Nach Nordkoreas Raketentest: USA für "härtere Maßnahmen"
5.7.2017, 08:18 UhrDie USA haben den ersten Test einer Interkontinentalrakete durch Nordkorea scharf verurteilt und härtere Maßnahmen gegen den international isolierten Staat angedroht. Als Warnung an Machthaber Kim Jong Un hielten die Vereinigten Staaten zudem eine gemeinsame Raketenübung mit Südkorea ab und beantragten für Mittwochnachmittag (Ortszeit) eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in New York. Die Führung in Pjöngjang schlug prompt zurück mit dem Hinweis, dass die getestete Rakete einen zerstörerischen Atomsprengkopf bis in die USA befördern könne.
Der Streit um das Atomprogramm Nordkoreas gilt als einer der weltweit gefährlichsten Konflikte. In den vergangenen Wochen und Monaten hat sich die Lage auf der koreanischen Halbinsel immer mehr zugespitzt, neben den USA sind auch die internationalen Großmächte China und Russland in den Konflikt involviert - beim G20-Gipfel in Hamburg dürfte das Thema ebenfalls eine Rolle spielen. Mit besonders großer Sorge wird das Geschehen in Ländern verfolgt, die Nordkorea zu seinen Staatsfeinden - und potenziellen Raketenzielen - erklärt hat.
Südkorea und USA reagieren mit gemeinsamem Manöver
Bei dem gemeinsamen Manöver amerikanischer und südkoreanischer Streitkräfte wurden nach US-Angaben Raketen vor der Ostküste Südkoreas ins Meer gefeuert. Das US-Militär, das auch Videos von der Übung verbreitete, sprach von einer Antwort auf Nordkoreas "destabilisierendes und ungesetzliches" Verhalten. Nordkorea wiederum wirft den USA regelmäßig vor, durch ihre Übungen mit Südkorea einen Angriff vorzubereiten, was von beiden Ländern bestritten wird.
Die US-Regierung bestätigte erstmals, dass Nordkorea tatsächlich - wie behauptet - eine Interkontinentalrakete (ICBM) getestet hat. Der Test stelle "eine neue Eskalation der Bedrohung für die Vereinigten Staaten, unsere Verbündeten und Partner, die Region und die Welt dar", erklärte Außenminister Rex Tillerson. Er kündigte "härtere Maßnahmen" gegen Pjöngjang an.
Nordkorea reagierte unbeeindruckt und bezeichnete den Test vom Dienstag in einer zynischen Propagandanote als "Geschenkpaket" für die USA zu ihrem Unabhängigkeitstag. Das "langwierige Kräftemessen mit den US-Imperialisten hat seine Endphase" erreicht, zitierten die Staatsmedien am Mittwoch Machthaber Kim. Die ICBM des Typs Hwasong-14 könne einen "großen und schweren Atomsprengkopf" befördern und die USA erreichen.
Rakete flog 933 Kilometer weit
Südkoreas Verteidigungsminister Han Min Koo sagte am Mittwoch laut der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap vor dem Parlament, dass es sich bei der ICBM wahrscheinlich um eine zweistufige Rakete gehandelt habe. Sie habe vermutlich bei einer normalen Flugbahn eine Reichweite von 7000 bis 8000 Kilometern. Anchorage in Alaska ist 6000 Kilometer von Pjöngjang entfernt, Berlin knapp 8000 Kilometer. Han verurteilte den Test als einen "klaren Verstoß" gegen UN-Resolutionen, die Nordkorea Tests von ballistischen Raketen untersagen.
Als Interkontinentalraketen gelten Raketen mit einer Reichweite von mehr als 5500 Kilometern. Sie können mit Atomsprengköpfen bewaffnet werden und folgen nach Verlassen der Erdatmosphäre einer ballistischen Flugbahn.
Nach Angaben Nordkoreas erreichte die ICBM nach dem Start in der nordwestlichen Provinz Nord-Pyongan eine Höhe von 2802 Kilometern. Sie sei 933 Kilometer weit geflogen, bevor sie nach einer Flugzeit von 39 Minuten ihr Ziel im Japanischen Meer (koreanisch: Ostmeer) getroffen habe. Nordkorea habe mit dem Test die Kapazitäten der strategischen Waffen des Landes vervollständigt, sagte Kim nach den Meldungen der staatlichen Medien. Dazu gehörten auch herkömmliche Atombomben und Wasserstoffbomben. Nordkorea werde niemals auf seine Atomwaffen verzichten.
UN-Generalsekretär António Guterres prangerte den Test als eine weitere "dreiste Verletzung" von UN-Sanktionen und als "gefährliche Eskalation" an. Auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel verurteilte den Raketenversuch. "Dies würde eine neue Qualität der von Nordkorea ausgehenden Bedrohung für Frieden und Sicherheit darstellen", hieß es in der Mitteilung des Auswärtigen Amtes.
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