Ausstellung über Naturforscher soll Leerstände beleben

28.12.2016, 08:30 Uhr
Ausstellung über Naturforscher soll Leerstände beleben

© Katrin Müller

"Terra incognita Sibirien – Die An­fänge der wissenschaftlichen Erfor­schung Sibiriens unter Mitwirkung deutscher Wissenschaftler im 18. Jahrhundert" lautet der Titel, der auf der ersten Tafel prangt. Ein Bild der Stellerschen Seekuh ist darauf zu se­hen, dahinter der ausbrechende Vul­kan Awatschinskaja Sopka auf der russischen Halbinsel Kamtschatka. Die Wander-Ausstellung wurde 1999 von den Franckeschen Stiftungen Halle in Kooperation mit dem Archiv der Russischen Akademie der Wissen­schaften St. Petersburg und von Dr. Wieland Hintzsche von der Internatio­nalen Georg-Wilhelm-Steller-Gesell­schaft konzipiert.

Erläuterungen fin­den sich darauf sowohl in deutscher, als auch russischer Sprache. Die Franckeschen Stiftungen und die Internationale Georg-Wilhelm-Steller-Gesellschaft befinden sich in Halle, wo Steller studiert und gelehrt hat. Letztere hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, das Erbe des Arztes und Naturforschers Georg Wilhelm Steller bekannt zu machen. Auf seiner größten Forschungsreise legte dieser mindestens 20.000 Kilo­meter zurück. Mit der Dauerleihgabe der Ausstel­lung an Bad Windsheim, die Geburts­stadt Stellers, könne man die "Ver­bindung zu Bad Windsheim festigen und fördern", sagt die Vorsitzende der Gesellschaft und Frau von Wie­land Hintzsche, Dr. Anna-Elisabeth Hintzsche, im Gespräch mit der Windsheimer Zeitung.

Leerstände in Altstadt beleben

Ihr Mann wer­tete dafür nicht nur Stellers Tagebü­cher aus. Die 42 Tafeln seien das Re­sultat der Bearbeitung des wissen­schaftlichen Nachlasses der großen nordischen Expedition Stellers, be­tont Anna-Elisa­beth Hintzsche. Russische Archive wurden dafür durchforstet und jede Menge wis­senschaftliche Do­kumente gesich­tet, beurteilt und ausgewertet. Flora und Fauna der von Steller bereisten Orte sind auf den Tafeln be­schrieben, dazu zählen seltene Tiere, aber auch das Volk der Itelmenen. Von diesen Bewohnern Kamtschatkas gibt es laut Rainer Volkert noch ein paar Tausend. "Durch Steller haben die Itelmenen ein Stück ihrer Kultur wiedergefunden. Deshalb verehren sie ihn noch heute", erläutert der Zweite Bürgermeister. Er ist Mitglied der Steller-Gesellschaft und durch ihn kam die Dauerleihgabe zustande.

"Die Steller-Gesellschaft ist darüber sehr erfreut und dankbar, da ihr die Beziehungen zu Stellers Geburts­stadt sehr wichtig sind", betont Anna-Elisabeth Hintzsche. Mitte November fuhr Volkert mit Hofmann und Kämmerer Siegfried Heger mit einem Kleinbus nach Hal­le, um die in fünf schwarze Sperrholzkisten verpackten Tafeln abzuholen. 105 auf 100 Zentimeter groß ist jede einzelne. Das bedruckte Papier ist auf Holzplatten aufgeklebt. 40 laufende Meter fasst die Ausstel­lung, schätzt Rainer Hofmann. Er und Rainer Volkert haben etwas Besonde­res damit vor – zumindest für den Übergang, bis ein Ort gefunden ist, wo die Ausstellung im Ganzen gezeigt werden kann. Hofmann und Volkert wollen die Leerstände in der Altstadt mit den Tafeln beleben. "Das Wohlwollen der Hauseigentü­mer vorausgesetzt", könnten diese in den leeren Schau­fenstern für Hingucker sorgen. Und gleichzeitig die Geschichte Stellers erzählen.

Kein Platz beim Neujahrsempfang

In den nächsten Tagen wer­den Hofmann, Volkert und Cityman­ager Josef Guggemos bei einem Stadtrundgang passende Objekte ins Auge fassen, Besitzer kontaktieren und das Interesse erfragen. Bis dahin lagern die Kisten im Keller der Alten Lateinschule. "Ich finde diese Idee grandios", sagt dazu Anna-Elisabeth Hintzsche und verleiht dem noch einmal Nach­druck: "Die Ausstellung hat hier ei­nen deutlich besseren Platz, als im Boden der Franckeschen Stiftungen." Dort ruhte sie nach Auftritten an den Standorten der Stiftung und der Uni­versität in Halle, sowie im dortigen Rathaus und in Stellers Studienort Wittenberg. In Russland war sie in St. Petersburg, Jekaterinburg, Novo­sibirsk, Tjumen und Omsk zu sehen.

Zunächst hatten Volkert und Hof­mann die Idee, die Tafeln beim Neu­jahrsempfang im Januar im Kur- und Kongress-Center auszustellen. Das sei vom Aufwand her allerdings nicht möglich, da im großen Saal zuvor und im Anschluss Veranstaltungen stattfinden, die dadurch behindert werden würden. Am Stellergymnasium kann sich der ehemalige Lehrer Volkert eben­falls vorstellen, die Tafeln zu zeigen. Sein größter Wunsch aber wäre ein Stellermuseum, in dem die Ausstel­lung einen festen Platz finden könne.

Exponate, die man eventuell eben­falls als Leihgaben aus Halle bekom­me, könnten das Angebot erweitern. Von der Idee eines Museums ist auch Hintzsche angetan, sie würde sich ein solches auch in Halle wünschen.

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