Mit dem Bahnhof Märzfeld soll es zügig vorangehen
16.7.2018, 17:52 UhrDer graue Asphaltweg ist abgegrenzt von nicht minder grauen Zäunen. An den dreckigen Wänden machen sich triste Schmierereien breit. Es ist ein kalter Schauer, der einen erfasst, wenn man die Unterführung am ehemaligen Reichsparteitagsgelände passiert — das bekanntlich ein Schauplatz für die dunkelsten Kapitel der Geschichte war. 2000 Juden wurden in den Jahren 1941 und 1942 von genau jenem Bahnhof aus in die Vernichtungslager deportiert.
Durch ein internationales Forschungsprojekt ist nun auch belegt, dass mit Kriegsbeginn im September 1939 mehr als 200 000 Zivilisten und Kriegsgefangene aus Ost-, West- und Südosteuropa an diesem Bahnhof ankamen. Sie wurden im Lagerkomplex auf dem Reichsparteitagsgelände interniert. Bis Kriegsende diente die Infrastruktur vor Ort als Drehscheibe für den Zwangsarbeitereinsatz, der sich über ganz Nordbayern erstreckte.
Der Bahnhof Märzfeld ist damit heute ein Relikt, dem sich Menschen von verschiedenen Seiten nähern. Da ist etwa die Stadtbild-Initiative, die auch eine Landschaftsarchitektur-Studentin bei ihrer Bachelor-Arbeit unterstützte. Sie befasste sich damit, wie Erinnerungsräume hier gestaltet werden können.
Dass dies nötig ist, zeigen Anfragen, die in jüngster Zeit verstärkt an die Stadt gingen: Menschen von außerhalb, die Angehörige an dieser schicksalsträchtigen Station verloren haben, wollen den Ort zum persönlichen Gedenken aufsuchen.
Und dann gibt es noch einen praktischen Nutzen. Das Gelände befindet sich im Eigentum der Deutschen Bahn, die es auch aktuell für den Güter- und Rangierverkehr nutzt. Die unter den Gleisen verlaufenden Tunnel mit den versperrten Bahnsteigzugängen sind eine wichtige Verbindung für Fußgänger und Radfahrer zwischen Landwasser-Nord und -Süd.
Zwar gibt es Sicherungsmaßnahmen am Gebäude, doch ohne weiteres Zutun ist der Verfall unausweichlich. Wegen seiner Funktion als Wegeverbindung ist der Bahnhof in das "Integrierte Stadtenticklungskonzept Südost (INSEK)" aufgenommen worden.
SPD und Stadtbild-Initiative — wie auch die Grünen — fordern nun ein Sanierungskonzept. Gleichzeitig soll die historische Bedeutung besser sichtbar gemacht werden. Die Vorschläge der Studentin Charlotte Soppa sollen dabei berücksichtigt werden. Mit der DB gelte es zu klären, wie man die anfallenden Kosten aufteilen werde.
Dies war Thema bei der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses. Die Verwaltung kündigte einen Ortstermin mit Bevollmächtigten der DB und weiteren mit dem Gelände befassten Vertretern der Stadt an. Im Zuge dessen sollen die Kosten rasch ermittelt werden. Außerdem soll ein Zeitplan für die Umsetzung der Maßnahmen erstellt werden.
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