Lesbische Hortleiterin heiratet und verliert Arbeit bei Caritas
22.4.2015, 09:48 UhrEine lesbische Hortleiterin verliert ihren Arbeitsplatz beim katholischen Sozialverband Caritas, weil sie mit ihrer Freundin eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingeht. «Caritas und Hortleiterin werden das Dienstverhältnis im beiderseitigen Einvernehmen beenden», erklärte am Dienstag die Sprecherin des Caritasverbandes im Erzbistum München-Freising, Adelheid Utters-Adam. Sie bestätigte damit einen Bericht des «Münchner Merkur».
Die Chefin des Hortes in Holzkirchen (Landkreis Miesbach) hatte die Eltern in einem Brief von ihrem Schritt unterrichtet. «Ich werde im Juli meine Freundin heiraten», schreibt sie. Dies sei aber mit der Grundordnung des kirchlichen Dienstes nicht vereinbar. Sie müsse daher die Leitung des Hortes aufgeben.
Auch die Geschäftsführerin der Caritas im Landkreis Miesbach, Beate Haslinger-Naß, kommt in dem Brief zu Wort. Die Mitarbeiterin habe eine Entscheidung getroffen, «die meinen Respekt und meine Anerkennung findet», heißt es. Der Hortleiterin seien aber auch die Konsequenzen dieses Schrittes bekanntgewesen.
Caritas-Sprecherin Utters-Adam ergänzte, dass die Grundordnung des kirchlichen Dienstes auch für die Mitarbeiter des Sozialverbandes gelte. Sie treffe zwar keine Aussagen zur sexuellen Orientierung eines Menschen und schließe homosexuelle Mitarbeiter nicht aus. «Allerdings schließt die Grundordnung bei eingetragener Lebenspartnerschaft eine Tätigkeit als Führungskraft vor allem auch im erziehereschen Dienst aus», betonte Utters-Adam.
Bayerische Grüne reagieren enttäuscht: "Das geht gar nicht"
Auch das Erzbistum selbst reagierte auf den Fall. Das kirchliche Arbeitsrecht sehe gerade für das leitende Personal besondere Loyalitätsanforderungen vor, sagte Bistumssprecher Bernhard Kellner. Es gebe aber keinen Automatismus. «Im Erzbistum München und Freising sprechen wir mit jedem einzelnen Betroffenen.» Zu dem Fall der Caritas in Holzkirchen «können wir nichts sagen, weil wir ihn nicht kennen und nicht involviert sind», sagte Kellner.
Im Holzkirchner Rathaus wurde darauf verwiesen, dass der Hort größtenteils durch Gemeinde und Freistaat finanziert werde. Die Kirche leiste zwar ihren Beitrag. Es bestehe aber eine sogenannte Defizitvereinbarung mit der Caritas, wonach die Gemeinde das Minus trägt. Es handele sich um einen jährlichen Betrag im fünfstelligen Bereich.
Die Landtags-Grünen reagierten enttäuscht. «Das geht gar nicht mehr in heutiger Zeit», sagte die religionspolitische Sprecherin Ulrike Gote. Die Kirche und ihre angeschlossenen Vereine oder kirchlichen Träger sollten sich überlegen, «ob sie das kirchliche Arbeitsrecht nach wie vor in dieser krassen Form durchsetzen wollen», erklärte Gote, die auch Landtagsvizepräsidentin ist. Der Staat solle nur noch solche Einrichtungen finanziell fördern, die diskriminierungsfrei arbeiten.
Auch Eltern, die ihre Kinder im Holzkirchner Hort der Caritas haben, reagierten mit Unverständnis. «Das ist völlig lebensfremd», zitiert die Zeitung eine Mutter zur Vertragsauflösung mit der Hortleiterin. «Dass sie deswegen gehen muss, finde ich untragbar.» Die Kirche müsse sich in solchen Fragen verändern. Die Kirche trennt sich regelmäßig von Mitarbeitern, die gegen das kirchliche Arbeitsrecht verstoßen und etwa als Geschiedene wieder heiraten.
Viele Katholiken wünschen sich aber von der Kirche mehr Toleranz für Beziehungen außerhalb der klassischen Ehe von Mann und Frau und Offenheit für Lebenspartnerschaften von Homosexuellen. Dies geht aus den Antworten auf einen Fragebogen hervor, den die Kirche ihren Gläubigen zur Vorbereitung auf die weltweite Bischofssynode zu Ehe und Familie im Herbst in Rom vorlegte. Demnach erwarten die Katholiken mehr Offenheit der Kirchenleitung gegenüber der heutigen Lebenswirklichkeit.
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