Trotz Pleite: Fleischmann macht weiter
05.08.2015, 18:56 Uhr
Das Insolvenzverfahren soll in Eigenverwaltung durchgeführt werden, das Management behält also das Sagen bei dem Unternehmen, das mittlerweile in Heilsbronn seinen Sitz hat. Der Betrieb werde im bisherigen Ausmaß ohne Unterbrechung fortgeführt, heißt es. Fleischmann gehört seit 2008 zur österreichischen Modelleisenbahn Holding, unter deren Dach auch die Marke Roco vertrieben wird.
Die Gebrüder Fleischmann GmbH & Co KG beschäftigt aktuell 33 Mitarbeiter, die am Standort Heilsbronn Modelleisenbahnen konzipieren und konstruieren. Gebaut werden die Modelle dann im Produktionsverbund mit der Marke Roco in Rumänien und der Slowakei.
Vor allem die Pensionslasten für ehemalige Mitarbeiter haben zur Überschuldung des Unternehmens geführt, erklärte Wolfram Haböck, Sprecher der Gruppe mit. Die verbleibenden 33 Mitarbeiter der fränkischen Gesellschaft seien jedenfalls nicht in der Lage, die Betriebspensionen von mehr als 600 ehemaligen Fleischmann-Mitarbeitern zu erwirtschaften, betonte Haböck. Diese Aufwendungen hätten sich zuletzt nochmals drastisch erhöht. Sie würden die Budgets der Gesellschaft so massiv beeinträchtigen, dass eine Überschuldung vorliege.
Entscheidungen stehen noch aus
Das Amtsgericht Ansbach hat nach Informationen des Bayerischen Rundfunks nun einen vorläufigen Sachwalter bestellt. Zudem überwache und kontrolliere ein Nürnberger Wirtschaftsanwalt ab sofort die Geschäftsführung. Dabei habe er aber weniger Rechte als ein Insolvenzverwalter.
Der vorläufige Sachwalter soll prüfen, ob das Vermögen von Fleischmann ausreicht, um die Kosten eines Insolvenzverfahrens zu tragen, so der BR weiter. Ebenso werde geprüft, welche Aussichten für die Fortführung des Unternehmens bestehen. Nachdem ein entsprechendes Gutachten erstellt wurde, entscheide das Amtsgericht Ansbach, ob das Insolvenzverfahren eröffnet wird.
Fleischmann gilt als große Traditionsmarke
Die Pensionäre und Beschäftigte mit Pensionszusagen gehen aber in der Insolvenz nicht leer aus, betont das Unternehmen.
Diese Zahlungen würden vom zuständigen Pensions-Sicherungs-Verein PSVaG übernommen. Vorangegangene Verhandlungen mit der Einrichtung hätten in der Vergangenheit zu keinem Ergebnis geführt.
Fleischmann gilt als die große deutsche Traditionsmarke im Segment Gleichstrom. In den Spuren H0 und N werden heute rund 15 Millionen Euro jährlich in Deutschland, zunehmend aber auch international abgesetzt. In Hochzeiten hatte das Unternehmen mehr als 700 Mitarbeiter.
16 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen
Disputans
@ja-mei; Das mit der Einheitspension würde sicherlich das Bundesverfassungsgericht "abschießen" (Benachteiligung gegenüber den Rentnern.)
Aber ich schätze/fürchte: Niedrigere Pensionen wären ohnehin die letzte Spar-Reform, die eine Regierung aus den klassischen "Volks"parteien in die Weg leiten würde. Denn schließlich bestehen CSU, CDU und SPD größtenteils aus Beamten!
ja_mei
Wer bürgt wird erwürgt. Diese alte Regel gilt auch für Betriebe und deren Pensionslasten. Und wie Disputans richtig anschneidet: Pensionen des Staates. Schon in absehbarer Zeit fressen die Pensionen 80 % des Bundeshaushaltes auf ... wenn dies nicht gestoppt wird. Fazit: Beamte am Sozialversicherungssystem beteiligen, Einheitsrente für alle von 1000 Euro, aus.
Franke mit Rad und Auto
@Disputans das, was Sie da bezüglich der Pensionskassen bringen, schweift zwar etwas vom Thema ab, aber daß es noch mehr derart strukturierte Betriebe gibt, denen es ähnlich gehen könnte / wird, ist nicht abzustreiten.
Übrigens für die Pensionskassen des Staates gibt so gut wie keine Rückstellungen. Dieses Thema ist seit langen Jahren aus der Öffentlichkeit verschwunden.
Disputans
Mir kommen spontan so zwei Gedanken zum Thema:
Vermutlich wird die Grundkonstellation ja in vielen Betrieben sein wie bei Fleischmann. Denn selbst wenn man die Ware nicht in China herstellt, sind fast immer bei gleichem Umsatz heute viel weniger Mitarbeiter tätig. Ein Grund ist die Rationalisierung (die enorm hoch sein muss, wenn man mit Produktion in Deutschland noch konkurrenzfähig sein will). Der zweite Grund sind die vielen Auslagerungen, die die Mitarbeiterzahl noch weiter senken.
Da es vermutlich in den nächsten Jahren in immer mehr Firmen so läuft wie bei Fleischmann, sind vermutlich bald nicht nur "viele ehrliche Mittelständler gekniffen" - wie @Bahnmoeller meint . Möglicherweise wird dann auch die Pensionssicherungskasse selbst in die Insolvenz gehen.
Der zweite Gedanke, der mir so spontan kommt, ist die Frage: Wie hat eigentlich die Bundesregierung die vielen Beamtenpensionen finanziell abgesichert?!!?
Ein weiterer Grund dafür, dass man befürchten muss, dass Deutschland spätestens in 15 - 20 Jahren auch insolvent sein wird!
slowdown
@Tanzkeks: Sie haben aber schon sehr abgedrehte Ideen.