Besucherrekord beim Landfrauentag in Bad Windsheim

22.02.2018, 19:47 Uhr
Besucherrekord beim Landfrauentag in Bad Windsheim

© Harald Munzinger

Dass im weiträumigen Kur- und Kongress Center noch nachbestuhlt werden musste und Kreisbäuerin Renate Ixmeier sich über rund 600 Besucher freuen konnte, sprach sie der Zugkraft des Landesbischofs zu. Der fühlte sich sichtlich wohl in der Gemeinschaft der Landfrauen, deren Wirken mit viel Zeit und Liebe für die Lebenskultur er ebenso eine zentrale Bedeutung beimaß, wie dem umstrittenen Begriff Heimat. Diese sei nicht nur geografisch zur orten, sondern habe viel mit Erfahrungen von Sicherheit und Geborgenheit, mit nahestehenden Menschen, Sprache, Landschaft und vertrauter Natur zu tun. Sie identifiziere sich ebenso mit Gerüchen und Ritualen und finde sich auch in der Liturgie, wie dies Bedford-Strohm von weltweiten Kirchenbesuchen schilderte und Heimweh als besten Indikator dafür bezeichnete, wo man seine Heimat habe.

Der Landesbischof sprach dem ländlichen Raum "ganz viel Lebensqualität" zu und zeigte sich überzeugt, dass er nach dem Run in die Städte ein Comeback erleben werde. Das Heimatministerium könne íhn mit einer strategisch guten Strukturpolitik stärken, doch mahnte Heinrich Bedford-Strohm vor einer Romantisierung des mit viel harter Arbeit Herausforderungen verbunden Landlebens. Sich in der verändernden Gesellschaft nicht abzuschotten, sondern kraftvoll in die Welt zu gehen, "den Blick wegzulenken von verklärter Vergangenheit und die Zukunft nicht als Bedrohung anzusehen", riet der Landesbischof. Die Individualisierung mit dem Wandel der Beziehungen und die Pluralisierung mit unterschiedlichen Gemeinschaften und der Erweiterung des Horizontes sollten als Chance angenommen und dabei die Balance von Tradition und Neuem gewahrt werden.

Die religiöse Dimension von Heimat

Der Bischof machte den Glauben als religiöse Dimension der Heimat deutlich, "egal wo ich bin". Er berichtete von weltweiten Begegnungen und Erfahrungen mit dem Rat, die Herzen zu öffnen, auf den Schwachen zuzugehen und sich – bezogen auf den Klimawandel – auch in politische Themen einzumischen. Kirche mit der Botschaft der Hoffnung bezeichnete Bedford-Strom als Heimat mit dem Kraftquell für das Leben. In seinem Vortrag wandte er sich gegen verletzende Aussagen gegenüber der Landwirtschaft, die Nachhaltigkeit seit Jahrhunderten pflege, und forderte, "die problematische Emotionalisierung von Debatten über die Landwirtschaft und Wirkung von ihr eingesetzter Mittel auf Fachlichkeit und Sachlichkeit zurückzuführen".

Der Landesbischof griff damit die Klage von Kreisbäuerin Renate Ixmeier darüber auf, dass Jeder von der Landwirtschaft nachhaltiges Wirtschaften und Handeln fordere, "als wäre es etwas gänzlich Neues". Sie verwies dazu auf zahlreiche Beispiele mit dem Resultat, dass "wir jedes Jahr säen und ernten und die Menschen ernähren können, obwohl wir doch angeblich unsere Böden ausbeuten und das Grundwasser schädigen". Ixmeier sprach die Diskussion über Glyphosat an, "die längst nichts mehr mit dem Wirkstoff an sich zu tun" habe. Wenn 5000 Gutachten besagten, dass Glyphosat unbedenklich sei, werde das ignoriert, doch gelte ein Gutachten mit dem Verdacht, dass es krebserregend sei, gelte dies als wissenschaftlich fundierter Beweis, so die Kreisbäuerin, die bei den erschreckenden Folgen von jährlich 8000 Opfern von Feinstaubbelastungen zum Schluss kam: "Aber hier betrifft es ja die Freizeit, die heilige Kuh".

Mit Bauern verschwindet Heimat

Der Bürger fahre seinen SUV, doch die Landwirtschaft solle mit dem Hanomag daherkommen, das Unkraut von Hand jäten, das Schwein mit der Gabel ausmisten und die Kuh von Hand auf der Weide melken, so Ixmeier mit bitterer Ironie. Besorgt sprach die Kreisbäuerin die Entwicklung an, dass immer weniger Kleinbetriebe überleben könnten: "Hier droht die Heimat zu verschwinden -geopfert auf dem Altar der Ausführungsbestimmungen und Verordnungen".

Dass die Landfrauen ihres Bestes geben, zeigte Renate Ixmeier an vielen Beispielen auf, die in lebenswerten Dörfern und der Pflege von Traditionen nach außen wirken, mit vielen Freiwilligendiensten und in den Dörfern geschaffener Gemeinschaft Heimat realisieren. Dazu komme die Verarbeitung von Lebensmitteln und der Dialog mit den Verbrauchern, doch sei zu befürchten, „dass wir einer aussterbenden Spezies angehören“.

Verlässlichkeit der Politik nötig

Deshalb mahnte die Kreisbäuerin die Verlässlichkeit der Politik sowie "dringende Unterstützung bei unserem täglichen Kampf um unser Ansehen an" und wünschte sich "Verbraucher, die das auch kaufen, was sie fordern". Die großen Zukunftsaufgaben der Menschheit könnten, so Ixmeier, "nur mit der Landwirtschaft gefunden werden und nicht dadurch, dass man sie in eine schmutzige Ecke drängt". In Grußworten würdigten Dekanin Karin Hüttel und Landrat Helmut Weiß das vielseitige Miteinander und die tätige Hilfe der Landfrauen. Weiß betonte ihr Wirken für einen modernen Bauernstand und eine aktive Gesellschaft sowie ihre hervorragende Leistung für ein attraktives Leben im Landkreis. Neben dem von ihm geschätzten sozialen Miteinander und Bildungsangebot sollten die Beiträge der "Landfrauenstimmen" die kulturelle Bereicherung belegen, die Weiß den Landfrauen ebenso dankte, wie ihre Traditionspflege und zukunftsorientierte Gestaltung der Heimat.

"Wir stehen gut da"

Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer erfreute sich am wunderbaren Anblick der Landfrauen im vollbesetzten KKC und zeigte zum 70-jährigen Bestehen der Landfrauenorganisation im Bayerischen Bauernverband deren hervorragende Entwicklung mit der Vernetzung bis in den kleinsten Ortsteil auf: "Wir stehen gut da". Mit aktuellen Eindrücken von einer Reise nach Kenia rief Reitelshöfer dazu auf, dazu beizutragen, dass auch dort die Frauen ein lebenswertes Leben führen könnten.

Bezirksrat Richard Bartsch verband mit den Hinweisen auf die steten Verbesserungen im Landwirtschaftszentrum Triesdorf mit Einladungen zum "Johannitag" am 24. Juli, ferner zum genussreichen "Tag der Franken" am 1. Juli in Ansbach sowie schließlich zur Eröffnung der neuen Saison im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim am 10. März. Wigbert Winkler spielte vor dem Rekordchor mit 600 Stimmen zum munteren Wirtshaussingen auf und Brigitte McNeil gab heitere Geschichten aus einem Buch zum Besten, das in Kürze auf den Markt kommt. Ein Kreativmarkt rundete den Landfrauen-Feiertag im KKC ab.

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