Oxxnstoff und Musik: Klein-Woodstock bei Altdorf
17.9.2014, 09:20 UhrIm Vorfeld war viel diskutiert worden - das machen die Altdorfer Bands gerne -, genau geplant und noch mehr koordiniert und gearbeitet: Es hat sich gelohnt! Erstaunlich, mit welch freundschaftlicher Kollegialität alles gelöst wurde: Wer spielt wann und was muss an technischen Voraussetzungen alles erfüllt werden? Dass mit dem Vollerbauern Wolfgang Müller ein geborener "Festival-Vater" gewonnen werden konnte, war eine der entscheidenden Voraussetzungen.
Auf seinem Gelände war das Schlemmerzelt aufgebaut, da gab es Ochsen am Spieß und Ochsenbratwürste, Fisch und Käse von Fischzucht & Hofkäserei Hollweck, außerdem "Oxxnstoff" von der Brauerei Bub aus Leinburg – mit "Oxxn"-Etikett, versteht sich. Mit von der Partie war auch die benachbarte Nürnberger Baumpflege, auf deren Areal das Musikzelt stand. Als bildender Künstler aus der Region hatte Rainer Zitta das Festivalgelände "Land-Artgerech"“ verschönert.
Die bange Frage Von allen mit großer Spannung im Vorfeld diskutiert wurde die Frage: "Wie viele werden wohl kommen?" Zum einen gehören zu einem solchen Anlass natürlich möglichst viele begeisterte Besucher. Zum anderen war da auch der finanzielle Aspekt – es gab im Vorfeld und beim Festival auch Kosten, die erwirtschaftet werden mussten. Da hatten die Musiker aber schon von Anfang an grünes Licht gegeben: "Gage gibt’s erst dann, wenn genug eingenommen wird."
Als Opener am Freitagabend, der mehrheitlich in Richtung Folk ausgelegt war, fungierte die dienstälteste Band, Rock4, die mit Coversongs der 70er und 80er Jahre eine passgenaue Aufwärmrunde ablieferten. Spätestens dann, als das Gitarrenduo Farnbach und Spieß auf die Bühne kam, war klar, dass die Rechnung aufgehen würde: Fast 300 Besucher waren trotz Kälte und Regen gekommen.
Die beiden ausgezeichneten Gitarristen zauberten für die Festivalbesucher genau die Klänge, für die sie seit nunmehr über 25 Jahren bekannt sind: melodiebetont, filigran arrangiert und perfekt auf den Punkt gespielt. Wollmond hatte im Anschluss die nicht leichte Aufgabe, dieses Niveau zu halten – was Völkl und Reuter unaufgeregt, wie man sie kennt, wunderbar gelang: mal melancholisch, mal verschmitzt lächelnd – einfach zum Genießen.
Mit Giftwood war danach die letzte Band des Abends zu hören und zwar in großer Besetzung. Da war für jeden etwas dabei: Gefühlvolle Folksongs, druckvolle Rock-Pop-Nummern – und stets perfekt sitzender, zweistimmiger Gesang. Eine kompakte und in jeder Hinsicht überzeugende Mischung.
Glänzend war auch die Idee, dass jede Formation die nachfolgende auf die Bühne holte und ein Song gemeinsam gespielt wurde. Begeisternd war dann das Finale: Farnbach und Spieß, Wollmond und Giftwood standen zusammen auf der Bühne und lieferten einen krönenden Abschluss: Derart spontan geht’s eben bei den wirklich Guten. Bunte Mischung Das Samstags-Line-Up eröffneten Bob-Mila, ein Generationen übergreifendes Altdorfer Newcomer-Projekt (Vater und Tochter), die es mit einer Wildcard auf die Bühne geschafft hatten.
Von Mila wird man bestimmt noch viel hören: Mit leiser Melancholie in der Stimme erinnert sie an Tracy Chapman – und das als 15-Jährige! Triangle ließ es dann krachen und nahm das begeisterte Publikum mit in die Höhen und Untiefen des Rock. Vor allem die Kultsongs der 60er und 70er sind ihr Feld. Und das Trio beackerte sein Programm im Zelt in Rasch – wie immer – stilecht und kompromisslos. Dies gilt auch für Volker Groß, die Inkarnation des fränkischen „Speedfolk“. Der Mann aus Ernhofen spielt wie er ist: mal intensiv und sensibel, stets überzeugend und immer kraftvoll. Seine kernige Stimme und seine technisch versierte, mitunter eigenwillige Spielweise sind seine Markenzeichen: Groß erkennt man immer – sogar wenn er "bretonisch" spielt.
Ganz andere Welten bereist Dillberg. Bei den Neopopularmusikern "lohnt es sich" einfach, sich mitnehmen zu lassen, dem fein aufeinander abgestimmten Melodiebogen zwischen Piano und Gitarre zu folgen und den oft sehr persönlichen Texten zu lauschen. Und manchmal legen sie ein Brett – dick, fest und kerzengerade, aber immer fein gehobelt. Ein absolut professioneller Auftritt, der vom Vollerbauern zu Recht als Höhepunkt des Festivals bezeichnet wurde.
Zum Abschluss der Musikveranstaltung war dann Party angesagt und Double Impact lieferte dazu die passende, sehr abwechslungsreiche Rock-Pop-Cover-Mischung: Beste Stimmung bei weit über 400 Besuchern war garantiert. Dass an beiden Tagen der Zeitplan bei den neun Formationen und dem hohen technischen Aufwand exakt eingehalten wurde, zeigt, auf welch hohem Niveau geplant und gearbeitet wurde.
Das perfekt in Eigenregie organisierte Festival machte deutlich, was möglich ist, wenn man etwas wirklich will, das Miteinander Voraussetzung und auch der Mut vorhanden ist, eine Idee umzusetzen. Gerne wieder im nächsten Jahr.
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