Pegnitzerin leitet Projekt für die Zukunft

26.1.2014, 11:45 Uhr
Pegnitzerin leitet Projekt für die Zukunft

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Offizieller Titel des Projekts ist „Kfz-Service-Engineering 2020“. Hintergrund: Inzwischen werden mehr als die Hälfte aller Autopannen durch elektronische Bauteile verursacht. Allein in Oberfranken müssen jährlich 21000 Luftmassenmesser, 15000 Turbolader und 10000 Motorsteuergeräte ausgetauscht werden. Diese Teile können nach aktuellem Stand der Technik nicht repariert werden. Das ist der Punkt, an dem das Projekt ansetzt: reparieren statt tauschen.

„Die im Projekt entwickelten Diagnose- und Reparaturverfahren und die darauf aufbauenden Lehrgangskonzepte sind bundesweit einmalig“, so Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Oberfranken.

Einige Erfolge des Projekts konnten bereits gefeiert werden, etwa ein Reparaturverfahren für Akkumulatoren von Elektro-Autos. Ein Batteriesystem für ein Elektroauto kostet aktuell weit über 10000 Euro. Im Falle eines Schadens, auch wenn nur wenige Zellen betroffen sind, musste bisher die gesamte Batterie ausgetauscht werden. Das Team um Johanna Erlbacher, Projektleiterin seitens der Handwerkskammer, hat nun Verfahren entwickelt, mit dem einzelne Zellen des Akkus durchgemessen werden. Damit können lediglich die defekten Zellen ausgetauscht werden. „Für Autokunden ist dies sehr erfreulich“, merkte Koller an. „Die Kosten sinken von mehreren tausend Euro auf wenige hundert Euro.“

Ähnliche Erfolge konnte das Team bei der Reparatur von Kunststoffteilen verzeichnen. Viele Teile im Auto, wie Befestigungen an Stoßstangen oder Teile im Motorraum, bestehen aus Kunststoff. Brechen sie, muss meist das ganze Teil getauscht werden. Durch das neue Verfahren können solche Ersatzteile nun mittels eines 3D-Scanners und eines 3D-Druckers nachgebaut und mit einem ausgewählten Klebe- und Fügeverfahren wieder an das betroffene Bauteil angebracht werden.

Positive Bilanz gezogen

Insgesamt zogen Handwerkskammer-Präsident Thomas Zimmer und Hauptgeschäftsführer Thomas Koller beim Jahrespressegespräch eine positive Bilanz der wirtschaftlichen Entwicklung des Handwerks. Die Jahreskonjunktur in Oberfranken lag einmal mehr deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Der Netto-Umsatz blieb nahezu konstant bei knapp sieben Milliarden Euro und ist somit etwas stabiler als im Vorjahresvergleich, wo ein Rückgang von zwei Prozent zu verzeichnen war, so Präsident Zimmer. Die Aussichten für 2014 sind weiterhin gut, was unter anderem auf günstige Konsumperspektiven durch steigende Löhne und Gehälter zurückzuführen ist.

Ende 2013 gab es in Oberfranken 16188 Handwerksbetriebe, im Vorjahr waren es noch 16221. Die Zahl der Beschäftigten blieb mit 74200 gleich. 6033 Lehrlinge befanden sich Ende 2013 in der Ausbildung. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Minus von 2,9 Prozent.

Einer der Arbeitsschwerpunkte der Handwerkskammer in diesem Jahr sei die Weiterentwicklung eines Strategiekonzepts zur Fachkräftesicherung. Einiges wurde bereits umgesetzt: Neben den Berufsmessen, an denen jedes Jahr 4000 Schüler und über 1000 Eltern teilnehmen, war auch das jugendgerechte Kommunikationskonzept sehr erfolgreich. Auch das Handwerkspatenkonzept konnte weiter ausgebaut werden.

„Junges Handwerk Oberfranken“, das werde in enger Kooperation mit Innungen und Kreishandwerkerschaften, den Junioren des Handwerks und den Meisterfrauen umgesetzt, so Koller. „Ohne eine gut organisierte handwerkliche Selbstverwaltung gibt es auch kein funktionierendes System der dualen Ausbildung“, erläuterte Zimmer. „Bereits jetzt engagieren sich alleine in Oberfranken 1800 Handwerker ehrenamtlich in den Organisationen. Wir müssen in Zukunft verstärkt jüngere Menschen ansprechen, um das System der handwerklichen Selbstverwaltung dauerhaft zu gewährleisten.“

Sorgen, so Koller, macht dem Handwerk vor allem eine Ankündigung der EU: Die Tatsache, dass alle Mitgliedstaaten so genannte Berufszugangshindernisse, so wird auch der Meisterbrief bezeichnet, detailliert analysieren und rechtfertigen müssen, bezeichnete er als Frontalangriff auf den Meisterbrief.

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