US-Staaten setzen auf Gaskammern
15.1.2015, 10:53 UhrDie Hinrichtung des verurteilten Mörders Clayton Lockett im April 2013 in Oklahoma war für den Delinquenten wie die Zuschauer so unerträglich, dass der Gefängnisdirektor nach 15 Minuten die Sicht auf die Todeskammer durch Vorhänge versperren ließ. So bekamen die meisten Zeugen nicht mit, wie sich der Verurteilte in Qualen wand, immer wieder nach Luft schnappte und nach mehr als 45 Minuten schließlich an einem Herzinfarkt starb.
Nicht das Gift hatte ihn getötet. Es war, so ergab eine Obduktion wenig später, durch schlecht gelegte Zugänge teilweise in der Muskulatur versickert und hatte so seine schnelle und als schmerzlos gepriesene Wirkung verfehlt. Der Fall wirkt immer noch nach: Heute soll in Oklahoma, das Exekutionsgegnern damals ein weiteres Argument für die Inhumanität der Todesstrafe geliefert und auch US-Präsident Barack Obama zu Kritik animiert hatte, erstmals nach dem Lockett-Fiasko wieder ein Häftling sterben. Wieder will man die mittlerweile umstrittene Giftspritze einsetzen, aber die Behörden glauben an einen weniger schlagzeilenträchtigen Verlauf. Schließlich hat man das Gefängnispersonal weitergebildet, will die gespritzte Giftmenge erhöhen und hat sogar den Todesraum für über 100 000 Dollar einer Schönheitsrenovation unterzogen.
Wie so oft ist der Supreme Court in Washington auch diesmal als Berufungsinstanz angerufen worden, doch dass die obersten Richter dem Mörder und Vergewaltiger Charles Warner einen Aufschub gewähren würden, war eher unwahrscheinlich. Erneut plädieren seine Anwälte für einen Stopp, da mit der Exekution gegen das Verfassungsverbot einer grausamen und ungerechten Bestrafung verstoßen werden könnte.
Debatten um die Zulässigkeit und Anwendung der Todesstrafe wollen Oklahoma und andere US-Bundesstaaten künftig aber aus dem Weg gehen. In einer beispiellosen Gesetzgebungsinitiative, die nach Expertenmeinung Signalwirkung haben wird, wollen die Volksvertreter Oklahomas in diesem Frühjahr beschließen, neue Wege zu beschreiten — und künftig nur noch Stickstoff-Gas als Tötungsinstrument einzusetzen.
Geruch- und geschmacklos
Das zusammen mit Wissenschaftlern entwickelte Verfahren sieht vor, dass der Todgeweihte in eine luftdichte Kammer gesperrt und dieser dann das geruch- und geschmacklose Gas zugeführt wird. Das Resultat: Der Kammer wird dadurch Sauerstoff entzogen, der Häftling stirbt und soll es angeblich nicht mitbekommen und keinerlei Schmerzen erleiden, sondern ganz sanft einschlafen. Damit könnten die USA auch den von der EU verhängten Exportbann für jene Chemikalien umgehen, die bisher vielerorts für die Todesspritze eingesetzt wurden.
Weil es in zahlreichen Bundesstaaten aufgrund des Versiegens der Lieferquellen in Europa zu Engpässen kam, begannen in einem Teil der noch die Todesstrafe anwendenden 36 US-Bundesstaaten sogar Überlegungen, wieder zu traditionellen Methoden wie dem Galgen oder dem Erschießen zurückzukehren.
Doch die Zukunft wird, das glauben Insider wie Justizsprecher James LeBlanc aus dem ebenfalls am neuen Verfahren interessierten Louisiana, dem Stickstoffgas gehören. „Das ist eine ganz große Sache“, sagte LeBlanc jetzt amerikanischen Medien, „eine ganz schmerzlose Sache, diese Welt zu verlassen.“
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