Markus Söder mit "Mut und Demut" vor neuer Aufgabe
4.12.2017, 11:41 UhrHorst Seehofer gibt den Weg frei für Markus Söder. Er werde spätestens im ersten Quartal 2018 den Stuhl des Ministerpräsidenten räumen, hatte Seehofer der Fraktion angekündigt. Die wählte daraufhin Markus Söder einstimmig zum neuen Spitzenkandidaten für die Wahl 2018 - und damit auch zum künftigen Kabinettschef.
Joachim Herrmann wiederum verzichtete auf eine Gegenkandidatur. Er habe mit Herrmann lange und ausführlich gesprochen, erzählte Söder später. Es seien "sehr gute Gespräche" gewesen. "Das war gestern auch ein starker Tag des Vertrauens."
Der Erlanger CSU-Mann Herrmann fügt sich offenkundig in die Situation. Herrmann sagte der Fraktion, er werde im kommenden Jahr wieder für den Landtag kandidieren, deshalb in München bleiben und auch nicht als Bundesinnenminister nach Berlin gehen, wie es noch vor der Bundestagswahl geheißen hatte. Söder lobt ihn dafür. Das sei "eine absolute Stärkung für Bayern. Ich bin froh darüber."
Herrmann fügt sich
Die Wahrheit dürfte etwas komplizierter sein. Geht Seehofer tatsächlich wie intern angekündigt nach Berlin in das neue Kabinett, stünden Herrmanns Chancen deutlich schlechter als bisher. Dass die CSU zwei starke Ministerien bekommen könnte, gilt ebenso als ausgeschlossen wie die Landesgruppe kaum zwei Minister aus München akzeptieren würde. Es spricht für Herrmann, dass er sich in beiden Fragen, Kabinett wie Ministerpräsident, in die taktischen Erwägungen seiner Parteifreunde fügt und seine eigenen Ambitionen zurückstellt.
Dass sich nun Markus Söder und Horst Seehofer die Macht in der CSU teilen, ist kurios. Seehofer hatte über Jahre hinweg alles getan, damit Söder nicht Ministerpräsident werden kann. In den vergangenen Wochen musste er wohl erkennen, dass der Nürnberger längst zu stark geworden war und er ihn nicht werde verhindern können.
Umgekehrt musste Söder akzeptieren, dass er nicht nach der ganzen Macht würde greifen können, weil dies in seiner Partei vielen nicht geheuer gewesen wäre. Etliche in der CSU halten die Doppelspitze bei allen persönlichen Animositäten der beiden dennoch für ideal.
Seehofer, so argumentieren sie, sei der richtige Mann für Berlin, der dort aus CSU-Sicht das Optimale bei den Koalitionsverhandlungen mit der SPD herausholen könne. Söder wiederum sei in München der stärkste Mann und wohl derjenige, dem sie am ehesten zutrauen, dass er der auch in Bayern erstarkenden AfD Paroli bieten könne. Söder selbst gibt sich kurz nach der Abstimmung in der Fraktion betont staatstragend. Weil er keinen Gegenkandidaten hatte - auch die oberbayerische CSU-Bezirkschefin Ilse Aigner verzichtete -, wählten ihn die Abgeordneten per Handzeichen zum Spitzenkandidaten.
"Werden neues Kapitel beginnen"
Niemand hob die Hand gegen ihn. "Wir werden mit dem heutigen Tag ein neues Kapitel beginnen", sagt Söder. Es sei "eine richtige, gute und starke Entscheidung“, dass Seehofer Parteichef bleiben wolle. Er habe "meine volle Unterstützung". Wichtig sei jetzt, "dass wir als CSU wieder mehr miteinander als übereinander reden." In der CSU sei sich "jeder seiner Verantwortung bewusst".
Bayern sei ein starkes Land und er wolle dafür sorgen, dass es auch dabei bleibe. Sein Ziel sei, "dass wir es schaffen, vor der Geschichte zu bestehen und etwas für die Menschen zu entwickeln. Wir müssen uns wieder mehr um die Bürger kümmern und weniger um uns selbst."
"Ich will etwas bewegen"
"Mut und Demut" empfinde er, sagt Söder. Und er widerspricht jenen, die ihm unterstellen, es gehe ihm vor allem um ihn selbst. "Ämter sind nur geliehen", sagt Söder. "Ich will etwas verändern, etwas bewegen. Ich will das Beste für das Land erreichen. Ergebnisse waren und sind mir wichtig." Angst aber habe er vor der neuen Aufgabe nicht. "Wer Angst hat, darf sich keiner Herausforderung stellen. Wer Angst hat, den Elfmeter zu verschießen, der sollte es lassen." Tatsächlich ist die Herausforderung für Söder gewaltig. In den Umfragen hängt seine Partei bei 37 Prozent. Die absolute Mehrheit ist in weite Ferne gerückt für die CSU.
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