Fragen und Antworten: Das müssen Sie über Glyphosat wissen

28.11.2017, 16:30 Uhr
Glyphosat ist ein chemischer Herbizidwirkstoff. Er wird zahlreichen Spritzmitteln beigemischt und tötet sämtliche Pflanzen, die damit in Berührung kommen. In Deutschland macht Glyphosat ein Viertel der verkauften Unkrautvernichter aus, etwa 5000 Tonnen werden pro Jahr abgesetzt.
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Was ist Glyphosat?

Glyphosat ist ein chemischer Herbizidwirkstoff. Er wird zahlreichen Spritzmitteln beigemischt und tötet sämtliche Pflanzen, die damit in Berührung kommen. In Deutschland macht Glyphosat ein Viertel der verkauften Unkrautvernichter aus, etwa 5000 Tonnen werden pro Jahr abgesetzt. © Steven Lüdtke

Rund 40 Prozent der Äcker werden hierzulande jährlich mindestens einmal mit Glyphosat behandelt, bei Raps sind es laut Umweltbundesamt sogar fast 90 Prozent. Ein kleiner Teil, laut Bundesregierung waren es 2014 etwa 95 Tonnen, kommt nicht in der Landwirtschaft, sondern beispielsweise bei Hobbygärtnern zum Einsatz.
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Wo wird Glyphosat eingesetzt?

Rund 40 Prozent der Äcker werden hierzulande jährlich mindestens einmal mit Glyphosat behandelt, bei Raps sind es laut Umweltbundesamt sogar fast 90 Prozent. Ein kleiner Teil, laut Bundesregierung waren es 2014 etwa 95 Tonnen, kommt nicht in der Landwirtschaft, sondern beispielsweise bei Hobbygärtnern zum Einsatz. © Klaus-Dietmar Gabbert

Rückstände von Glyphosat wurden in Lebensmitteln wie Brot, Haferflocken, Bier, aber auch Muttermilch gefunden. Dabei handelte es sich allerdings nur um Stichproben. Die Mengen waren sehr gering, lagen aber teils über den Grenzwerten für Trinkwasser. Die Aussagekraft ist umstritten: "Panikmache" für die einen, für die anderen ein Hinweis darauf, dass Glyphosat alle Verbraucher angeht und nicht etwa nur Landwirte, die damit arbeiten.
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Wo ist Glyphosat drin?

Rückstände von Glyphosat wurden in Lebensmitteln wie Brot, Haferflocken, Bier, aber auch Muttermilch gefunden. Dabei handelte es sich allerdings nur um Stichproben. Die Mengen waren sehr gering, lagen aber teils über den Grenzwerten für Trinkwasser. Die Aussagekraft ist umstritten: "Panikmache" für die einen, für die anderen ein Hinweis darauf, dass Glyphosat alle Verbraucher angeht und nicht etwa nur Landwirte, die damit arbeiten. © dpa

Ob Glyphosat Krebs verursacht, ist immer noch umstritten. Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält glyphosathaltige Spritzmittel für "wahrscheinlich krebserregend für Menschen" . Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hingegen folgten dieser Einschätzung nicht, dabei stützten sie sich auf Untersuchungen des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Dieses habe einige Studien zur Tumorbildung durch Glyphosat nicht einbezogen, schrieb der Biostatistiker Christopher Portier , der für US-Behörden gearbeitet hat und nun Umweltbelange vertritt, im Sommer an EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.
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Verursacht Glyphosat Krebs?

Ob Glyphosat Krebs verursacht, ist immer noch umstritten. Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält glyphosathaltige Spritzmittel für "wahrscheinlich krebserregend für Menschen". Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hingegen folgten dieser Einschätzung nicht, dabei stützten sie sich auf Untersuchungen des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Dieses habe einige Studien zur Tumorbildung durch Glyphosat nicht einbezogen, schrieb der Biostatistiker Christopher Portier, der für US-Behörden gearbeitet hat und nun Umweltbelange vertritt, im Sommer an EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. © Carsten Rehder

Auch die Rolle des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) in der Glyphosat-Bewertung wurde häufig kritisiert: Süddeutsche Zeitung und MDR berichteten , das BfR habe eingeräumt, sich anfangs auf Statistiken aus Industriestudien verlassen zu haben. Die Behörde verteidigte sich : "Korrekt ist, dass das BfR in seinem Bericht sowohl die gesetzlich vorgeschriebenen Studien der Antragsteller als auch alle weiteren relevanten und verfügbaren Studien sorgfältig und detailliert in eigener Verantwortung geprüft und bewertet hat."
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Verursacht Glyphosat Krebs?

Auch die Rolle des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) in der Glyphosat-Bewertung wurde häufig kritisiert: Süddeutsche Zeitung und MDR berichteten, das BfR habe eingeräumt, sich anfangs auf Statistiken aus Industriestudien verlassen zu haben. Die Behörde verteidigte sich: "Korrekt ist, dass das BfR in seinem Bericht sowohl die gesetzlich vorgeschriebenen Studien der Antragsteller als auch alle weiteren relevanten und verfügbaren Studien sorgfältig und detailliert in eigener Verantwortung geprüft und bewertet hat." © Kay Nietfeld

In der aktuellen Debatte spielt weniger eine Rolle, dass Glyphosat auch im Verdacht stand, das Hormonsystem negativ zu beeinflussen. Darauf haben Forscher französischer Universitäten schon vor einigen Jahren nach Versuchen an menschlichen Leberzellen hingewiesen . Auch hier kam die EFSA zu einer anderen Bewertung .
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Gibt es weitere Gesundheitsbedenken?

In der aktuellen Debatte spielt weniger eine Rolle, dass Glyphosat auch im Verdacht stand, das Hormonsystem negativ zu beeinflussen. Darauf haben Forscher französischer Universitäten schon vor einigen Jahren nach Versuchen an menschlichen Leberzellen hingewiesen. Auch hier kam die EFSA zu einer anderen Bewertung. © ROBYN BECK

Die negativen Folgen für die Artenvielfalt sind der Hauptgrund, warum Umweltministerin Barbara Hendricks eine Glyphosat-Verlängerung ablehnte. Laut Umweltbundesamt finden viele Arten auf deutschen Äckern immer weniger Wildpflanzen – denn genau die soll Glyphosat ja in Schach halten. Weniger Wildwuchs bedeutet jedoch weniger Nahrung. "In der Folge können ganze Nahrungsnetze von der Pflanze über Insekten bis zu den Feldvögeln zusammenbrechen", so die Behörde.
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Wie wirkt Glyphosat auf Insekten und Vögel?

Die negativen Folgen für die Artenvielfalt sind der Hauptgrund, warum Umweltministerin Barbara Hendricks eine Glyphosat-Verlängerung ablehnte. Laut Umweltbundesamt finden viele Arten auf deutschen Äckern immer weniger Wildpflanzen – denn genau die soll Glyphosat ja in Schach halten. Weniger Wildwuchs bedeutet jedoch weniger Nahrung. "In der Folge können ganze Nahrungsnetze von der Pflanze über Insekten bis zu den Feldvögeln zusammenbrechen", so die Behörde. © oh

Auf Betreiben Deutschlands hat die EU nun beschlossen , dass die Mitgliedstaaten "besondere Aufmerksamkeit" auf Biodiversität und Grundwasserschutz legen sollen, wenn sie Glyphosat bewerten – ob das in der Praxis etwas ändert, ist offen.
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Droht ein Artensterben durch Glyphosat?

Auf Betreiben Deutschlands hat die EU nun beschlossen, dass die Mitgliedstaaten "besondere Aufmerksamkeit" auf Biodiversität und Grundwasserschutz legen sollen, wenn sie Glyphosat bewerten – ob das in der Praxis etwas ändert, ist offen. © Felix Kästle

Glyphosat-Hersteller wie der US-Konzern Monsanto, aber auch chinesische Firmen, die laut Analysten über 40 Prozent des schon seit Jahren nicht mehr unter Patentschutz stehenden Unkrautgifts produzieren, können aufatmen. Ihr Glyphosat-Geschäft kann auch in Europa erst einmal weitergehen. Auf den Aktienkurs des deutschen Bayer-Konzerns, der eine milliardenschwere Übernahme Monsantos plant, hatte die Entscheidung laut Börsenexperten zunächst keinen Einfluss. Monsanto und andere Hersteller hatten der EU laut Tagesspiegel mit Klagen auf bis zu 15 Milliarden Euro gedroht, sollte die Glyphosat-Genehmigung nicht verlängert werden.
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Welche wirtschaftlichen Folgen hat die Verlängerung der Glyphosat-Genehmigung?

Glyphosat-Hersteller wie der US-Konzern Monsanto, aber auch chinesische Firmen, die laut Analysten über 40 Prozent des schon seit Jahren nicht mehr unter Patentschutz stehenden Unkrautgifts produzieren, können aufatmen. Ihr Glyphosat-Geschäft kann auch in Europa erst einmal weitergehen. Auf den Aktienkurs des deutschen Bayer-Konzerns, der eine milliardenschwere Übernahme Monsantos plant, hatte die Entscheidung laut Börsenexperten zunächst keinen Einfluss. Monsanto und andere Hersteller hatten der EU laut Tagesspiegel mit Klagen auf bis zu 15 Milliarden Euro gedroht, sollte die Glyphosat-Genehmigung nicht verlängert werden. © Daniel Dreifuss

Auch viele Landwirte sind erleichtert, da der Glyphosat-Einsatz häufigeres Pflügen (im Bild) ersetzt und so Arbeitszeit und Diesel spart. Sie hatten für einen Ausfall des Mittels vor steigenden Preisen gewarnt. Es gibt aber auch Bauern – biologisch und konventionell arbeitende – die schon heute auf Glyphosat verzichten. Teilweise bekommen sie dafür von ihren Abnehmern einen Aufschlag.
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Landwirte können bis 2022 weiter Glyphosat spritzen

Auch viele Landwirte sind erleichtert, da der Glyphosat-Einsatz häufigeres Pflügen (im Bild) ersetzt und so Arbeitszeit und Diesel spart. Sie hatten für einen Ausfall des Mittels vor steigenden Preisen gewarnt. Es gibt aber auch Bauern – biologisch und konventionell arbeitende – die schon heute auf Glyphosat verzichten. Teilweise bekommen sie dafür von ihren Abnehmern einen Aufschlag. © Holger Hollemann (dpa)

Umfragen zufolge wünscht sich die Mehrheit der Deutschen eine Landwirtschaft ohne Glyphosat. 61 Prozent plädieren für ein sofortiges Verbot in privaten Gärten oder Parks, 59 Prozent hätten auch ein Aus in der Landwirtschaft begrüßt, ermittelte zuletzt das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag des Naturschutzbundes (NABU).
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Was sagen die Bürger?

Umfragen zufolge wünscht sich die Mehrheit der Deutschen eine Landwirtschaft ohne Glyphosat. 61 Prozent plädieren für ein sofortiges Verbot in privaten Gärten oder Parks, 59 Prozent hätten auch ein Aus in der Landwirtschaft begrüßt, ermittelte zuletzt das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag des Naturschutzbundes (NABU). © Axel Heimken

Eine Europäische Bürgerinitiative hatte 1,3 Millionen Unterschriften gegen Glyphosat gesammelt, eine neuere Petition der Grünen-Europaparlamentarier Sven Giegold und Martin Häusling 293.000, darunter knapp über 1000 aus Nürnberg. Die Petition „Glyphosat? Ja bitte!“ , die ein niedersächsischer Bauer 2016 an den Bundestag gerichtet hat, kam auf 6235 Unterzeichner.
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Petitionen zu Glyphosat

Eine Europäische Bürgerinitiative hatte 1,3 Millionen Unterschriften gegen Glyphosat gesammelt, eine neuere Petition der Grünen-Europaparlamentarier Sven Giegold und Martin Häusling 293.000, darunter knapp über 1000 aus Nürnberg. Die Petition „Glyphosat? Ja bitte!“, die ein niedersächsischer Bauer 2016 an den Bundestag gerichtet hat, kam auf 6235 Unterzeichner. © Hans-Joachim Winckler