Trotz "BRD-Diktatur": Kein Asyl für "Reichsbürger" in Moskau

Nürnberg - Keine Lust mehr auf die "BRD-GmbH": Ende 2015 machte sich eine achtköpfige "Reichsbürger"-Familie von Deutschland nach Russland auf, um dort Asyl zu beantragen. Nachdem ihr Antrag abgelehnt wurde, blieb die Familie trotzdem im Land - und wohnt seit einigen Wochen zu acht in ihrem VW-Bus.

Impfzwang, Frühsexualisierung in Krippen, Kindergärten und Schulen, bevorstehende "Zwangs-Chipung", Kinderklau, Vernichtung der deutschen Kultur: Die zahllosen Bedrohungen, denen sich Familie Griesbach in Deutschland ausgesetzt sah, lesen sich wie ein Potpourri der momentan gängigsten Verschwörungstheorien.

Da die Griesbachs jedoch auch zu den sogenannten "Reichsbürgern" gehören, die die Bundesrepublik Deutschland nicht anerkennen und der Ansicht sind, Deutschland befände sich nach wie vor im Krieg und wäre ein besetztes Land, fasste die Familie den Plan, im Ausland Asyl zu beantragen. Und das nicht einfach irgendwo, sondern in Russland.

Panorama

16.10.2018, 12:05 Uhr Eine feine Auswahl "alternativer Fakten"

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Von Christian Urban

Die Begründung für diesen außergewöhnlichen Schritt findet sich auf dem Facebook-Account von Mutter Carola Griesbach. Neben Verschwörungs-Evergreens wie Chemtrails, dem auf den Bahamas lebenden Osama Bin Laden, der BRD-Lüge und Alfred Hitchcock, der 1945 angeblich "Propaganda-Horror-Filme" in Konzentrationslagern gedreht hat, finden sich dort auch Fotos eines zehnseitigen Schriftstücks.

Darin ist nachzulesen, dass sich die Famile als "humanes Beutegut" sieht und daher die Russische Föderation als Hauptbesatzungsmacht von Ostdeutschland den Griesbachs gegenüber verpflichtet sei. Also machte sich das Ehepaar Ende 2015 mit zwei seiner Töchter und deren vier Kinder (das jüngste war zu dem Zeitpunkt erst sechs Wochen alt) in einem alten VW-Bus auf die 2300 Kilometer lange Reise nach Moskau, um dort Asyl zu beantragen.

"Priorität haben die Kinder"

Doch seit ihrer Ankunft hat die Großfamilie ein Problem: Da Russland die BRD - nicht wirklich überraschend - als sicheres Herkunftsland einstuft, wurde das Gesuch um Asyl abgelehnt. Seitdem lebte die Familie zunächst in einem Hostel, ist aber mittlerweile aber in ihren VW-Bus umgezogen, um nicht "die letzten finanziellen Mittel für eine überteuerte Unterkunft ausgeben zu müssen", denn: "Priorität haben für uns die Kinder", wie Carola Griesbach auf ihrem Facebookauftritt betont.

Während dem "deutschen Äquivalent zu den Flodders", wie das Magazin Vice schreibt, mittlerweile die Abschiebung droht, versucht eine weitere Tochter der Familie von Deutschland aus, den Auswanderern in spe mittels einer Petition zu helfen: Die seit dem 30 Juni laufenden Unterschriftenaktion fand bislang knapp 8000 Unterzeichner. Wie die sächsische Volksstimme berichtet, ist auch die deutsche Botschaft in Moskau über den Fall informiert, möchte sich aber auch auf Anfrage nicht weiter zu dem Thema äußern.

So bleibt der Familie nur die Hoffnung, dass ihrer Bitte um Asyl doch noch stattgegeben wird, schließlich könne die Ablehnung nur auf einen Formfehler zurückgehen, wie Carola Griesbach auf Facebook erklärt. Sie versteht aber auch, dass die Russische Föderation dem Asylantrag natürlich nicht leichtfertig zustimmen kann: Eine Genehmigung würde letztlich "einer Bestätigung der Zustände in der Bundesrepublik Deutschland gleichkommen (...) und somit einen Handlungszwang hervorrufen."