratzen

Ein Hauch von Tragik liegt hingegen über den merkwürdigen braun-grauen Portraits von Xavi Bartumeus, die ein bisschen an die vergilbten, verwaschenen Erinnerungsfotos auf Grabsteinen südlicher Friedhöfe erinnern. Mit Sicherheit von den dämonischen Fratzen des späten Goya inspiriert sind die meisterlichen Pastelle von Erensto Fontecilla.

Ebenfalls ganz auf dieser Linie liegen die toten Gewässer unter bleiernen Himmeln, die José Pardina fotografiert hat. Nicht gerade das harmlos-geschleckte Katalonien-Bild, das der durchschnittliche Costa-Brava-Urlauber kennt und liebt! Das gilt nicht weniger für die Videofilme von Vanessa Batista. Die 1983 in Havanna (Kuba) geborene Künstlerin karikiert auf subtile Art nördliche Vorstellungen von der lockeren südländischen Lebensweise.



Wie gemalte Video-Stills wirken die virtuosen Gemälde von Daniel Berdala, die einen leicht satirischen Blick auf weltweit verbreitete kleinbürgerliche Lifestyle-Ambitionen vermitteln: Da tummeln sich schicke, smarte Erfolgsmenschen in Designer-Klamotten in den jeweils gerade angesagten Locations. Fazit: Daniel Berdalas Motive sind fraglos die allerschauerlichsten in dieser durchweg nicht eben lustigen (und gerade deshalb sehr sehenswerten) Demonstration künstlerischen Weitblicks.

Galerie Arauco, Trödelmarkt 13: La mirada expandida. Bis 11. Mai, Mo. - Mi. 11 – 13 und 14 – 18 Uhr, Do./Fr. Bis 19 Uhr, Sa. 11 – 16 Uhr.