Bundesagentur findet einfach keine Frau als Chefin
31.3.2016, 19:56 UhrEin Vorstandsposten bei der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) ist gut dotiert. 803.000 Euro verdienten die drei Vorstände im vergangenen Jahr insgesamt. Für den vierten Chefposten wurde eine Frau gesucht, weil der Öffentlichkeit nur schwer vermittelbar gewesen wäre, wenn auch die vierte Stelle an einen Mann gegangen wäre. Gesucht wurde zudem eine IT-Expertin, denn der vierte Vorstandsposten sollte sich vor allem der Weiterentwicklung der digitalen Bundesagentur mit ihrem verzweigten Datensystem und Online-Angeboten beschäftigen. Damit wurde die Notwendigkeit eines vierten Vorstandspostens begründet.
Markus Schmitz soll "Generalbevollmächtigter" werden
Inzwischen hat der Verwaltungsrat der Bundesagentur – er setzt sich aus Vertretern von Arbeitnehmern, Arbeitgebern und öffentlichen Körperschaften zusammen – die Suche aber abgebrochen. Zwar betont Annelie Buntenbach (DGB), derzeit Vorsitzende des Verwaltungsrats, gegenüber unserer Zeitung, dass man sich wegen des laufenden Verfahrens derzeit nicht äußern werde. Nach Informationen der Nürnberger Nachrichten ist es aber nicht gelungen, eine geeignete Kandidatin zu finden. Und gegen den Plan, den vierten Vorstandsposten dennoch zu schaffen und mit einer Frau zu besetzen, ohne ihr jedoch das Spezialgebiet IT aufzubürden, gibt es Widerstände.
Nun soll also kein vierter Vorstandsposten geschaffen, sondern die Stelle eines "Generalbevollmächtigten" besetzt werden. Vorgesehen für diesen Posten ist offenbar Markus Schmitz, seit Sommer 2015 Chef der BA-Regionaldirektion Bayern mit Sitz in Nürnberg-Langwasser.
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Brigitte Pothmer kann da nur den Kopf schütteln. "Die Besetzung des vierten Vorstandspostens ist zur unwürdigen Posse geraten. Weil man sich wieder auf einen Mann verständigt hat, soll der Neue nun Generalbevollmächtigter statt Vorstand heißen", sagt die Arbeitsmarkt-Sprecherin der Grünen-Fraktion.
Diese "Umetikettierung" ändere aber nichts am Problem: "Die Bundesagentur bleibt weiterhin fest in Männerhand und der Vorstand eine frauenfreie Zone." Peinlich sei das vor allem für die Bundesregierung, die Privatunternehmen eine Frauenquote für Aufsichtsräte vorschreibe, diese Maßstäbe aber bei sich selbst nicht anlege. "Das ist unglaubwürdig und ein Rückschritt in Sachen Geschlechtergerechtigkeit."
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