Martin Schulz in Nürnberg: "Dafür kämpfe ich, täglich"
8.9.2017, 20:17 UhrHerr Schulz, was haben die letzten Monate persönlich mit Ihnen gemacht? Sie wurden im Frühjahr als Heilsbringer der SPD gefeiert, nun müssen Sie sich vielleicht damit abfinden, Erwartungen zu enttäuschen.
Martin Schulz: Das Leben in der Politik ist so. Was macht das persönlich mit mir? Überhaupt nichts. Ich kämpfe als Vorsitzender der Partei ja nicht für irgendwelche Meinungsforscher, sondern für meine Überzeugungen. Und ich stünde auch dann zu meinen Überzeugungen, wenn sie die Mehrheit der Bevölkerung nicht teilen würde. Sie können nie alle Erwartungen erfüllen. Aber eine Erwartungshaltung an mich ist, dass ich zu meinen Prinzipien stehe und kämpfe. Wer mich beobachtet in diesen Tagen, kann daran keinen Zweifel haben.
Die aktuellen Meinungsumfragen für die SPD sind ein Desaster. Die Partei ist im "Deutschlandtrend" nochmals um zwei Prozent abgesunken. Welche Pfeile haben Sie noch im Köcher, um die Stimmung zu drehen?
Schulz: Es gibt auch Meinungsumfragen, die sehen uns deutlich höher. Andere sagen, dass meine persönlichen Werte ansteigen. Aber alle Meinungsumfragen zeichnen dasselbe Bild: Immer noch sind außergewöhnlich viele Menschen unentschlossen, ob sie wählen gehen oder wem sie ihre Stimme geben. Und das ist für die letzten vierzehn Tage der entscheidende Punkt. Wie kriegen wir unentschiedene Wähler überzeugt, dass wir das bessere Programm für die Zukunft haben? Dafür kämpfe ich, täglich.
Was macht Sie denn so sicher, dass die Unentschiedenen bei der SPD ihr Kreuz machen und nicht bei der AfD, die ja auch ein großes Talent hat, Unentschiede zu locken?
Schulz: In diesen Zeiten kann einen Politiker gar nichts sicher machen. Ich erlebe eine Stimmung im Lande, die mit den Meinungsumfragen nichts zu tun hat. Ich war gerade in Würzburg, morgens um 9 Uhr waren die Plätze voll belegt, die Leute sind interessiert, stellen Fragen. Das macht mich optimistisch. Es gibt eine Merkel-Müdigkeit im Lande. Die Frage ist, wie ich daraus Stimmen für meine Partei machen kann. Entscheidend dafür wird sein, ob mir die Menschen das zutrauen. Zum anderen ist die Frage, ob sie von unserer Programmatik überzeugt sind und da bin ich nach wie vor optimistisch, dass wir aus dem Bereich der Unentschiedenen noch Wähler überzeugen können.
Gibt es denn noch neue Themen, mit denen Sie in den nächsten beiden Wochen Wähler mobilisieren können?
Schulz: Wir haben bereits ein sehr differenziertes Programm für die Zukunft dieses Landes vorgelegt. Mit mehr Gerechtigkeit, mehr Bildung, mehr Solidarität in Europa. Was sich gerade in Europa abspielt, ist dramatisch. Die Weigerung der ungarischen Regierung, die Rechtssubstanz der EU zu akzeptieren, ist ein Infragestellen Europas.
Verantwortlich dafür ist Viktor Orban, ein Mann, den Horst Seehofer hofiert. Wir brauchen aber auch mehr Gerechtigkeit bei der Entwicklung der Regionen in Deutschland. Wir haben ein starkes Stadt-Land-Gefälle, wir brauchen mehr Investitionen vor allem in den Breitband-Ausbau. Das ist auch der entscheidende Unterschied zwischen Angela Merkel und mir. Sie verwaltet die Vergangenheit, ich will aber die Zukunft gestalten.
Das komplette Interview lesen Sie in der Wochenendausgabe der Nürnberger Nachrichten und der Nürnberger Zeitung.
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