"Schockstarre" nach Sprengstoffanschlag auf BVB-Bus

12.4.2017, 07:22 Uhr
Verunsichert, aber auch kämpferisch wirkt diese Frau, nachdem sich die Nachricht von dem Anschlag auf den Dortmunder Mannschaftsbus verbreitet hatte.

© Federico Gambarini/dpa Verunsichert, aber auch kämpferisch wirkt diese Frau, nachdem sich die Nachricht von dem Anschlag auf den Dortmunder Mannschaftsbus verbreitet hatte.

Es ist eine gespenstische Szenerie. Als um viertel vor neun Uhr eigentlich die Champions-League-Hymne im Dortmunder Fußball-Tempel erklingen soll, stehen die BVB-Profis sichtlich geschockt neun Kilometer entfernt vor ihrem Teambus. Immer wieder greifen die Spieler am Mannschaftshotel L'Arrivée im Dortmunder Süden zum Handy, diskutieren miteinander.


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Splitter liegen auf der Straße an der rechten Seite des Busses, zwei Scheiben sind eingedrückt - von der Wucht einer Explosion. Was als großer Champions-League-Abend mit dem Viertelfinal-Hinspiel gegen den AS Monaco geplant war, endet für Spieler, Team und Fans in Entsetzen und Fassungslosigkeit.

Kurz nach 19 Uhr macht sich die Mannschaft auf den Weg Richtung Signal-Iduna-Park. Plötzlich explodieren drei Sprengsätze neben dem Bus - laut Polizei ein gezielter Angriff auf das BVB-Team. "Der Bus bog auf die Hauptstraße ein, als es einen Riesenknall gab – eine regelrechte Explosion", sagt Torwart Roman Bürki dem Blick. "Nach dem Knall haben wir uns alle im Bus geduckt und wer konnte, auf den Boden gelegt." Es wird ein mögliches Bekennerschreiben gefunden, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Die genauen Hintergründe bleiben zunächst unklar.

Mannschaft in "Schockstarre"

Knapp anderthalb Stunden nach der Attacke wird die Partie abgesagt. Wenig später steht die Clubführung auf dem Rasen der Arena, Präsident Reinhard Rauball und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sprechen über das Stadionmikrofon zu den Zuschauern.

Die Mannschaft befinde sich in "gewisser Schockstarre", sagt Watzke mit ernster Miene. "Das wird nicht einfach, wir müssen morgen spielen. Solche Bilder bekommst du nicht aus dem Kopf raus." Verteidiger Marc Bartra sei an der Hand verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden, berichtet Watzke den Fans.

Die Spieler von AS Monaco versuchen, die Erlebnisse mit einem Training zu bewältigen. Noch um halb zehn spielen sie sich Pässe unter Flutlicht auf dem Platz zu, auch hier ist die Atmosphäre vor inzwischen leeren Rängen gespenstisch.

Lob für die Fans beider Teams

Die BVB-Fans im Stadion reagieren besonnen auf das Aus, Hektik und Unruhe kommt auf den Tribünen nicht auf, die Polizei lobt die Besucher. Sobald die ersten Meldungen über einen möglichen Anschlag auf den BVB-Bus die Runde machen, greifen die Stadion-Besucher vielfach zum Smartphone, um sich in den sozialen Medien über Details zu informieren. Nachdem die Spielabsage bestätigt ist, verlassen sie gelassen die Arena. Viel Lob gibt es für die Reaktion der monegassischen Fans, die "Dortmund, Dortmund" skandieren.

"Es ist völlig richtig, das Spiel abzusagen", sagt ein Dortmunder Anhänger. "Nach so einem Ereignis kann man nicht zum Tagesgeschäft übergehen", erklärt ein anderer Fan, der aus Velbert zum Stadion angereist war.

"Ich bin der Auffassung, dass die Spieler das wegstecken"

22 Stunden nach dem eigentlich vorgesehenen Anstoß soll die Partie nun am Mittwoch um 18.45 Uhr beginnen. Das Geschäft muss weitergehen, der Terminkalender ist eng, am Samstag soll in Dortmund bereits das Bundesliga-Duell mit Eintracht Frankfurt stattfinden. "Ich bin der Auffassung, dass die Spieler das wegstecken können und in der Lage sind, morgen ihre Leistung abzurufen", sagt Rauball. Das eigentlich am Mittwoch geplante öffentliche Training wird abgesagt. Zunächst geht es für die Spieler zu ihren Familien nach Hause - wer einzeln sich auf den Weg macht, wird von der Polizei begleitet.

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