Erhöhte Wachsamkeit beim Nürnberger Christkindlesmarkt

19.11.2015, 06:00 Uhr
Erhöhte Wachsamkeit beim Nürnberger Christkindlesmarkt

© Foto: Matejka

"Ich freue mich auch in diesem Jahr auf meinen Markt wie ein kleines Kind", sagt Petra Flachmann. In neun Tagen wird sie, ein paar Schritte von der Frauenkirche entfernt, wie jedes Jahr Lebkuchen, Früchtebrot und Süßigkeiten verkaufen.

Bis dahin, bis es nach der feierlichen und von unzähligen Kameras und Smartphones gefilmten Eröffnung mit dem Prolog des Christkinds losgeht, wird sie aber wohl auch ein flaues Gefühl nicht ganz loswerden. Mit Angst habe das nichts zu tun, die „positive Grundstimmung“ überlagert das nicht, wie sie sagt.

Aber die Anschläge in Paris und die große Sorge vor einem weiteren Attentat in Hannover, die Nachrichten, die aktuell kein anderes Thema mehr kennen, sind nun einmal Tatsachen. „Das hat man doch irgendwie immer mit im Hinterkopf“, so Flachmann.

„Wir wissen, dass Europa und damit auch Deutschland im Fokus der Dschihadisten steht“, sagt Elke Schönwald, die Sprecherin des Polizeipräsidiums Mittelfranken. Abgesehen von dieser seit langen Jahren abstrakten, aber tatsächlich vorhandenen Bedrohung gibt es nach ihren Angaben keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass ein Weihnachtsmarkt oder speziell der weltbekannte Nürnberger Markt ein Anschlagsziel sein könnte.

Ständiger Informationsfluss

Selbstverständlich stehe das Präsidium in ständigem Kontakt mit Landes- und Bundesbehörden, gebe es einen permanenten Austausch. Aber derzeit ergibt sich laut Schönwald aus den vorliegenden Informationen kein Grund, am Sicherheitskonzept etwas zu verändern. "Es wird sichtbare und nicht sichtbare Polizeipräsenz geben", so Schönwald.

Genaue Zahlen zu den eingesetzten Beamten werden aus taktischen Gründen, wie immer, nicht genannt. Aber es wird wohl in jedem Fall „die ein oder andere“ Personen- und Taschenkontrolle mehr geben. So wird es auch in anderen Städten gehalten. Regensburg kündigte für seinen Weihnachtsmarkt in diesem Jahr ebenfalls eine gut sichtbare wie auch zivile Polizeipräsenz an. Auf weitere Maßnahmen wie etwa eine Videoüberwachung wird aber verzichtet. Auch Thüringens Innenminister Holger Poppenhäger setzt auf mehr, vor allem zivil gekleidete Beamte.

In Nürnberg gilt darüber hinaus das seit mehreren Jahren übliche Konzept, vor allem für ausreichend Flucht- und Rettungswege zu sorgen. Dafür werden die Taxistände vom Hauptmarkt verlegt, Stellplätze direkt am Markt gesperrt, der Lieferverkehr eingeschränkt.

Per SMS können darüber hinaus im Notfall die über 200 Händler in kürzester Zeit gleichzeitig informiert werden. Mehrere Sicherheitsringe oder Absperrungen, vergleichbar mit dem Münchner Oktoberfest, wird es nach derzeitigem Stand der Dinge nicht geben. Ebenso wenig wie Beamte, die mit Maschinenpistolen patrouillieren. Das Rezept lautet „gelassene Wachsamkeit“, so Schönwald. So erklären es auch Ordnungsamtsleiter Robert Pollack und die Chefin des Marktamts, Christine Beeck: Die Abstimmung mit der Polizei sei enger als sonst, aber abgesehen davon „sind wir auf Normalmodus und lassen uns nicht aus der Ruhe bringen“.

Alle Beteiligten wünschten sich einen normalen und friedlichen Christkindlesmarkt für die Nürnberger und all die anderen, weit über zwei Millionen Besucher, die in der Regel von Ende November bis Weihnachten in die „Stadt aus Holz und Tuch“ auf dem Hauptmarkt kommen.

Allerdings könne sie es auch niemandem verdenken, der sich diesmal den Besuch genauer überlegt als sonst, so Beeck. Es geht um ein blödes Gefühl. Nicht mehr, nicht weniger.

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